Frage 1: Wann müssen die Euro-Carry-Trades rückabgewickelt werden? (...vielleicht wenn in einer Krise die Dollar-Zinsen gesenkt werden müssen bzw. die US-Dollar-Notierten-Assetpreise einbrechen?)
Der Dollar hat aktuell den Zinsbonus (immerhin 3 % auf Cash statt 0 % auf den Euro). Deshalb ist der Dollar stark und gefragt. Das passt Trump und Co. aber nicht, weil bei starkem Dollar die Exporterlöse von US-Riesen wie Coca Cola in Europa relativ niedrig ausfallen. Also versucht Trump seit einiger Zeit, den Dollar "runterzureden". Die anstehende Fed-Zinssenkung zielt vermutlich ebenfalls ("heimlich") in diese Richtung. Trump hat der Fed ja schon vorgeworfen, "wenig zu tun", während Draghi neues QE anschiebt. Letzteres hat den Eurokurs in den letzten Wochen 1,13 auf 1,11 gedrückt hat.
Es steht also ein Währungskrieg an, bei dem jeder Währungsraum (USA: "America first"; EU: "Europa zuerst") versucht, auf Kosten der anderen Abwertungsgewinne für sich zu vereinnahmen.
Wenn konjunkturell keine größere Eintrübung kommen sollte, dürfte die Zinssenkung der Fed den Euro stärken und auf 1,13 oder höher zurückbringen. Die enorme Neuverschuldung, die Reps und Dems übereinstimmend beschlossen haben, sollte psychologisch ebenfalls auf den Dollar drücken (ist aber nicht sicher, weil es genug Ökodioten gibt, die neue Schulden mit neuen Wirtschaftsgewinnen gleichsetzen - und stärkere US-Wirtschaft führt dann wieder zu einem stärkeren Dollar).
Nun zu den Euro-Carrytrades: Die gibt es mit Sicherheit, und ein nennenswerter der short Euro-Positionen dürfte in long-USD-Positionen geflossen sein, die dann in US-Anleihen und/oder US-Aktien flossen. Auch dürfte an Europas Börsen der Aktienkauf auf Kredit zugenommen haben, weil das ja (vor allem bei Aktien mit hoher Dividende) geradezu Sterntaler verspricht.
Der Euro ist allerdings (im Gegensatz zu Yen und Franken) ein mMn sehr instabiles Gebilde. Euro-QE dient ja vor allem dazu, die EU-Pleitestaaten in spe vor dem Konkurs zu retten. Der größte Euro-Carrytrader ist somit die EZB. Die EZB hat aber keine "persönlichen Risiken", sie ist über den Wolken schwebende Institution, die Euros aus dünner Luft kreiert, und begründet dies voodoo-ökonomisch mit "nicht erreichter Sollinflation".
DASS es schiefgeht, sollte man beim Euro jedoch langfristig zumindest ins Kalkül ziehen. Wenn z. B. Italien aus dem Euro aussteigt, dürfte Marktpanik einsetzen, die den Euro unter Parität zum Dollar treibt. DANN erst dürften (schlaue) Euro-Bären ihre Euro-Short glattstellen, frisch hinein in den Mahlstrom kapitulierender Institutionen und Trader, die bei drohendem Euro-Kollaps massenhaft in den Dollar fliehen.
Wenn der Euro kollabiert, dürften auch weltweit die Aktienmärkte einbrechen. Dann ist aber erst recht der Dollar als "safe haven" gefragt (vgl. 2008), so dass die Eurokrise den Dollaranstieg sogar noch beschleunigt. Bei einer Wiederholung des 2008-Crashs infolge von Eurozonen-Turbulenzen könnte der Euro auf 0,80 bis 0,50 fallen.
FAZIT: Euro-CT existieren, aber der Euro hat sein Tief wohl noch (längst) nicht erreicht. Im Gegensatz zum Yen und Franken ist der Euro auch eine tendenzielle Weichwährung. Gemäß Kaufkraftparität wäre er zwar 1,20 Dollar wert, aber das gilt schon seit 15 Jahren, und in der Zeit schwankte deur Euro-Dollar-Kurs zwischen 0,83 (2000 bis 2002) und 1,60 (2008) - und seitdem hat sich die "Solidität" des Euro stetig verschlechtert.
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Frage 2: Warum hat der Yen gegenüber dem Dollar nicht stark abgewertet?
Der Yen ist solider als der Euro, weil Japans Gläubiger vor allem die Japaner selbst sind. Deshalb sind dort auch 240 Staatsschuldenquote nicht sooo problematisch. Japan ist ein relativ reiches Land. Im Euro hingegen steckt der Wurm, wenn nicht gar der Zerfallswurm, und es gibt zu viele unproduktive Wackelstaaten wie Griechenland, die im Wesentlichen davon leben, in Brüssel die Hand auf zu halten.
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