ich stell hoer ma einen auszug von einem artikel ein, ersetzt ma den namen von ping an durch wirecard und wo von versicherer gesprochen wird, ersetzt ihr das mal im wesentlichen mit „zahlubgsdienstleister“
die die mit visionen nicht so gesegnet sind haben dann vll einen besseren einblick wo wtc im wesentlichen in der zukunft tätig sein sollte / wird.
hatte das schon ma an andere stelle gepostet aber der kurs von morgen früh 9.00 uhr ist ja interessanter.
wtc, here we are:
@lucas: hier ein auszug aus einem artikel über den versicherer ping an. fachlich nicht tiefgehend aber schon sehr trefflich wenn man sich nicht auf gewisse branchen wie doctor-branche versteift.
das filetieren und spezifizieren kann gerne zwetschge übernehmen, da bin techn. zu sehr laie.
......Es ist genau diese Entschlossenheit, mit der Peter Ma Ping An innerhalb von drei Jahrzehnten groß gemacht hat. Zu einem Konzern, der bei Umsatz- und Prämienvolumen in einer Liga mit den europäischen Traditionsadressen Axa und Allianz spielt, aber deutlich höhere Gewinne abwirft und an den Kapitalmärkten weitaus wertvoller ist.
Mit einer seltenen Mischung aus strategischer Weitsicht, unternehmerischem Mut und politischem Geschick hat Ma einen gigantischen Supermarkt aufgezogen, der mit Autopolicen, Lebensversicherungen, Hypothekendarlehen, Kreditkarten und Kontoverbindungen sämtliche finanziellen Aspekte im Leben seiner Kundschaft abdeckt. Und ähnlich wie SAP oder Microsoft verkauft Ping An seine selbst entwickelten Software- und Analysetools auch an andere Finanzadressen.
Der Gründer züchtete Ping An zu einer Hightechmaschine heran. Policenverkäufer werden mit Videoanalysen ausgesucht, die Lügendetektorqualität haben. Sprachroboter ersetzen Callcentermitarbeiter, die Blechschäden in der Autoversicherung werden minutenschnell und nahezu vollautomatisch abgewickelt.
Vor allem aber dehnte Peter Ma das Geschäftsmodell auf Gebiete weit jenseits der Grenzen des klassischen Bank- und Versicherungsgeschäfts aus. Mit Autohome betreibt Ping An die mit 29 Millionen Usern täglich größte Gebrauchtwagenplattform Chinas. Und rund 500.000 registrierte Nutzer suchen Tag für Tag medizinischen Rat auf dem konzerneigenen Gesundheitsportal Ping An Good Doctor.
Die Konkurrenten auf diesen Feldern heißen nicht mehr Axa oder Allianz, es sind Internetplattformen wie Alibaba oder Tencent, die chinesischen Gegenstücke zu Google oder Amazon.
"Ping An ist ein Hybrid aus einem hochprofessionell arbeitenden klassischen Versicherer und einem extrem innovativen Fintech", sagt Christian Mylius, für die Assekuranz zuständiger Partner der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY: "Wenn sich der Konzern so weiterentwickelt, kann Ping An in der Versicherungsindustrie eine ähnliche Wucht entfalten, wie sie Amazon im Handel erreicht hat."
Der Konzern hat seinen Ursprung im marktwirtschaftlichen Experimentierfeld von Shenzhen, wo Peter Ma in den 80er Jahren bei der China Merchants Group arbeitete. Dort trieb er die Gründung des ersten Versicherers westlicher Bauart voran. 1988 fing er an, Autopolicen zu verkaufen, 1995 folgten Lebensversicherungen, wenig später Bank- und Wertpapierdienstleistungen.
Ein Gigant, gebaut aus Daten
Seine Vertreter ließ Ma zum morgendlichen Appell antreten und Kampflieder singen. Er setzte hohe Ziele (600 Dollar Neugeschäftsprämie pro Monat mussten die Verkäufer anwerben) und zahlte exzellent. Zur Jahrtausendwende gingen seine 100 Topverkäufer mit 120.000 Dollar und mehr pro Jahr nach Hause. Das chinesische Durchschnittseinkommen lag damals bei 760 Dollar. Bis heute sorgt er dafür, dass Mitarbeiter, die sich seiner Vorstellung von Hochleistungskultur nicht bedingungslos unterwerfen, schnell gehen müssen.
Seine Führungskräfte rekrutierte er von Anfang an in Singapur, Hongkong oder Taiwan. Noch heute sind mehr als die Hälfte der hundert wichtigsten Manager Auslandschinesen. Mit den Wall-Street-Häusern Goldman Sachs und Morgan Stanley holte er sich früh ausländische Aktionäre an Bord. Er beschäftigte Heerscharen von McKinsey-Beratern, in der Zeit nach der Jahrtausendwende auch den heutigen Allianz-Chef Oliver Bäte (54).
Kaum ein Konzern auf der Welt weiß mehr über seine Kunden als Ping An. Während Amazon oder Alibaba lediglich das alltägliche Konsumverhalten ihrer Kunden kennen, hat Ping An (Chinesisch für Sicherheit und Ruhe) über seine kombinierten Bank- und Versicherungsaktivitäten tiefen Einblick in die Vermögensverhältnisse seiner Klientel.
Der Konzern gibt enorme Summen aus, um dieses Wissen auf seinen Plattformen digital zu vernetzen, neue Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln und die Kundschaft über alle verfügbaren Onlinekanäle mit möglichst großen Teilen des Sortiments zu versorgen. 30.000 Entwickler, 800 Datenanalysten und 200 Experten für künstliche Intelligenz stehen auf den Ping-An-Gehaltslisten. 18.000 Patente auf seine technologischen Entwicklungen hat das Unternehmen bislang angemeldet.
Rohstoff Kunde
"Es gibt wohl keinen Finanzkonzern weltweit, der so stark auf neue Technologie setzt wie Ping An", sagt Chief Innovation Officer Larsen. "Der Erfolg der vergangenen Jahre erklärt sich durch die Bereitschaft, mit neuen technischen Möglichkeiten zu experimentieren, sie so schnell wie möglich in den Alltag zu integrieren und dafür substanzielle Ressourcen einzusetzen."
Larsens Eigenwerbung findet ihre Entsprechung in der Wirklichkeit. Aus Sicht eines europäischen Versicherungskunden wirkt das bisweilen so, als ob er in einen Science-Fiction-Film geraten sei. Im Schnitt dauert es etwa 168 Sekunden, bis Blechschäden nach Auffahrunfällen oder ähnlich simpel gelagerten Karambolagen reguliert sind, vom Eingang der Schadensmeldung bis zur Zahlungszusage. Dabei werden die Smartphonekameras der Ping-An-Kunden zu Augen, die im Hintergrund laufenden Analysesysteme zum Schadensgutachter.
Unmittelbar nach einem Unfall fotografiert der Fahrer Beulen und Kratzer. Anschließend gleicht die Software das hochgeladene Bildmaterial mit einer Datenbank ab, in der 25 Millionen Ersatzteile gespeichert sind, die standardmäßig in den 60.000 auf dem chinesischen Markt erhältlichen Automodellen verbaut werden. Die mit Bilderkennungssystemen gekoppelte Regulierungssoftware bewertet im nächsten Schritt, ob Mechaniker die beschädigten Teile reparieren können oder austauschen müssen. Anhand der Lohnkosten von landesweit rund 140.000 Partnerwerkstätten rechnen die Maschinen den Reparaturaufwand hoch.
Am Ende erscheint auf dem Smartphone eine Liste mit den notwendigen Ersatzteilen, dazu der Kostenvoranschlag einer möglichst nah am Unfallort gelegenen Werkstatt. Sobald der Fahrer das Angebot akzeptiert, überweist Ping An die Summe. 7,3 Millionen Autounfälle oder 62 Prozent aller Kfz-Schadensfälle wickelte Ping An im vergangenen Jahr auf diese Weise ab – vollautomatisch, ohne menschliche Hilfe. 750 Millionen Dollar lassen sich so jedes Jahr einsparen.
"Ping An ist der Weltmarktführer, wenn es darum geht, neuartige Technologien schnell und flächendeckend einzusetzen", gibt der Strategiechef eines großen europäischen Konkurrenten zu, "sie sind sehr viel weiter als etwa die Axa oder Allianz."
Allerdings nutzt Ping An seine Kunden auch schonungslos als Rohstoffquelle für seinen gewaltigen Datenhunger. Bei der Bonitätsprüfung seiner Kreditklientel etwa setzt der Finanzarm des Konzerns auf ein System verknüpfter Stimm-, Bild- und Gesichtserkennungssoftware. Interessenten für Hypothekenkredite führen eine Art Bewerbungsgespräch über eine Handy-App, beantworten lange Listen mit Fragen. Noch während der Aufzeichnung werten die Rechner das gesendete Bildmaterial aus. Anhand von 54 exakt definierten Änderungen der Gesichtszüge, sogenannten Mikroexpressionen, sollen die Analyseroboter darüber befinden, ob die potenziellen Kunden bei der Wahrheit bleiben oder lügen.
Ähnliche Programme nutzt der Konzern, wenn es um die Verstärkung seines fast 1,4 Millionen Köpfe zählenden Vertreterheeres geht. Mit 80 Prozent beziffert die Ping-An-Führungsspitze die Trefferquote ihrer selbst entwickelten und an Lügendetektoren aus Hollywood-Agentendramen angelehnten Technologie.
"Ganz abgesehen davon, dass solche Dinge in Europa gar nicht zulässig sind, habe ich meine Zweifel, ob diese Systeme tatsächlich messen, was sie messen sollen", sagt Tanja Schneeberger, Psychologin am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz. "Es ist wissenschaftlich völlig ungeklärt, welche Art von Emotionen sich in der Veränderung der Gesichtszüge überhaupt Ausdruck verschaffen, wenn ein Mensch lügt."
Technologie als Waffe
Bedenken dieser Art spielen in der mit rasanter Geschwindigkeit zusammenwachsenden Tech- und Finanzindustrie Chinas jedoch kaum eine Rolle. Ping An hat aus dem Weiterverkauf der weitgehend von den eigenen Entwicklern gebauten Softwarepakete ein florierendes Geschäft gemacht – und sich auf diese Weise Zugang zu noch größeren Datenmassen verschafft. 22 Autoversicherer haben bislang Lizenzen für das superschnelle Schadenabwicklungssystem gekauft. 460 chinesische Banken nutzen die ursprünglich für den Finanzarm des Konzerns konstruierten Softwarelösungen. Rund 1800 kleinere und mittlere Finanzdienstleister laufen auf der Ping-An-IT-Plattform.
Inzwischen verkauft der Konzern seine Programmierkapazitäten auch an Behörden. Ping An entwickelt Leitsysteme, mit denen sich die Verkehrsströme in den großen Städten steuern lassen. Stadtverwaltungen können ihr Budget mit Ping-An-Software optimieren. Und die Bürger des Wirtschaftszentrums Shenzhen nutzen Ping-An-Software, wenn sie sich in das Verwaltungssystem der Stadt einloggen, um ihren Behördenkram zu erledigen.
Dies ist auch die Waffe, die Ping An jetzt in Europa testet. Bei der Berliner Firma Finleap, die Fintech-Start-ups in Serie gründet, ist Larsen Ende 2018 mit seinen Fonds eingestiegen. Das Kalkül: "Wir schauen, wie wir unsere Software in die Firmen injizieren." Wenn es für die Chinesen gut geht, laufen demnächst eine Reihe wachstumsstarker deutscher Fintechfirmen mit ihrer Software – und breiten das Ping-An-Netz langsam über Europa aus.
Wachstumstreiber des Imperiums aber bleibt derweil das 200 Millionen Klienten umfassende Privatkundengeschäft in China. "Wir wollen unsere Kunden bei wichtigen finanziellen und anderen Entscheidungen ihres Lebens begleiten und unterstützen", umreißt Larsen die nächsten Jahre, "bei Kauf und Finanzierung von Autos und Immobilien, beim Vermögensaufbau und bei der Gesundheitsvorsorge." Um jedes dieser Felder baut der Konzern Internetplattformen mit einem Dienstleistungsangebot, das weit über die Produktpalette eines typischen Finanzdienstleisters hinausgeht. Ping An folgt stattdessen digitalen Großmächten wie Google, Alibaba oder Amazon.
Der digitale Gesundheitsdienstleister Good Doctor etwa bietet seinen 300 Millionen registrierten Usern einen Rundumservice: Er berät per Software bei medizinischen Standardfragen, vernetzt 2,3 Millionen zahlende Patienten mit 1200 eigenen und 5300 unabhängigen Ärzten. Er vermittelt an 3000 Krankenhäuser und 32.000 Apotheken, die Medikamente im Zweifel innerhalb einer Stunde liefern sollen.
Über die Gebrauchtwagenplattform Autohome laufen rund 32 Prozent des privaten Autohandels in China. Rund 14.000 Händler wickeln ihre Verkäufe darüber ab. Auf der 2011 gegründeten Wertpapierhandelsplattform Lufax kaufen und verkaufen mehr als zehn Millionen private und institutionelle Kunden Fonds und andere Finanzprodukte.
Schwer zu kopieren
Die Start-ups liefern ungeheure Datenmengen, mit deren Hilfe sich neue Geschäftsfelder erschließen und alte optimieren lassen. Wenn sich Kunden beispielsweise über Good Doctor medizinisch beraten lassen, liefert das dem Konzern wertvolle Daten, die für die Kalkulation neuer Krankenversicherungsprodukte genutzt und für den Aufbau einer landesweiten Gesundheitsinfrastruktur ausgebeutet werden sollen.
Für den Verkauf von Policen und Bankdienstleistungen erweisen sich die Plattformen schon heute als Türöffner. 35 bis 40 Prozent aller Neukunden gewinnen die Finanz- und Versicherungseinheiten bereits auf diesem Weg.
Obwohl viele der Neuentwicklungen noch rote Zahlen schreiben, peppen sie die Konzernbilanzen bereits gewaltig auf. Die in Hongkong und an der Nasdaq notierten Töchter Autohome und Good Doctor kommen auf eine Marktkapitalisierung von zusammen 18 Milliarden Dollar. Das mit reichlich Venture-Capital-Mitteln ausgestattete Finanzmarktforum Lufax erreichte in der letzten Finanzierungsrunde Ende 2018 eine Bewertung von fast 40 Milliarden Dollar. Alles in allem stehen die digitalen Neu- und Ausgründungen mit gut 70 Milliarden Dollar in den Büchern (siehe Grafik "Fünf Einhörner")......
|