Forscher entwickeln Tapete gegen Mobilfunkstrahlung
Spezielles Pulver soll vor elektromagnetischen Feldern abschirmen 12.11.2006 11:50
Wissenschaftler der Technischen Universität Ilmenau wollen dem Elektrosmog zu Leibe rücken. In einigen Jahren könne es eine Tapete "made in Ilmenau" geben, die Mobilfunk- und Radarstrahlung absorbiert, sagte Bernd Halbedel, Magnetiker vom Institut für Werkstofftechnik, in einem dpa-Gespräch. Vor allem für strahlungssensible Menschen mit Schlafstörungen könne das ein Segen sein. Sie könnten etwa ihr Schlafzimmer mit der Tapete auskleiden und vor hochfrequenten elektromagnetischen Feldern abschirmen. Der Clou ist ein magnetisches Pulver unter anderem aus Eisen, Kobalt und Titan: Ergebnis einer mehr als 20-jährigen Forschung. Ziel sei es gewesen, ein Pulver zu entwickeln, dass die Strahlung nicht nur reflektiert, sondern quasi aufsaugt. Das in Ilmenau entwickelte Gemisch sei in der Lage, die Strahlung im Frequenzbereich oberhalb von einem Gigahertz deutlich zu reduzieren. "Absorbiert werden 90 bis 99 Prozent", berichtete Halbedel. Für ein Schlafzimmer, das mit einer entsprechend beschichteten Tapete ausgekleidet wäre, bedeute das: Es kommt kaum Strahlung rein, es kann aber auch nicht rausgefunkt werden. "Aber man muss ja nicht überall telefonieren." Im Baumarkt vermutlich erst in 10 Jahren erhältlich
Dass elektromagnetische Felder Menschen belasten, sei zwar wissenschaftlich noch nicht erwiesen, dennoch klagten viele über Schlafprobleme, Unwohlsein oder Gedächtnisstörungen, die auf solche Strahlung durch drahtlose Kommunikation, GPS oder UMTS zurückzuführen sein könnten. "Der Wunsch, die störende Wirkung an bestimmten Orten einzuschränken, ist groß." Denkbar sei der Einsatz des Pulvers auch auf Folien, etwa um sich gegenseitig störende Geräte in einem Großraumbüro abzuschirmen. Interessiert sei auch die Autoindustrie, die bei wachsender Kommunikationstechnik im Auto den Fahrgastraum abschirmen möchte. Die Tapete entwickeln die Ilmenauer Wissenschaftler gemeinsam mit dem Papiertechnischen Institut in München. "Dort sitzt die Papierkompetenz." Gemeinsam soll die Tapete zur Marktreife gebracht werden. "Wenn alles positiv läuft, könnten in drei bis fünf Jahren Angebote für Spezialanwendungen im ökologischen Hausbau möglich sein", sagte Halbedel. Derzeit bilde das Pulver noch Klumpen. Der Weg, bis es sich gleichmäßig und haltbar auf Tapete auftragen lässt, sei noch weit. "Im Baumarkt könnte sie in zehn Jahren liegen - sicher nicht so billig wie Raufaser, aber erschwinglich."
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