Die Märkte scheinen zufrieden zu sein. Das Rechtsspektrum hat scheinbar nicht so stark zugenommen wie befürchtet. Stimmt das eigentlich? Die wichtigsten Ergebnisse kommen für mich aus Großbritannien. Die Headline erschreckt ein wenig. Die Brexit-Partei von Farage wird mit über 30% klar stärkste Partei; die Konservativen von May fallen unter 10%. Aber es lohnt ein Blick auf die weiteren Ergebnisse. Sozialisten und Grüne konnten Zugewinne verbuchen. Zusammen mit den europafreundlichen Liberalen kommen die drei Parteien auf über 46% der Stimmen und liegen damit deutlich über der Summe der europafeindlichen Parteien ( Brexit und Konservative). Schottland, eher europafreundlich, ist noch nicht ausgezählt. Im Fazit: Trotz der erschreckenden Headline vielleicht nicht so schlecht; ein 2. Referendum könnte anders ausfallen falls es eins geben sollte. Auch in Frankreich lautet die Headline: Le Pen stärkste Partei. Aber auch hier sieht die Welt nicht so schlecht aus. Le Pen erzielte ein schlechteres Ergebnis als bei der letzten Europawahl und liegt nur wenig vor der Macron-Partei. Grüne haben zugelegt, Sozialisten sind bedeutungslos geworden. Aber in der Summe hat Le Pen nicht den Hauch einer Chance den näcghsten Präsidenten zu stellen. Italien hat wie erwartet das rechte Spektrum bestätigt. Das gilt auch für Polen und Ungarn. Italien ist dabei das für Europa größte Problem. Es rächt sich, dass Europa keine Solidarität gezeigt hat, als Italien von Flüchtlingen überflutet wurde. Man neigt schnell dazu einen Abgesang auf Sozialdemokraten einzuläuten, wenn man nach Frankreich und Deutschland schaut. Aber ganz so schlimm ist es europaweit nicht gekommen. Es gibt Hoffnung. In Spanien und in Holland wurden die Sozialdemokraten stärkste Partei, in einigen Staaten wie Dänemark gab es Zugewinne. In Deutschland haben die Grünen massiv zugelegt, aber ähnliche Ergebnisse wurden in keinem anderen europäischen Land erreicht. In der Summe denke ich, dass es tatsächlich besser gelaufen ist als man befürchten musste. Die verhalten positive Reaktion an der Börse ist nachvollziehbar. Ob es reicht die laufende Korrektur zu stoppen, bleibt fraglich. Denn schwieriger ist das Regieren auch in Europa geworden.
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