News - 04.11.07 18:50 Stahlkonzerne greifen Arcelor Mittal an
Chinas größter Stahlkonzern Baosteel hat einen massiven Ausbau seiner Kapazitäten angekündigt und will mit Hilfe von Nippon Steel Weltmarktführer Arcelor Mittal herausfordern.
"Wir wollen mit Nippon Steel eine strategische Allianz bilden, um ein Gegengewicht zu Arcelor Mittal zu schaffen", sagte Baosteel-Chef Xu Lejiang in Tokio. Die Partnerschaft werde den Charakter einer Sicherheitsachse haben, um Arcelor Mittal Paroli zu bieten, fügte Akio Mimura, Chef des weltweit zweitgrößten Stahlherstellers Nippon Steel , hinzu. Baosteel allein wird laut Xu seine Kapazitäten bis 2012 fast verdreifachen und sondiert den Bau neuer Werke im Mittleren Osten und Südostasien, aber auch in Osteuropa und Afrika. Ziel sei es, vom weltweit fünftgrößten Hersteller zur Nummer drei aufzusteigen.
Der neue Baosteel-Chef schlägt damit einen deutlich offensiveren Ton an als seine Vorgängerin Xie Qihua. Sie hatte sich zu internationalen Expansionsplänen eher zurückhaltend geäußert. Xus Äußerungen kommen nur wenige Tage, nachdem europäische Stahlhersteller eine Anti-Dumping-Klage gegen China eingereicht haben. Unter den Beschwerdeführern ist auch Arcelor Mittal. Die Europäer werfen Chinas Stahlherstellern vor, im eigenen Land Überkapazitäten zu verursachen und den überschüssigen Stahl zu Preisen nach Europa zu exportieren, die in einigen Fällen nicht einmal die Produktionskosten decken.
Auf Schwellenländer gesetzt
"Der schnelle Ausbau der chinesischen Stahlindustrie geht zu Ende", sagte Xu der Nachrichtenagentur Reuters und schwenkt damit auf die offizielle Linie der chinesischen Regierung ein, die eine Konsolidierung der inländischen Stahlindustrie zugesagt hatte. Baosteel müsse sich daher auf den Ausbau seiner Kapazitäten im Ausland konzentrieren. Dabei setze der Konzern vor allem auf Schwellenländer. Zurzeit baut Baosteel bereits ein Stahlwerk in Brasilien, um von den niedrigen Produktionskosten in dem südamerikanischen Land zu profitieren und verfolgt damit eine ähnliche Strategie wie etwa ThyssenKrupp. Bis 2012 soll die Produktionskapazität des chinesischen Stahlkonzerns von rund 28 Millionen auf 80 Millionen Tonnen wachsen. Dazu beitragen soll nun auch ein engerer Zusammenschluss mit Nippon Steel. Geplant sei, künftig auch bei der Erschließung neuer Rohstoffquellen und in Umweltschutzfragen zu kooperieren sowie Technologien auszutauschen.
In einem ersten Schritt gaben Baosteel und Nippon Steel den Ausbau ihres Joint Ventures in Schanghai bekannt, an dem auch Arcelor Mittal als Juniorpartner beteiligt ist. So soll dort die Produktion von Autoblechen bis 2010 um 50 Prozent steigen. "Wir hoffen, den Ausstoß bis 2010 so schnell wie möglich auf nahezu 1 Million Tonnen zu erhöhen", sagte Mimura. Schon heute steckt in jedem zweiten Auto auf der Welt Stahl von Baosteel. "Jeder Stahlhersteller sollte sich für eine Neuausrichtung bereit machen - oder er wird früher oder später übernommen", begründete Mimura die engere Kooperation. Die Übernahme von Arcelor durch Mittal im vergangenen Jahr habe die Branche stark verändert und zwinge die beiden Konzerne dazu, ihre Strategie anzupassen. "Ich und Herr Mimura werden überlegen müssen, was wir Herrn Mittal entgegensetzen können", sagte Xu.
Am Montag soll die Fusion von Arcelor und Mittal auf zwei außerordentlichen Hauptversammlungen abgeschlossen werden. Nachdem eine Opponentengruppe ihren Antrag auf einstweilige Verfügung zurückgezogen hatte, gilt die Zustimmung nur noch als reine Formsache. Mittal Steel hatte Arcelor für die Rekordsumme von 46 Mrd. $ übernommen.
Von Kirsten Bialdiga (Düsseldorf)
Quelle: Financial Times Deutschland
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