Wie schon geschrieben – wird das Geschäft von Rheinmetall durch zwei Geschäftssegmente, den Automobil- und Verteidigungsbereich gestützt. Dass diese unterschiedlichen Konjunkturzyklen folgen, ist sicherlich positiv festzuhalten. Es verdeckt aber auch den Blick auf die tatsächlichen Probleme. Nur so ist wohl zu erklären, dass Banken und Ratingagenturen so unterschiedliche Einschätzungen zum Konzern Rheinmetall haben. U.a. bei finanz.net oder bei moody´s direkt lässt sich problemlos nachlesen, dass die Ratingagentur moody´s Rheinmetall nicht als geeignetes Investment ansieht; allenfalls als spekulative Anlage und dass bei Verschlechterung der Lage mit deutlichen Ausfällen zu rechnen. Das Rating wurde auf Ba1 herabgesetzt. Hierfür hat sich im deutschen Sprachraum der Begriff Ramschniveau etabliert.
Der unbestreitbare weltweite Rückgang der Verteidigungsbudgets, vor allem in der westlichen Hemisphäre, der bereits geschilderte Wegfall im Bereich Saudi-Arabien und eine eventuell neue Kultur im Verteidigungsministerium bei der Auftragsvergabe führt nach meiner Einschätzung zu einer unausweichlichen Belastung. (Anmerkung: Die Kritik von `molli123` an der Formulierung „verliert“ verstehe ich. Ich hätte besser schreiben sollen „verliert im Bieterwettstreit“.)
Der häufig vorgetragene Auftragsbestand von 6 Milliarden Euro wirkt auf den ersten Blick beruhigend. Hinterfragt man diesen aber genauer, so stellt man schnell fest, dass eine Vielzahl dieser Aufträge erst ab 2015 greifen und sich bis in die Jahre 2016 bis 2018 hinziehen (moodys schreibt von über 60 %), bis sie überhaupt realisiert werden. Für einige dieser Aufträge ist Rheinmetall bisher gar nicht aufgestellt und somit wären diese wohl nur durch Auftragsvergabe an andere umsetzbar. Eine glänzende Auftragslage und ein deutlicher Personalabbau (übrigens in beiden Geschäftssegmenten) passen so gut wie nie zusammen. Geht es dem Konzern gut, ist eine Umsetzung des Stellenabbaus wenn überhaupt nur bei sehr hohen Abfindungen vorstellbar. Diese werden das Konzernergebnis noch langfristig belasten.
Um Besserwissi zu beruhigen. Ich habe nie bei Rheinmetall gearbeitet, konnte also auch nie vor die Tür gesetzt werden. Mir Rachegedanken oder so etwas zu unterstellen, ist also absurd. Aber ich rege mich manchmal darüber auf, wenn Aktienkurse nach oben gepflegt werden. Im Februar wurde der Stellenabbau sehr ausführlich von Rheinmetall dargestellt, einen Ausblick blieb der Konzern aber schuldig.
Das sind für mich Anzeichen einer Trendwende. Wie es tatsächlich weitergeht, werden die nächsten Wochen und Monate bis Jahresmitte auf jeden Fall zeigen. Vielleicht sieht dann jemand meine Ausführungen nicht als rachelüstige Schwarzmalerei sondern als realistische Bestandsaufnahme an.
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