Natürlich sind die Kryptos etwas anderes, etwas neues. Dennoch ist es auch eine Blase, die platzen wird (muss).
Mit den Dotcom-Aktien waren Gewinnerwartungen verbunden, die sich nicht erfüllt haben. Auch damals wussten die meisten Marktakteure, dass es eine Blase ist. Das hat aber nicht weiter gestört, solange die Kurse weiter hoch gegangen sind. Es war einfach zu schön zuzusehen, wie das Geld (vermeintlich) mehr und mehr wird.
Man hätte auch diese Blase im Prinzip noch weiter treiben können. Viele der Firmen sind auch erst bankrott gegangen, WEIL das Kartenhaus schließlich doch zusammengefallen ist und die Leute, einschließlich der Firmen, ins Cash geflüchtet sind. Der Bankrott-Grund war meistens der Cash-Entzug - andernfalls hätten die Firmen auch einfach weiter investieren und die Investoren auf die ferne Zukunft vertrösten können, wie es Tesla jetzt macht. Die Nasdaq ist in den Folgejahren um sage und schreibe 86% (wenn ich die Zahl richtig im Kopf habe) gefallen. Das war teilweise eine Folge der fundamentalen Fakten, aber nur zum kleineren Teil. Im Nasdaq 100 sind ja nur große Firmen, die wohl fast alle überlebt haben (keine Zahlen parat). Der wichtigere Faktor für diesen Absturz war, dass die Spekulationsblase geplatzt ist.
Der Rausch immer steigender Preis MUSS eben irgendwann zu Ende gehen. Es ist wie so oft ein Zyklus. Wenn der Zyklus kippt, geht es erst einmal lange abwärts, hinab in die gähnende Tiefe.
Es gibt Phasen, wo die Leute Anlagen für ihr Geld suchen. In seltenen Situationen kommt alles so zusammen, dass sich eine Monsterblase bildet, so wie sich eben auch nur in seltenen Situationen ein Monster-Hurricane oder eine Freak-Welle bildet. Die das Hirn auffressende Gier treibt die Blase entgegen jeder Vernunft weiter und weiter, und die notwendigerweise nachfolgende Phase wird verzögert - diese zweite Phase ist die Phase, wo die Anleger das Geld, für das sie davor Anlagen gesucht haben, nun zurücknehmen möchten, z.B., im Falle der Schlauen, die früh genug sind, um sich eine schöne Villa, eine Jacht, eine goldenen Lambo usw. zu kaufen. Oder auch nur, um doch lieber in sichere Anleihen zu gehen. Diese zweite Phase ist unvermeidlich, denn der Anleger will nicht immer nur anlegen, letztlich will er leben. (Man könnte diese Zyklus auch technischer aus einer makroökonischem Perspektive beschreiben.)
Während die Dotcoms das investierte Geld zumindest theoretisch hätten zurückverdienen können, sind die Cryptos eben Spektulation in ihrer reinsten Form. Es kann prinzipiell nichts zurückverdient werden. Wenn der Zyklus kippt, wird es deswegen noch viel tiefer abwärts gehen als mit den Dotcoms.
Das einzige Gegenargument, das ich jemals gehört habe: Bitcoin wird sich auf einem Plateau stabilisieren. Dass jemand, der sich ein bisschen mit den Finanzmärkten auskennt, das ernsthaft glaubt, kann ich mir kaum vorstellen. Es ist auch nicht möglich, denn wenn das eigentliche Plateau, sofern denkbar, erreicht wäre, würde die Besteuerung der Gewinne die Anleger doch zum Verkauf zwingen.
Das Schicksal der Kryptos ist besiegelt. Die Frage ist nur, wann es soweit ist. Wer solange zocken will, warum nicht.
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