Der Schweizer Käseproduzent und Börsekandidat Emmi wird dank des Kaufs des Betriebes Ostermundigen der Swiss Dairy Food (SDF) Nummer Eins im Jogurtgeschäft und nun auch Eiskremeproduzent. Der Konzernumsatz wird damit um elf Prozent auf 1,85 Mrd. Schweizer Franken zulegen.
Mit dem Standort Ostermundigen übernimmt Emmi bereits den zwölften Betrieb der zusammengebrochenen Swiss Dairy Food (SDF). Vor drei Wochen brachte Emmi den Kauf des SDF-Käsegeschäfts unter Dach, am Mittwoch folgte die Berner Jogurt-, Quark- und Eisfabrik.
1999 erreichte das Unternehmen beim Umsatz die Milliardengrenze. Für 2002 werden 1,355 Mrd. Franken erwartet, und im 2003 sollen es, vor allem dank den SDF-Akquisitionen, bereits 1,850 Mrd. Franken sein. Der budgetierte Umsatz von Ostermundigen beläuft sich auf 180 Mio. Franken. Die Sparte Frischprodukte, zu denen neben Emmen und Ostermundigen auch Dagmersellen und Basel gehören, sollen insgesamt 470 Mio. Franken umsetzten.
Emmi ist damit bei den Milchfrischprodukten die Nummer Eins vor der Migros. Bei Jogurt, Quark und Kaffeerahm verfügt Emmi neu über Marktanteile von rund 40 Prozent, bei den in Flaschen gefüllten Frischprodukten von über 50 Prozent.
Zudem wird der Luzerner Konzern zum größten Eisproduzenten der Schweiz. Wie SDF, so wird auch Emmi in Ostermundigen jährlich 18 Millionen Liter Eiscreme für Unilever (Pierot Lusso) und Coop herstellen.
Im August hat der Verwaltungsrat der Emmi beschlossen im Jahr 2004 bzw. 2005 an die Börse zu gehen. Im Börse-Projektteam arbeiten die Zürcher Kantonalbank als Leadmanager und die Bank Reichmuth+Co als Co-Leader mit.
Interview mit CEO
Moneycab: Herr Huber, Emmi hat den Umsatz 2003 um 35 Prozent gesteigert. Wenn man aber bedenkt, dass 30 Prozent davon durch Akquisitionen generiert wurden, sieht das Resultat nicht mehr so toll aus.
Walter Huber: Fünf Prozent inneres Wachstum im Segment in dem wir tätig sind beurteile ich als gut. Es zeigt unsere Innovations- und Marktstärke.
Den Gewinn konnte Emmi um 115 Prozent steigern. Sie haben verschwiegen, wie viel davon von den Übernahmen stammt.
Das haben wir so nicht auseinandergenommen. Wichtiger ist, dass wir es geschafft haben, den grossen Brocken von 500 Millionen Franken Akquisitionen unternehmerisch zu verkraften und den Unternehmensgewinn zu verdoppeln.
Sie haben das Amt des CEO erst am 1. Januar 2004 angetreten, sind also für den letztjährigen Abschluss nicht verantwortlich. Haben Sie keine Angst, dass das Resultat 04 nebst den guten Zahlen 03 etwas gar schmal aussehen wird?
Wir haben zusammen mit dem Verwaltungsrat eine langfristige Strategie festgelegt. Wir streben in den nächsten Jahren ein durchschnittliches Wachstum von drei bis vier Prozent an und möchten den Unternehmensgewinn bei plus zwei bis drei Prozent stabilisieren. Ich denke, das ist mit unserer Leistungsstärke und den Vorgaben realisierbar.
Wie ist die grosse Differenz zwischen dem Umsatzwachstum von 35 Prozent und dem Gewinnwachstum von 115 Prozent zu erklären?
Wir konnten, bedingt durch den neuen Produktemix, die Bruttomargen steigern. Auf unseren neuen innovativen Produkten haben wir höhere Margen und auch im Frischproduktebereich sind unsere Margen gestiegen. Ausserdem stossen wir in den beiden Bereichen im Markt sehr stark vorwärts und sind erfolgreich mit dieser Strategie.
Sie wollen mit Emmi den europäischen Markt erobern - mit welcher Strategie?
Ja, wir sind voll auf Europakurs. Wir wollen in den Schlüsselmärkten Deutschland, Italien, Frankreich und England mit eigenen Vermarktungsgesellschaften präsent sein und wollen dort im Premiumsegment Zeichen setzen.
Wollen Sie dies mit den gleichen Produkten erreichen mit denen Sie auch in der Schweiz präsent sind oder lancieren Sie je nach Land auch neue Produkte?
Wir gehen nur noch mit Projekten auf den Markt, die international Erfolg haben.
Andere Unternehmen versprechen sich viel vom boomenden asiatischen Markt. Wieso expandiert Emmi nicht nach Osten?
Das sind unternehmerische Entscheide. Wir glauben, dass von der kulturellen Seite, vom Verständnis für die Produkte, von den Transportwegen und den Kostenüberlegungen her der europäische Markt für uns lukrativer ist. Das schliesst aber nicht aus, dass wir, wenn das Europageschäft verankert ist, neue Märkte im Osten erschliessen.
Noch ein Wort zum Börsengang (IPO), wie sieht die Planung aus?
Wir möchten bis Ende April endscheidungsreif sein und es ist denkbar, dass wir Anfangs 2005 an die Börse gehen.
Das IPO bringt auch immer eine Öffnung gegenüber dem Publikum mit sich. Haben Sie keine Angst, dass zum Beispiel ein grosser europäischer Konkurrent strategische Aktienkäufe tätigt?
Der Hauptaktionär bleibt dies auch nach dem Börsengang. Damit ist Emmi für strategische Investitionen unserer grossen Mitbewerber, wie zum Beispiel Nestlé, nicht von Bedeutung.
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