Im Chart in # 102 bleibt Unsinn, dass der Zeitbereich 2009-2010 - also die Zeit der Kurstiefs nach Lehman - mit "extreme Blase am Aktienmarkt" beschriftet ist.
Oder bist du der Ansicht, dass wir am Kapitulationstief im März 2009 eine "extreme Aktienblase" gesehen hatten?
Es ist zwar zutreffend, dass die KGVs in dieser Zeit wegen sinkender Gewinne (stehen im Nenner) steil in die Höhe geschossen sind. Nur erzeugte dies eben keine Aktien-Blase. Im Gegenteil sahen wir am Aktienmarkt ein "generational low" (so Doug Kass Anfang März 2009, von mir hier zitiert).
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Im Grunde wird damit die ganze "Mission" des Charts in # 102 konterkariert. Mit dem Chart will Wall Street ja suggerieren, dass Aktien aktuell "noch nicht zu teuer" seien, weil das KGV "noch nicht zu hoch" sei.
Tatsache aber ist, dass Aktien 2009-2010 besonders billig ware - zu einer Zeit, in der die KGVs krisenbedingt astronomisch in die Höhe schossen - so hoch, dass sie in den Chart in # 102 gar nicht mehr reinpassten. (Hat wohl gute Gründe, dass das Top weggelassen wurde....)
Würde man diese Erkenntis auf heute übertragen, dann müsste man Aktien aktuell (antizyklisch) verkaufen, weil die KGV wegen stark gestiegender Gewinne so tief gesunken sind ;-)
Faktisch sind die Gewinne der US-Firmen in den letzten Jahren eher seitwärts gelaufen (erst gefallen, in letzter Zeit wieder leicht gestiegen). Die Aktienmärkte sind vor allem deshalb gestiegen, weil die Kurse (d.h. der Zähler im KGV) aufgeblasen wurde. Hauptbläser waren dabei die Zentralbanken, die die Märkte mit Billiggeld nach oben gepumpt haben - u. a. indem sie die massenhaften Aktienrückkäufe der Firmen total "easy" finanzierbar machten
In stark manipulierten Märkten wie denen seit 2009 spielen das KGV und die ganze herkömmliche Bewertungs-Chose praktisch überhaupt keine Rolle mehr (siehe Amazon mit KGV von aktuell 250).
FAZIT: Es hat schon gute Gründe, dass Robert Shiller das Langzeit-gemittelte Case-Shiller-KGV kreiert hat (siehe Chart in # 103). Es zeigt die Lage einfach wesentlich realistischer.
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