Keine Nation muss unbedingt in der EU sein, entweder bietet sie eher erkennbare Vorteile, oder eben nicht. Dazu muss auch die EU an ihren großen Mängeln arbeiten. Etwa wie man das großvolumigen gegenseitigen Absaugen bzw. Vollpumpen der nationalen Arbeitsmärkte abbaut. Wie man die schweren innereuropäischen und weltweiten Auswüchsen des freien Kapital- und Kreditmarkts dämpft. Wie man den ansteigenden Immigrationsdruck von Außereuropa abbremst, oder mit sehr großen humanitären Katastrophen anderswo umgeht. Unter diesen Themen, auch unter der Unübersichtlichkeit und Unbeweglichkeit der EU, leidet Großbritannien, daran ist allerdings nicht unbedingt immer nur die EU schuld.
Anders sieht es bei den Regionen in den Nationen aus - denn die sind historisch in jeder Hinsicht, ökonomisch und kulturell um viele Dimensionen enger miteinander verzahnt. Keine Region würde es so ohne die anderen geben, der Separatismus wäre für beide Seiten eine schwere Amputation mit kaum zu überblickenden Folgen, und erheblichem Revanchismus.
Mit der EU ist die Illusion entstanden, es gäbe plötzlich für alle bessergestellten Regionen einen billigen Ausstieg aus den inneren Zusammenhängen der Nation - und obendrauf den ganz großen Steuervorteil. Man erklärt die Nation einfach zum Faschismus, Franco, Adolf, und zum faulen Schmarotzer und sich selbst zur verfolgten Unschuld - und schon hätte man problemfreie eine kleine feine, und alles Unglück und aller Ärger wäre dann nur auf der anderen Seite. Diese dummdreiste Mentalität sollte die EU natürlich nicht unterstützen, und auch sonst niemand. Unterstützen kann die EU nur, dass es in den Nationen faire Autonomieregelungen gibt.
Ein Europa der Regionen als Mini-Nationen liegt nur im Interesse jener EU-Zentristen, die entgegen der EU-Verträge die Nationen in einem EU-Superstaat auflösen und zu Provinzen herabsetzen wollen nach dem Modell USA oder Russland, vielleicht auch Indien oder Brasilien - für Europäer sind diese Modelle alle reichlich uninteressant. Ganz im Gegenteil müssen die vielen europäischen Nationen bei aller ökonomischen und kulturellen Offenheit weiterhin langsam, gut gesichert und sehr rücksichtsvoll als gute Nachbarschaften zusammenwachsen, untereinander und auch mit dem Rest der Welt - das ist das hochmoderne bürgerliche Grundmodell, das Europa heute der Welt zu bieten hat.
(implizit antiimperialistisch, antifaschistisch, antikommunistisch, antireligionsstaatlich. Großbritannien ist da natürlich immer dabei, so oder so)
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