Kenn ich jetzt nicht. Scheint dem Autor offenbar darum zu gehen, die Mängel und Beschwerdenliste Hochbetagter mal 'experimentell' invers vorzulesen, wobei er sich probehalber mit ca 61 selbst bei den Hochbetagten einsortiert. Minus als plus zu definieren ist eine nette Idee, funktioniert in der Wirklichkeit aber nur dann, wenn einer bereits eine hohe Selbstzufriedenheit und Integrität in sein Altern einbringen kann. Die Vorgeschichte ist da der Schlüssel.
Die Idee erinnert mich an positives Denken a la 'Multiple Sklerose als Chance' oder 'Krebs, aber trotzdem fröhlich'. Als jemand, der seit langer Zeit ein professionelles Standbein in der Welt von Hochbetagten hat, möchte ich bestätigen, dass sie ihre körperlichen, psychischen und sozialen Existenzbedingungen in grosser Mehrheit als Verlusterfahrung erleben, die auf die in einem ganzen Leben kumulierten Verlusterfahrungen quasi als 'Krönung' noch oben drauf kommen. Die verschwinden nicht, wenn man das Vorzeichen auswechseln will. Existentielle Pflege geht deshalb auch den umgekehrten Weg, sie nimmt den Hochbetagten in seinem Unglücklichsein an. Trotzdem darf natürlich gelacht werden, dieses Lachen sollte aber auf Anerkennung und nicht auf Leugung basieren.
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