Finanzdienstleister (aus der FAZ gestern) Sino-Aktie dürfte Anlegern weiter Freude bereiten
07. Juni 2005 Mit den Aktien der beiden großen deutschen Online Banken Comdirect und DAB ist in der jüngeren Vergangenheit nichts zu verdienen gewesen. Vielmehr sind mehr oder weniger hohe Verluste bei diesen im SDax gelisteten Titeln aufgelaufen. Comdirect haben binnen Jahresfrist 13 Prozent und in den jüngsten drei Monaten 8,15 Prozent eingebüßt, bei DAB belaufen sich die Abgaben auf zwei und 3,6 Prozent. In diesem Abwärtstrend spiegelt sich die Erwartung eines eher mauen Börsengeschäfts wider. Und im Mai ist die Zahl der entsprechenden Transaktionen gegenüber dem gleichen Vorjahresmonat um 13,5 Prozent gefallen, wobei Comdirect mit einem Minus von gut einem Zehntel sich noch ganz gut gehalten hat.
Vor diesem Hintergrund dürfen sich Aktionäre der Düsseldorfer Sino AG besonders freuen. Denn der kleine, auf professionelle und oft handelnde Anleger ausgerichtete Online-Broker, im Geregelten Markt gelistet ist, hat bisher nicht nur mit einem seit dem Börsengang im September 2004 erheblich gestiegenen Aktienkurs erfreut: Anders als Konkurrenten legt er auch bei den Orders zu, und zwar deutlich. Zudem will das Unternehmen im laufenden Geschäftsjahr den Vorsteuergewinn deutlich steigern.
Das sind gute Voraussetzungen für einen weiter kletternden Aktienkurs. Nicht zuletzt ist der Titel zumindest im Branchenvergleich ziemlich günstig bewertet und hat auch den Trend für sich. Im frühen Handel legt die Aktie um 1,2 Prozent auf 11,19 Euro zu.
Gegen den Trend gewachsen
Die Sino AG hat im Mai 64.548 Orders ausgeführt. Dies ist ein erfreulicher Anstieg von 27,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit hat sich das Unternehmen abermals besser entwickelt als der Gesamtmarkt. Bedingt durch drei deutsche und einen amerikanischen Feiertag sank die Zahl der ausgeführten Orders im Vergleich zum April 2005 um 9,5 Prozent, wie das Unternehmen mitteilte. Gestiegen sei die Zahl der von Sino betreuten sogenannten Heavy Trader, die mehrere Orders am Tag abgeben. Allein im abgelaufenen Monat habe die Firma 24 neue Konten eröffnet. Zum 31. Mai betreute das Unternehmen demnach 387 Kunden. „Dies ist ein Plus von 28,6 Prozent in nur acht Monaten seit dem Beginn des Geschäftsjahres am 1. Oktober 2004.”
Unter Analysten sind die Angaben von Sino, hinter der HSBC Trinkaus & Burkhardt als Großaktionär steht, mit Beifall aufgenommen worden. „Die Zahlen sind gut”, sagte Henner Rüschmeier von SES Research zu FAZ.NET. Der Order-Rückgang im April sei zu vernachlässigen. Erfreulich sei außer dem Zuwachs im Vergleich zum Mai vergangenen Jahres die gestiegene Neukundenzahl.
Ein Vergleich mit Comdirect ist laut Rüschmeier nur bedingt möglich. Denn während Comdirect als ungleich größeres Institut auf normale Privatanleger ziele, setzte Sino auf Leute, die vom Wertpapierhandel im Zweifelfall lebten. Sino erledige für einen Kunden mitunter am Tag soviele Aufträge wie bei Comdirect im Jahr für eine Adresse angewickelt würden. Wenn Comdirect weniger Aufträge abwickele, müsse dies also nicht auch für Sino gelten.
Schöne Dividendenrendite
Dessenungeachtet zählt der Düsseldorfer Online-Broker zur selben Branche wie Comdirect und die DAB Bank. Und sieht nicht nur gemessen am Kursverlauf, sondern auch mit Blick auf die Bewertung besser aus. Sino kommt laut SES auf ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 13,2, während Comdirect mit 37,5 und die DAB mit 32,9 bewertet ist. Und die erwartete Dividendenrendite von 5,8 Prozent nach 3,4 Prozent für 2004 kann sich ebenfalls sehr gut sehen lassen; bei der DAB beträgt diese Kennziffer 2,4 Prozent, Comdirect bietet 3,8 Prozent, und zehnjährige Bundesanleihen bringen derzeit 3,17 Prozent. So erwartet Rüschmeier bei Sino für 2005 einen Anstieg der Dividende von 38 Cent auf 64 Cent und für 2006 auf 77 Cent. Dies entspräche einer satten Dividendenrendite von fast 6,9 Prozent.
Unter dem Strich wirkt das Papier der Düsseldorfer also weiter ziemlich attraktiv. Aus charttechnischer Sicht wäre der Sprung über das bisherige, auf Schlußkursbasis gesetzte Hoch bei 11,30 Euro ein Kaufsignal.
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