27.08.2010 11:00 Uhr von Dr. Bernd Heim
„Wie sicher ist das Gold, das wir in unserem Fonds halten?“ Viele US Fondsmanager stellen sich momentan diese Frage. Gefürchtet wird von den Kapitalverwaltern jedoch nicht der gewöhnliche Panzerknacker, der sich mit einem Schneidbrenner bewaffnet an einem der Banktresoren zu schaffen macht, sondern die mächtige US Regierung, die sich an eine ihrer Vorgänger erinnern könnte, denn es war ausgerechnet der demokratische US Präsident Franklin D. Roosevelt, der 1933 den US Bürgern den privaten Goldbesitz verbot.
Was vielen Fondsmanagern heute schlaflose Nächte bereitet ist das Faktum, dass viele der Gründe, die 1933 die damalige US Regierung zu einer zwangsweisen Einziehung aller privaten Goldbestände veranlasste auch heute wieder gegeben sind. Doch anders als damals, steht heute den Anlegern bzw. Fonds auch eine Lagerung des Goldes im Ausland als Möglichkeit zur Verfügung, weshalb viele Fonds längst davon absehen ihre physischen Goldbestände auf dem Territorium der USA zu lagern.
Dass sich hochangesehene Fondsmanager über diese Frage Gedanken machen zeigt wiederum, dass der Fragestellung eine gewisse Brisanz eigen ist. Es sind nicht irgendwelche abgedrehten Verschwörungstheoretiker, die über die Frage intensiv nachdenken, sondern Männer und Frauen, die zur Finanzelite des Landes gehören. Ihnen darf zu Recht Sachverstand unterstellt werden und ihren Antworten kommt somit auch ein gewisses Gewicht zu.
Roosevelts Goldverbot von 1933 als Vorbild?
Das Rooseveltsche Goldverbot steht für eine Phase der US Geschichte, die zur aktuellen Lage viele Parallelen aufweist. Wie andere Länder auch kämpften die USA 1933 noch immer mit den massiven Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise. Die große Depression, die mit dem New Yorker Börsenkrach vom Herbst 1929 begonnen hatte, dauerte bereits mehr als drei Jahre und hatte im Herbst 1932 gerade einmal ihren Tiefpunkt erreicht.
Die US Notenbank war sich bewusst, dass die Geldmenge ausgeweitet werden müsse. Allerdings sah der damals noch herrschende Goldstandard eine Ausweitung der Geldmenge nur dann vor, wenn auch gleichzeitig die Goldbestände eines Landes mitwuchsen. Man musste also dafür sorgen, dass entweder zusätzliches Gold ins Land kam oder das bereits im Land befindliche Gold von den privaten Händen in den Vermögensbestand des Staates wanderte.
Der Weg, den die US Regierung einschlug, bewirkte beides, er übereignete das private Gold dem Staat und bewirkte anschließend einen massiven Goldtransfer in die USA. Letzteres gelang mit einer starken Abwertung des US Dollars, der die übrigen Länder nicht folgten. Als das Gesetz beschlossen wurde, das die Amerikaner zwang ihren privaten Goldbesitz mit Ausnahme ihrer Eheringe und drei Unzen Gold, die jeder Bürger noch besitzen durfte, dem Staat zu übereignen, kostete die Feinunze Gold noch 20 US Dollar.
Arbitragehandel lässt zusätzliches Gold in die USA strömen
Einmal in den Besitz des privaten Goldes gelangt setzte die Roosevelt Administration drei Monate später den Goldpreis auf 35 US Dollar herauf. Gegenüber dem Gold hatte der US Dollar quasi über Nacht eine Abwertung von 75% erfahren. Der Wechselkurs gegenüber den anderen Währungen, etwa dem englischen Pfund, blieb jedoch unverändert. Für US Bürger war es somit verlockend in London weiterhin Gold für umgerechnet 20 US Dollar je Unze zu erwerben und es nach der Überquerung des Atlantiks für 35 US Dollar an die eigene Regierung zu verkaufen.
Es war diese Mischung aus zwangsweiser Enteignung und lukrativem Arbitragehandel die den Goldbestand der US Regierung auf 26.000 Tonnen steigen ließ. Heute ist von diesem enormen Goldschatz nicht einmal mehr ein Drittel erhalten geblieben. Die offiziellen Goldbestände der USA belaufen sich auf nur noch 8.000 Tonnen und selbst von denen ist nicht ganz klar, ob sie wirklich noch da sind, denn ausgerechnet in den statistikverliebten USA wird eine genaue Überprüfung mit dem Hinweis abgelehnt diese sei zu kostspielig.
Das nährt die Vermutung, dass auch dieses Gold möglicherweise gar nicht mehr vorhanden ist. Trifft diese Annahme zu, wäre Ford Knox bildlich gesprochen tatsächlich leerer als behauptet, dann hätte auch eine heutige US Regierung ein starkes Motiv erneut ein Goldverbot zu erlassen. Die eingangs besprochene Angst der Fondsmanager ist also gerade vor dem Hintergrund der unzureichenden Informationspolitik der US Notenbank zum Umfang ihrer Goldbestände nicht ganz unbegründet. Und weil die Vorsicht bekanntlich die Mutter der Porzellankiste ist, sind viele Fonds längst dazu übergegangen ihre Goldbestände im Ausland lagern zu lassen.