Fangen wir mal von hinten an : So naiv ist doch niemand, abzustreiten, dass man in der Schweiz wissenschaftliche Arbeiten kaufen und als die eigenen ausgeben kann. Natürlich nicht nur dort, aber hier geht es um die Sprache, in der die Arbeit zu verfassen ist. Viele leben davon, das Handwerk floriert. Deshalb ist klar, dass diese Dienste auch kräftig in Anspruch genommen werden. Natürlich wird Kataster Recht haben, dass auch andere Politiker sich bedient haben.
Allerdings wird es im Zeitalter der Suchmaschinen nicht einfach sein, eine wissenschaftliche Arbeit ausfindig zu machen, bei der bereits die gesamte Einleitung wortwörtlich abgeschrieben und somit fälschlicherweise als geistiges Eigentum vom Doktoranten ausgegeben wird. Man kann sich eigentlich auch nicht vorstellen, dass diese florierende Schweizer "Firma" so schlechte Arbeit leisten würde. Deshalb würde ich auch gar nicht mehr davon ausgehen, dass Guttenbergs Arbeit gekauft ist
Unsere Gesetzgebung - nicht nur die Universität - wird selbstverständlich einen solchen Diebstahl geistigen Eigentums anprangern und sanktionieren. Damit hat jeder zu rechnen, der sich auf dieses Eis begibt und sich erwischen lässt.
Bei Guttenberg handelt es sich aber nicht um einen normalen Doktoranten, sondern um einen Minister, der uns auf internationaler Bühne vertritt.
Deshalb ist besonders gravierend : a) der Diebstahl geistigen Eigentums, b) die Lüge des Herrn Guttemberg, es handle sich nicht um Plagiat bis hin zu seinem Schuldeingeständnis und dem eingereichten Rücktritt. Achtung : Er "wurde" nicht zurückgetreten. Er hat schließlich selbst gewußt, dass er so nicht tragbar ist.
Die Ausführungen bezüglich der Grundschule verstehe ich nicht ganz. Herr zu Guttenberg war ja bei der Abfassung seiner Doktorarbeit keineswegs mehr ein Grundschüler, sondern Politiker und wußte als solcher, was da im Falle eines Falles auf ihn wartete. Wenn gemeint ist, dass die in die Sache tätig gewesenen Professores der Uni Bayreuth sich ebenfalls schuldig gemacht haben, so würde ich das unterstreichen. Ob das aber Sanktionen nach sich zieht, weiß ich nicht. Guttenberg selbst war doch sicher nicht unfähig, eigenständig und ohne abzuschreiben eine Doktorarbeit abzuliefern.
Die Konsequenz aus dem Fehlverhalten eines Ministers ist diesem auch bekannt. So wie die Sache gelaufen ist, ist er nicht mehr tragbar für die Bundesrepublik Deutschland. Das heißt nicht, dass er nicht eine zweite Chance bekommen sollte. Er befindet sich in der erfreulichen Lage, seine Doktorarbeit noch einmal abfassen zu können, ohne dass ihm dabei ökonomische Probleme im Wege stehen. Er kann sich auch öffentlich mit der Sache auseinandersetzen und sich z.B. für das Vorgefallene entschuldigen. Seine Chancen stehen nicht schlecht - jedenfalls bei weitem besser als die des von ihm ohne öffentliche Anhörung entlassenen Kommandanten der Gorch Fock - soweit es mir bekannt ist.
Natürlich gibt es Schlimmeres, als eine Doktorarbeit abzukupfern. Sowohl in der Politik als auch in der Wirtschaft. Wäre in diesem Fall ein fähiger Ghostwriter angemessen bezahlt worden, wie es sich gehört, wäre der Bundesrepublik Deutschland, dem Herrn zu Guttenberg und uns derartiges Ungemach erspart geblieben. Und mir der Streit mit der von mir sehr geschätzten Lola. Daumen runter, Herr Minister !
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