Ich bin da wesentlich negativer eingestellt als du. Hatten wir ja gestern bereits. Ich hoffe natürlich auf den gleichen Verlauf wie du und wenn ich am Ende zu wenig Long war, dann wäre es etwas was ich in Kauf nehmen würde, da wir um ein großes wirtschaftliches Problem, das ich sehe, herumkämen: Dein Link, dass VW zuversichtlich ist, ist für mich nur die eine Seite der Medaille. Prinzipiell hatten wir auch 2009 gar keine Krise mit der Produktion. Wir hätten überall produzieren können und trotzdem ist die Welt abgeschmiert. Das vorhandene Angebot muss nämlich auf eine entsprechende Nachfrage treffen, damit Umsatz geschaffen werden kann. Ich hab ja auch nichts davon, wenn ich den ganzen Tag zu Hause Papierschnipsel schneide. Dann habe ich viel gearbeitet und trotzdem kauft sie mir keiner ab. Mal eine kleine Überlegung aus Sicht eines Selbstständigen: Ab Mai dürfen wir alle wieder raus, juhu. Nun ist aber klar, dass noch immer kein Medikament oder ein Impfstoff existiert. Das heißt, mein Unternehmen wird weiterhin unter dem Damokles-Schwert sein, dass es jederzeit wieder zum Shut-Down kommen kann. Ich werde also den Teufel tun, meine Reserven für Investitionen zu nutzen, ehe diese Mittel existieren. Für den Großteil des Unternehmertums wird hier die Sicherheit wichtiger sein, als die Chance. Da ich also Liquidität horte, werde ich mir eben kein neues Dienstfahrzeug zulegen. Dann kann sich VW über seine Autoproduktion freuen wie sie wollen, aber sie werden diese nicht mehr los. Und der Anteil der gewerblichen Zulassungen ist mit 66% ganz entscheidend für die Autofirmen. Aber auch privat gilt dasselbe. Über alle schwebt die Gefahr, dass es zu weiteren Shut-Downs kommt mit der Gefahr für Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit. Diese Leute werden ebenfalls dieses Jahr auf vieles Verzichten, vor allem die, die auch jetzt schon davon betroffen sind. Die Meinungen werden für diese Leute eher sein: Vielleicht hält die Ölheizung ja doch nochmal ein Jahr und die Autoreparatur mache ich vlt doch nicht beim Vertragshändler. Und genau hier liegt doch die Gefahr für die Weltwirtschaft. Es ist doch nicht, dass die Produktion still steht, sondern dass die Menschen das Geld nicht mehr ausgeben werden. Damit rutschen wir in das schlimmste aller Probleme: Deflation. Um genau dies zu verhindern, sehen wir wie bereits Helikoptergeld abgeworfen wird, bis die Menschen und Unternehmen dran ersticken. Alles damit die Nachfrage nicht einbricht, mit Angebot hat das wenig zu tun meines Erachtens. Genau diese Erkenntnis, dass wir einen massiven Nachfrageschock erleben werden, sehe ich bisher überhaupt nicht berücksichtigt. Die Menschen haben nur Corona im Kopf und dass die Werke still stehen. Für mich haben die Wenigsten bisher die wirtschaftliche Konsequenz der Verunsicherung von Konsumenten im Kopf. Und genau diese wird den Indizes letzlich das Genick brechen. Das wird nicht morgen oder übermorgen sein, sondern vielleicht erst in Q3. Es hat auch Monate gedauert von Lehman bis zum realen Einbruch der Wirtschaft.
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