Hab grad gesehen, dass boleptic, der ja in diesem Thread so gern von seinen Trading-Erfolgen erzählt hat, seit August nicht mehr an der Börse ist und sein Trading-Konto aufgelöst hat. Von seinen 178 Prozent Performance, wie er in einem anderen Thread schreibt, ist ihm am Ende null komma nix geblieben.
Ich hab's ihm immer wieder gesagt. Streich deine sagenhaften Gewinne ein, und leg ab jetzt nur noch risikoarm an. Aber er wollte es nicht hören.
Davon dass ich recht behalten habe, kann sich keiner von uns beiden was kaufen. Und ich ergötze mich auch nicht an sowas und zeige mit dem Finger auf andere. Denn ob Trader oder nicht, wir sitzen alle im selben Boot an der Börse und können jederzeit ähnlich schwerwiegende Fehler in unseren Anlage-Entscheidungen machen. Niemand ist dem anderen sein Meister.
Aber sowas wie bei boleptic sollte jedem anderen als Warnung dienen. Wie Friedrich Nietzsche gesagt hat, kein Sieger glaubt an Glück. Aber insbesondere an der Börse ist mit Glück allein auf Dauer kein Geld zu verdienen. In Zeiten von Algo-Trading und Hochfrequenzhandel schon garnicht. Kennt ihr wen, der mit (Day-)Trading reich geworden ist, oder der auch nur de facto auf Dauer davon leben kann? Ich nicht. Wo sind denn die ganzen Leute, die über Jahre jeden Monat konstant 2000 oder 3000 Euro Reingewinn mit nachhause nehmen?
Hab neulich was interessantes im Fernsehen gesehen über den Goldrausch in Kalifornien im 19. Jahrhundert. Den Glücksrittern die in Kalifornien nach Gold gesucht haben folgten bald Scharen von Kaufleuten und anderen Geschäftemachern, Saloon-Besitzern und leichten Mädchen. Sie wollten alle was abhaben vom großen Boom. Aber sie wußten, dass das eigentliche Goldschürfen harte Arbeit war und für den einzelnen meist mit wenig Aussicht auf Erfolg. Also verdienten sie ihr Geld nicht mit der Goldsuche, sondern sie verdienten an den Goldsuchern.
Und genauso funktioniert das ganze Trading-Geschäft an den Börsen... diese ganzen Anbieter von Trading-Platformen, Trading-Ratgebern, Trading-Seminaren, Trading-Newsseiten und Trading- watweißich, insbesondere wenn sie kostenpflichtig sind, wissen genau, dass mit dem eigentlichen Trading und Daytrading nur extrem schwierig langfristig Geld zu verdienen ist. Alles andere wäre Realitätsverweigerung, besonders wenn man sich selbst so als Börsen-Profi anpreist. Bei all der geballten Börsen-Kompetenz die sie vorgeben zu haben, muss man sich doch wirklich wundern warum sie überhaupt noch Geld mit was anderem als selbständigem Trading auf eigene Rechnung verdienen müssen. Die Antwort ist: sie wissen ganz genau, wie schwierig Trading ist. Und statt selber an der Börse ihr Gold zu suchen, verdienen sie ihr Geld damit, von Börsen-Goldsuchern und anderen Glücksrittern zu profitieren.
Das nur dazu.
So, und was Osram angeht: sieht so aus als würde sich die Aktie jetzt nachhaltig vom Abverkauf seit Anfang Oktober erholen. Ich bin optimistisch, dass in den nächsten paar Wochen wieder 60 Euro angelaufen werden. Sehr schade, dass der China-Deal geplatzt ist. Aber ich glaube, die Enttäuschung darüber tritt jetzt langsam wieder in den Hintergrund. Weitere Belastungen für den Kurs, die noch nicht eingepreist sind, kann ich im Moment nicht erkennen. Dass die Eroberung der 50-Euro-Marke heute wieder zurückgenommen wurde, muss nix heißen. Das haben halt einige genutzt, um kurzfristige Kursgewinne einzustreichen. Mit Blick auf die nächsten Wochen spricht eigentlich vieles wieder für steigende Kurse.
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