UPDATE/Nord Stream 2 entzweit Berlin und Warschau weiter
--Polen will russisches Monopol bei Gasversorgung verhindern --Merkel nach wie vor für Bau der Röhre --Trumps Staatssekretär lehnt Nord Stream 2 entschieden ab (NEU: Hintergrund polnische Gasversorgung, Position USA, Details) Von Christian Grimm
BERLIN (Dow Jones)--Im Streit um den Bau der Gasröhre Nord Stream 2 bleiben die Positionen zwischen Deutschland und Polen verhärtet. Der Besuch des neuen polnischen Ministerpräsidenten Mateusz Morawiecki bei Kanzlerin Angela Merkel (CDU) brachte keine Annäherung. Morawiecki stellte sich klar gegen die Pipeline unter der Ostsee zwischen Russland und Deutschland. "Es ist wichtig, dass nicht eine Seite hier (Russland) das Monopol hat und Preise aufzwingen kann", sagte er. Polen kämpft im Verbund mit anderen osteuropäischen Ländern und der EU-Kommission gegen das Milliardenprojekt. Befürchtet wird eine totale Dominanz Russlands bei der Versorgung des Kontinents mit Energie. An der Finanzierung von Nord Stream 2 sind die beiden deutschen Konzerne Wintershall und Uniper beteiligt, die jeweils 950 Millionen Euro dafür bereitstellen wollen. Die Hauptlast trägt der russische Energieriese Gazprom, der auch das Gas liefern würde. Merkel steht hinter der Röhre Die Bundesregierung unterstützt den Bau. Die Behörden in Mecklenburg Vorpommern, wo das Gas in Deutschland ankommen soll, erteilten bereits die Genehmigung für die Verlegung der Rohre - allerdings nur für das kurze Teilstück auf deutschem Territorium. "Nach unserer Auffassung ist das ein wirtschaftliches Projekt", erklärte Merkel. Sie versuchte damit, die Ängste in Osteuropa vor russischer und deutscher Hegemonie auszublenden. Sie verwies darauf, dass Polen durch die Errichtung eines Flüssiggasterminals und eine geplante Röhre nach Skandinavien seine eigene Versorgung breit auffächern könne. Die Kanzlerin bestand allerdings wie Morawiecki darauf, dass "die Ukraine nicht vom (Gas-)Transit abgeschlossen" werden dürfe. Die osteuropäischen Staaten nehmen durch die Weiterleitung des Brennstoffs Milliarden ein. In der Vergangenheit hatte ihnen der Kreml nach Streitigkeiten aber den Gashahn zugedreht. Durch das Flüssiggasterminal in Swinemünde und die geplante Pipeline nach Norwegen versucht Polen, seine Abhängigkeit von den Lieferungen aus Russland zu senken. Heute werden noch knapp zwei Drittel des Bedarfs von Gazprom gedeckt. Allerdings ist Flüssiggas oder LNG teurer als das Pipelinegas aus dem hohen Norden oder fernen Osten. Auch Washington will Nord Stream 2 vereiteln Neben den Osteuropäern sind auch die USA in Opposition zu Nord Stream 2. Sie wollen den Anteil amerikanischen LNGs auf den Weltmärkten stärken und haben für den russischen Energiesektor Sanktionen angedroht, die auch die Financiers der Leitung treffen könnte. Präsident Donald Trumps designierter Staatssekretär für Energie, Francis Fannon, machte am Donnerstag bei einer Anhörung im Senat diese Haltung noch einmal plastisch. "Die Position der Vereinigten Staaten ist nach meinem Verständnis die entschiedene Ablehnung dieser Pipeline", sagte Fannon.
Die Röhre hat insgesamt eine Länge von 1.225 Kilometern und wird den Planungen nach 8 Milliarden Euro kosten. Sie soll weitestgehend parallel zur Gasleitung Nord Stream 1 verlegt werden, die seit 2011 in Betrieb ist. Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com DJG/chg/kla (END) Dow Jones Newswires February 16, 2018 10:42 ET (15:42 GMT)
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