Dann muss man sehen, das Thyssen-Krupp sich aus seinen Abenteuern in Amerika und Brasilien mit Milliarden Euro Verlusten zurückgezogen hat. Synergieeffekte gäbe es, wenn man seinen selbst produzierten Stahl auch selbst vertreibt. Das ist in den USA also gar nicht möglich. Sinn ergibt das allerhöchstens für den Teil von Klöckner&Co in Europa, den Thyssen-Krupp direkt als Absatzkanal mitbedienen könnte und bei dem man seine Logistiknetze vllt. optmieren könnte.
Aber auch selbst dort ist unbekannt, wieviel das bringt. Das Gewinnpotential einer hochprofitablen Aufzugssparte wird man sicher nicht als Synergiegewinn generieren - oder? Damit fällt die ganze Sinnhaftigkeit des Vorhabens, das Tafelsilber ("den Gesunden") zu verkaufen und den Erlös dazu zu verwenden, aus "zwei Kranken einen Gesunden machen zu wollen". Da behält man doch besser den Gesunden und versucht den Kranken zu heilen, anstatt später zwei Kranke zu haben.
Das Gegenteil ist die Salzgitter AG. Die hat ihre Erlöse der Vergangenheit dazu genutzt, um sich mittlerweile 30 % minus eine Aktie an der Aurubis AG zu sichern. Die Aurubis AG ist nicht im Stahlbereich aktiv, sondern wesentlich im Kupferrecycling und 2020 mit dem Zukauf der Metallo-Gruppe auch bedeutend bei anderen recycelten Metallen. Die Zukunft ist hier die Multi-Metal-Group. Dazu baut man den Stahlbereich nicht quantitativ aus, sondern qualitativ mit einem immer höheren Anteil an Hochleistungsstahl. Abseits davon ist die Aurubis AG eines der finanziell attraktivsten Übernahmeziele in Europa - 3 neue Großaktionäre mit größer 3, 5, 10 % waren da die letzten Wochen zu vermelden.
Die Investitionen von Klöckner & Co. in Richtung Anarbeitung sind vllt. erfolgreich, haben aber in Gänze auf die vielen Ländergesellschaften nicht den ablesbaren Erfolg im Unternehmensergebnis gebracht. Mit dem Stahlhandel an sich kann man "keinen Blumentopf gewinnen". Für einen Stahlhersteller ist das anders, weil er damit seine Wertschöpfungskette erweitert.
Ein reiner Händler sitzt zwischen Herstellern und Abnehmern und muss die Preisschwankungen in seinem Lager auffangen. Steigt der Preis, dann macht er Gewinn auf die Lagerware; fällt der Preis, macht er Verlust. Fällt der Preis lange, hat er die Gewinne als Dividende etc. ausgekehrt, dann sind Puffer weg und es kann brenzlig werden. Ein Hersteller und Händler ist da risikoärmer aufgestellt.
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