in der Tat im Dreck, ich denke, bei der Ursachenanalyse haben wir kaum Differenzen. (Wobei ich den Euro als die fatalste Fehlkonstruktion einstufe).
Es geht jetzt um die Frage, wie man aus dem Sumpf wieder rauskommt. Es gibt meines Wissens zwei Lösungsansätze: a) man zerschlägt die EU komplett (Britische Variante) und macht sich später Gedanken über eine Neuordnung oder b) man nimmt die Knochensäge hervor und versucht zu retten, was zu retten ist.
Ich habe zu wenig Phantasie um mir das Gelingen von Variante 1 vorzustellen. Und ich möchte Europa nicht den chinesischen und amerikanischen Aasgeiern überlassen. Da streiten zwei um die Weltherrschaft mit denen ich mich nicht identifizieren kann.
Vermutlich sorgt das förderalistische Staatsgebilde der Schweiz bei mir für einen Restoptimismus. Parallelen sind da, auf denen m. E. aufgebaut werden könnte. 26 Kantone, 4 Landessprachen, 3 Staatskirchen, urbane Zentren, prekarisierte Bergregionen, illustre Touristengegenden, traditionelle Industriekantone. Dazu ein Ausländeranteil von über 25 % (vgl. Deutschland 13 %, Polen 1.6 %), bestehend keineswegs aus primär top Qualifizierten (sondern Arbeitern aus dem Kosovo, Mazedonien, Serbien, Portugal, Spanien und Flüchtlingen aus Bosnien, der Türkei und der restlichen Welt).
Trotz dieser schwierigen Ausgangslage war es möglich eine gemeinsame Staatsordnung zu schaffen ohne auf die eigene Identität verzichten zu müssen. Der katholische Bergbauer aus der Zentralschweiz hat mit dem calvinistischen Uhrmacher in Genf in etwa so wenig traditionelle Gemeinsamkeiten wie der griechische Olivenbauer mit dem Stahlarbeiter aus dem Ruhrpott, und trotzdem würde keiner ernsthaft die Schweiz in Frage stellen.
Aber richtig ist: Mit den Brüsseler Direktiven können sich immer weniger identifizieren, die Personenfreizügigkeit entwickelt sich zum Totengräber. Wenn nicht rasch Reformen kommen und Entscheide nicht stärker demokratisch legitimiert werden, fliegt uns "der Laden bald um die Ohren", wie irgendwo an anderer Stelle gesagt wurde.
(Beim Euro hört meine Zuversicht auch auf. Hier kann ich mir nicht vorstellen, wie das enden soll).
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