Es gab keinen Sachbeweis. Aber im Chemnitz-Prozess hat das Gericht den 24-jährigen Syrer Alaa S. wegen tödlicher Messerstiche auf Daniel H. zu neuneinhalb Jahren Haft verurteilt. Doch statt Ruhe gibt es nun Streit. Die Frage ist: Kann ein Urteil überhaupt befrieden? ....Kein einziger Sachbeweis Das Urteil gegen Alaa S. hat diesen Riss nicht gekittet. Im Gegenteil: Es hat ihn vertieft. Denn es wirft gleich eine ganze Reihe von Fragen auf. Der Hauptverdächtige, ein 22-jähriger Iraker, ist bis heute flüchtig. Und gegen Alaa S. gibt es bis heute keinen einzigen Sachbeweis. Keine DNA-Spuren auf der Tatwaffe, keine Blutspuren des Opfers an seiner Kleidung, keine Kampf- oder Abwehrverletzungen, keine Faserspuren. Nichts.
Der einzige Hauptbelastungszeuge, ein 30-jähriger Imbisskoch, verwickelte sich während des Prozesses in Widersprüche. Trotzdem stützt die Richterin ihr Urteil gegen Alaa S. auf seine Aussage. Es heißt, er habe Drohungen aus dem Umfeld des Angeklagten bekommen. Es gibt Prozessbeobachter, die zweifeln das an. Sie haben den Verdacht, dass Alaa S. als Bauernopfer herhalten muss in einem Prozess, der kurz vor der Landtagswahl die politischen Wogen glätten soll. Aber Herberger gilt als erfahrene Richterin – und als integer. Ein Strafrechtler, der den Prozess verfolgt hat, sagt, er habe überhaupt keinen Grund, ihr Urteil in Frage zu stellen. ..." https://www.cicero.de/innenpolitik/...-urteil-alaa-s-gericht-daniel-h
Im Zweifel für den Mob https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/...e-rechtsextremismus Das Urteil gegen den Geflüchteten Alaa S. basiert auf einer äußerst dünnen Beweislage. Man könnte glauben, das Gericht habe aus Angst vor der Straße entschieden. ...Fast ein wenig gruselig Dass das Gericht die Schwäche dieses einen Beweises gegen Alaa S. nicht einmal anerkennt, sondern gegen das Offensichtliche sogar noch behauptet, die Beweislage habe "jegliche Zweifel" an der Schuld ausgeräumt, das ist allein schon gruselig. Es stärkt die Vermutung, dass die Richter sich zumindest zum Teil von einem Motiv haben leiten lassen, das in einem Gerichtssaal nicht das Geringste verloren hat: Rücksicht auf die politische Situation in Sachsen. Konkret: dem Gedanken, dass man die Rechten jetzt nicht mit einem Freispruch auf die Straßen treiben darf.....Was wäre, fürchtete man jetzt wohl in Chemnitz, wenn nach einem Freispruch der wütende Mob wieder loszieht, zum Jahrestag der Chemnitzer Hetzjagden, eine Woche vor der Wahl?..."
https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/...chuldspruch/seite-2
Fakt ist: Bei der richterlichen Vernehmung vor der Hauptverhandlung wurde eine Tatnachstellung auf Video aufgezeichnet. Im Prozess wurde sie abgespielt. Man sieht darauf, wie Al-N. den Angeklagten Alaa S. mimt und einen Kopfstoß gegen Daniel H. simuliert. Den kann es ausweislich des rechtsmedizinischen Gutachtens aber kaum gegeben haben, kein Verletzungsmuster des Opfers spricht dafür. Zudem formt er seine Hand zur Faust und stellt vier Schläge nach – Schläge, keine Stiche. Dies aber kann auch nicht sein, da an Daniel H.s Leichnam keinerlei Einwirkung stumpfer Gewalt festgestellt werden konnte. Ein Messer habe er sowieso nie gesehen, bestätigte der Zeuge mehrfach. Und schlussendlich: Bei der Polizei hatte Al-N. ausgesagt, dass der zweite mutmaßliche Täter, der bis heute flüchtige Iraker Farhad A., bei dem Angriff hinter dem Opfer gestanden habe und von dort auf ihn einwirkte. Bei der Nachstellung aber platzierte er diesen hinter den vermeintlichen zweiten Angreifer Alaa S. Als der Staatsanwalt ihn auf diesen Widerspruch hinweist, trollt sich der Zeuge und stellt das Geschehen um...."
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