... bezüglich der Sterberate leider nicht im geringsten. Heute Vormittag veröffentlichte KenFM ein "Empörungsvideo", das uns davor warnen soll, dass wir schon morgen alle unsere Grundrechte abgeben müssten. Die Begründung ist auch hier, dass die Lethalität doch gerade einmal 0,37% betrage und wir alle wegen einer Grippe durch unsere autoritär handelnden Machthaber unterdrückt würden.
Meine Vermutung ist, dass viele das eigentliche Problem dieser Krise noch immer nicht verstanden haben: Unsere Systeme in Deutschland sind aktuell auf eine durchschnittliche Sterblichkeit von ca. 1,4% pro Jahr ausgerichtet. Das Ganze verteilt sich obendrein noch über das gesamte Jahr, so dass wir also davon ausgehen können, dass monatlich im Durchschnitt etwa 0,11% der Bevölkerung in Deutschland verstirbt. "Durchseuchen" wir unsere Gesellschaft aber innerhalb von 3 Monaten (länger braucht es meinen Berechnungen nach nicht für ca. 85% der Bevölkerung), dann verdoppelt sich in diesem Zeitraum die Zahl der Todesfälle nahezu. Statt ca. 90.000 Menschen würden dann in diesen Monaten über 170.000 Menschen das Zeitliche segnen. Es sterben dann auch Menschen, die das Virus womöglich überwunden hätten, wenn man sie angemessen hätte behandeln können. Unsere Systeme hätten das aber (um Längen) nicht geschafft und somit stellt sich dann auch die Frage, ob 0,3% Mortalität davon ausgeht, dass für jeden der verstorbenen Patienten auch alles nur Erdenkliche versucht wurde, oder ob er nur mit der Stärke seines eigenen Imunsystems gegen das Virus ankämpfte!? Ich befürchte, dass die Sterberate ohne Behandlung noch deutlich höher liegt und genau diese sollte man irgendwann ermitteln, um das Risiko angemessen zu bewerten, und nicht diejenige, die man mit einer 10tägigen Behandlung und unter Einsatz von Hochtechnologie in der Intensivstation erreicht.
Gut, es ist sehr wahrscheinlich, dass im Anschluss an eine Pandemie die Sterberate dann auch deutlich fällt, denn das Virus würde (unbehandelt) auch einen großen Teil gerade derjenigen erwischen, die es ohnehin nicht mehr lange gemacht hätten, um es einmal deutlich aber auch böse auszudrücken. Aber wer zum Teufel hat das Recht zu entscheiden, dass diese Menschen jetzt (in diesen 3 Monaten) oder doch verteilt über die nächsten Monate oder Jahre aus dem Leben scheiden sollten? Italien und Spanien geben doch gute Indizien dafür ab, dass die Sterberate bei Nichtbehandlung noch deutlich höher als 0,3% liegen dürfte und wenn wir den vorzeitigen Tod von (mindestens) 250.000 Mitbürgern in Deutschland dadurch verhindern könnten, dass wir viel Zeit daheim verbringen, uns und andere durch sinnvolle Maßnahmen schützen, die (natürlich) auch unsere Freiheit ein Stückweit einschränken, dann bin ich auf jeden Fall jemand, der damit einverstanden ist und sich nicht als Herr über Leben und Tod über die gesundheitlich Schwachen in unserer Gesellschaft erhebt. Unsere Freiheit wird aktuell nicht durch die Willkür von Politikern eingeschränkt, sondern durch ein außerordentliches natürliches Ereignis oder eben höhere Gewalt. Ja, wir werden als Menschen und insbesondere als freie Menschen aktuell hart gefordert, aber es sind noch immer unsere gewählten Volksvertreter, die in Berlin und von mir aus auch in den 16 Landeshauptsstädten das Land regieren. Wir können als Menschen nicht jederzeit alles das haben, was uns dem Gesetz nach zusteht. Wir leben in diesen Tagen aus oben genannten Gründen in einer absoluten Ausnahmesituation. Noch über dem Gesetz steht nämlich die Menschlichkeit und unser Bekenntnis zur Solidarität der Menschen untereinander. Erst dieser Wille zur gegenseitigen Achtung ermöglichte so etwas wie niedergeschriebene Grundgesetze, und nicht umgekehrt. Wenn einige Empörte nun meinen, sich gerade jetzt darüber aufregen zu müssen und ihre Zukunftsängste bezüglich eines totalitären Staates als ausgemachte Sache hinzustellen, dann sollen Sie sich halt aufregen, im Internet wüten und sich gegenseitig liken und toll finden. Wir können uns gerne wieder sachlich mit ihnen auseinandersetzen, wenn das Ganze hier vorbei ist, aber ich finde es höchst unanständig, diese Krise für zum Teil doch recht krude Thesen (Ausrichtung der BRD zu einem totalitären Überwachungsstaat) zu instrumentalisieren. Ich wäre gerne für etwas mehr an direkter Demokratie, so wie das z. B. in der Schweiz gelebt wird, aber im Moment haben wir diese Möglichkeiten in Deutschland eben (noch!) nicht und sollten dann lieber unsere Energie für eine Verbesserung der öffentlichen Meinungsbildung und Aufklärung verwenden als den Rattenfänger von Hameln zu mimen. Zurück zur Börse: Das oben dargestellte Problem trifft natürlich ebenso auf die USA zu. Ich schätze, dass deren "Freiheitsliebe" einen großen Teil ihrer Bevölkerung vorzeitig dahinraffen wird und dass das zu höchst menschenunwürdigen Ereignissen in den kommenden Monaten führen wird. Dort, wo jeder seine Rolle Klopapier mit einer halbautomatischen Waffe verteidigen kann, ist ein potenzielles Chaos doch eher vorprogrammiert als dort, wo der persönliche Waffenbesitz entweder verboten oder zumindest starkt eingeschränkt ist. Trump wäre gut beraten, auch sein Volk "einzusperren", bis wirksame Heil- und Präventivmittel die Ausbreitung des Virus auf ein verträgliches Maß reduzieren können. Gestern war der 1. Tag mit über 2.000 Toten in den USA und es wird nicht mehr lange dauern, bis auch eine 3, eine 4 oder gar 5 an erster Stelle steht, wenn da nicht (endlich) entschieden gehandelt wird. Noch ist der Rückhalt für Trump groß, aber es wird nicht mehr lange dauern, bis dann auch jeder Amerikaner jemanden kennt oder mit jemandem verwandt ist, der bei einer höheren Prävention möglicherweise nicht vorzeitig gestorben wäre. Mal sehen, wie es dann mit seinen Beliebtheitswerten aussieht und welche Auswirkungen das auf die US-Realwirtschaft haben wird. Ich ahne nichts Gutes ...
|