Unter Kohl gab es massiven Neubau durch die Sonder-AfA in Berlin und im Umland. Das Wohnungsangebot war ausreichend. Es gab sogar Leerstand und wurde noch bis vor 10 Jahren zurückgebaut, also abgerissen. Der Senat, vorwiegend rot-rot, privatisierte zwischen 1990 und 2005 insgesamt 209.000 Wohnungen zu Niedrigpreisen. Trotzdem fielen die Mieten leicht und waren erst 2009 wieder auf dem Niveau des Jahres 2004. Hatten die privaten Abzocker 5 Jahre lang vergessen, abzuzocken? Nein, es gab einfach ein ausreichendes Angebot, das die Mieten stabil hielt. Ab 2003 wuchs die Berliner Bevölkerung, ab 2011 sogar massiv jährlich um 40.000 bis 65.000 Personen, 2018 "nur" gut 36.000. Gebaut wurden 2010 bis 2017 aber nur 65.000 Wohnungen. Die Bestandsmieten in Berlin betrugen 2017 im Gesamtbestand im Schnitt 5,98 €/m², bei Wohnungen mit Mietpreisbindung 6,24 €/m² und bei preisfreien Wohnungen 5,95 €/m². Die Bestandsmieten der Deutsche Wohnen liegen in Berlin aktuell im Schnitt bei 5,98 €/m², die der Vonovia bei 6,62 €/m² in 2018. Bei Neuvermietungen liegen die Preise höher. So bietet die Vonovia z.B. 51 m² für 373 € kalt in Neukölln an und 91 m² für 687 € kalt in Reinickendorf an, aber auch Wohnungen für 12,44 €/m² in Charlottenburg. Die kommunale Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte mbH vermietet aktuell in Spandau eine 112,63 m²-Wohnung für 1.351,50 € kalt also 12 €/m².
Problem sind also nicht die Bestandsmieten sondern die Mieten bei Neuvermietungen. Da der Wohnungsbau aus unterschiedlichsten Gründen zu gering ist, öffnet sich die Schere zwischen wachsender Nachfrage und Angebot immer weiter.
Die können da enteignen, wie sie wollen, das löst das Problem nicht. Allerdings verbraten sie bei den Enteignungen (am liebsten würde man gerade 243.000 Wohnungen enteignen) das Geld, das sie für öffentlichen Wohnungsbau bräuchten als Entschädigung für die zu enteignenden Eigentümer.
Der typische Berliner Witz übrigens: in Eberswalde, mit der gut getakteten Regionalbahn nur 37 Minuten vom Berlin Hauptbahnhof entfernt, kann man aktuell Wohnungen für 4,30 bis max. 10 Euro pro m² mieten, im Schnitt so bei 5,50 bis 7 Euro. Die Stadt bietet sogar Probewohnen für ihre kommunalen Wohnungen an und für Umzugswillige ein Paket mit freien Eintritten für Einrichtungen der Stadt und freien Personennahverkehr. Aber demonstrieren scheint einfacher zu sein als da hin umzuziehen.
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