Ökobilanzen: "Ein Bierdeckel reicht eben nicht"

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8215 Postings, 8386 Tage SahneÖkobilanzen: "Ein Bierdeckel reicht eben nicht"

Standpunkt: Stoffstromexperte Mario Schmidt empfiehlt, die Ökobilanzmethode weiter zu entwickeln und stärker einzusetzen

Ökobilanzen: "Ein Bierdeckel reicht eben nicht"  

VDI nachrichten, Pforzheim, 27. 4. 07, swe - Lebensweganalysen - kurz Ökobilanzen - sind in der aktuellen Klimadiskussion ein unverzichtbares Instrument, fachlich richtige Lösungen zu finden - statt puren Aktionismus walten zu lassen. Richtig eingesetzt liefern sie wertvolle Entscheidungshilfen, gerade wenn es um die ökologische Bewertung komplexer Produkt- und Techniksysteme geht. Deutschland war in diesem Bereich einmal führend, verspielt jetzt aber seine Chancen, meint Mario Schmidt, Direktor des Instituts für Angewandte Forschung und Professor an der Hochschule Pforzheim.

Kurt Beck, der SPD-Vorsitzende, hatte es Ende Februar einmal versucht. Er zählte in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" Nachteile der Kernenergietechnik auf. Zugegeben: Seine Analyseergebnisse zur Kernkraft waren noch nicht ganz ausgereift. Es war eher eine Bierdeckel-Ökobilanz.

Was aber zählt, ist der Wille. Der Wille zu einer ganzheitlichen Bilanzierung, die die Umweltsünden nicht nur in der Betriebsphase, sondern bei der Herstellung der Anlagen, der Bereitstellung der Rohstoffe, der Entsorgung der Altanlagen und des Abfalls mit einbezieht.

Der Politiker Kurt Beck hat im Prinzip das gemacht, was in Fachkreisen als Life Cycle Assessment - oder kurz: LCA - bezeichnet wird. In Deutschland sagt man nach wie vor "Ökobilanz" oder "Lebensweganalyse" dazu.

Gemeint ist damit allerdings nicht jener Produktlebenszyklus, den die Produktentwickler und Produktmanager im Kopf haben. Vielmehr wird ein Produkt über den gesamten materiellen "Lebensweg" - von der Rohstoffgewinnung bis zur Entsorgung - in seinen Umweltauswirkungen bilanziert.

Solche Analysen sind wichtig. So wies die United Nations University vor wenigen Wochen auf die Klimawirksamkeit von Elektro- und Elektronikgeräten hin - gemeint war der Einsatz von Rohstoffen. Diese müssen aufwendig gewonnen werden und dieser Aufwand ist mit jedem Neugerät verbunden. Die Herstellung eines PCs verbraucht demnach rund das Zehnfache seines Gewichts an fossilen Energieträgern.

Der Zentralverband der Elektro- und Elektronikgeräteindustrie ZVEI betont dagegen, dass durch den Ersatz alter Elektrogeräte ein riesiges Energieeinsparpotenzial besteht: Neue Geräte verbrauchen meistens weniger Strom als die alten.

Was ist also besser? Wegwerfen und neu kaufen? Oder die Geräte, auch wenn es Stromfresser sind, möglichst lange nutzen?

Das zu entscheiden, braucht es eine Ökobilanz. Eine derartige LCA-Bilanz berücksichtigt solche Aspekte. Sie macht keinen Halt vor politischen oder geographischen Grenzen.

Es spielt keine Rolle, ob ein Auto in Deutschland oder Spanien hergestellt und in Rumänien oder Russland entsorgt wird. Denn so viel haben wir gelernt: Wo die Belastungen durch ein Produkt auftreten, ist der Umwelt (dem Klima erst recht) egal; sie sind immer irgendwie und irgendwo schädlich.


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02.05.07 12:53

1857 Postings, 6261 Tage HagenstroemStoffstromexperte Mario Schmidt hat recht

Er und sein Institut für Angewandte Forschung brauchen schließlich einen Berechtigungsnachweis. Was liegt als näher, als längst erfolgserprobte Modelle zu kopieren. Ich stelle mir da eine TÜV (oder anderweitig) zertifizierte Ausgabe von Dokumenten vor, die dem Inhaber bescheinigen, dass er nach ökologischen Gesichtspunkten korrekt handelt. Sagen wir mal eine DIN/ISO 9008, die anfangs den Unternehmen unterschwellig auferlegt wird und nach Abgrasen dieses Gebietes dann auch breit angelegt im privaten Bereich Fuß fassen kann. Und mit allen was dazu gehört versteht sich. Regelmäßige Kontrollen und Überprüfungen, Dokument, amtsähnlicher Stempel und eine fette Unterschrift vom staatlich geprüften Prüfer. Nichts ist erbaulicher als ein reines und verbrieftes Gewissen.  

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