Er ist überfordert. Die Zeiten sind im zivilisierten Europa endgültig vorbei, eine Sezession zu unterdrücken, möglicherweise gar gewaltsam.
Klüger wäre es von der Zentralregierung gewesen, als einfallslos und repressiv die Unabhängigkeitsbewegung vorzugehen, etwa eine Abstimmungspflicht einzufordern, wogegen selbst die Separatisten schwerlich etwas einwenden könnten. Denn ob dieses Referendum genügend Aussagekraft und demokratische Legitimation besitzt, bei dem sich nur 42 Prozent der Bevölkerung zu dieser bedeutenden Frage geäussert haben, kann man zu Recht anzweifeln - ob man nun für oder gegen die Unabhängigkeit ist.
Falls dann noch die Mehrheit für die Abspaltung wären, dann wäre es klug von Rajoy, dieses Votum als Sebstbestimmungsrecht des katalanischen Volkes anzuerkennen und die künftigen Beziehungen Spaniens zu einem souveränen Katalonien im friedlichen Dialog zu gestalten.
Im anderen Fall wäre der Seperatistenbewegung die demokratische Legitimation entzogen und ihre Bewegung wäre damit inhaltlich hohl und gescheitert. Erst in einem solchen Fall wäre der Zentralregierung infolge der demokratischen Legitimation den Rücken soweit gestärkt, die separatistischen Aktivitäten mit den Mitteln des Rechtsstaates zu unterbinden, wozu sicherlich dann auch nötigenfalls Zwang gehört.
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