Soeben habe ich mir die Umfragen bei bitcoinblog.de angeschaut. Interessant finde ich, dass Bitcoin nach wie vor weitestgehend nur als Investmentvehikel verstanden und verwendet wird. Zahlungen mit Bitcoin erfolgen prinzipiell selten. Ähnliche Umfragen gab es bereits in der Vergangenheit und wenn ich nach Gefühl vergleichen müsste, so hat sich aus meiner Sicht nicht wirklich viel verändert in den vergangenen 2 Jahren.
Die für mich überraschendste Umfrage war die letzte Umfrage, worauf ich mich bei Bitcoin freuen würde. Zur Auswahl standen vielerlei Dinge, SegWit, Lightning, Geringere Gebühren, Höhere Preise, Sidechains, Bitcoin Cash ( d.h. UAHF, Hardfork der UASF Community ) Überraschend deswegen, weil ich bei keinerlei der genannten Punkte wirkliche Freude empfinden kann bzw. habe. Kein einziger dieser Punkte erfüllt die eigentlich seit Jahren gehegten Sehnsüchte nach einer Möglichkeit vom Euro-Geldsystem auf ein anderes System umsteigen zu können.
Diese Umfrage zeigt aus meiner Sicht eines der Kernprobleme von Bitcoin, nämlich dass man die Lösung auf der technischen Ebene sucht und hofft, dass die gesellschaftliche Ebene folgen wird. Man versucht quasi gesellschaftliche Probleme technisch zu lösen und vergisst es die Menschen dabei mitzunehmen.
Nach wie vor gibt es für mich keine echte Alternative zur Bank. Zwar kann ich meine Bitcoins auf meinem Trezor sicher lagern, doch will ich mir etwas dafür kaufen, komme ich um Dienste wie Bitwa.la nicht vorbei. Dienste die aus meiner Sicht wesentlich entscheidender und wichtiger sind als irgendein Lightningnetzwerk. Bitwa.la ist an sich ein cooler Dienst, doch wenn ich z.B. Zahlungen entgegen nehmen will, funktioniert das wiederum nicht. D.h. das funktioniert nur in eine Richtung. Weitere Dienste wie Bitwages.com ermöglichen zwar eingehende Zahlungen, sind jedoch zweckgebunden und auch entsprechend darauf ausgerichtet. Und selbst wenn ich Webshops gefunden habe die Bitcoin akzeptieren, dann zumeist nur über große Dienste wie BitPay und dem direkten Tausch in Fiat. Eine zirkulierende Bitcoin-Ökonomie ist das jedenfalls noch nicht, vielmehr ist es vergleichbar mit EMs welche als Wertspeicher sehr nützlich sind, jedoch für den Zahlungsverkehr nicht taugen und vorher/nachher in Fiat umgetauscht werden wollen.
Interessant finde ich auch, dass letztendlich lediglich 14% der Nutzer, d.h. jeder 7te Nutzer sich auf SegWit und Lightning freut. Für mich bereits jetzt ein Indikator, dass Lightning eine Fehlgeburt werden wird.
Jeder 5te hofft auf höhere Preise, was die Spitzenposition einnimmt. Auch dies zeigt, dass Bitcoin nach wie vor lediglich als Investment betrachtet wird und aus gesellschaftlich-ökonomischer Sicht einfach nicht ankommt und einen ähnlichen Status anstrebt wie es z.B. Gold inne hat, ein Metall sehr gut geeignet um Werte langfristig zu speichern aber aus gesellschaftlicher Sicht ziemlich leblos. Ich wüsste auf Anhieb auch kein Bitcoinprojekt, welches mich lässt euphorisch werden und meine Sehnsüchte erfüllen könnte.
Im krassen Gegensatz dazu steht Faircoin, der meine Sehnsüchte weckt, der einen Service zu bieten hat indem man SEPA empfangen und senden, Faircoin sowie auch Bitcoin verwalten, einander umtauschen kann und all dies zu günstigen Preisen. Ein Service der gleichzeitig auch Lösungen für Händler bereitstellt. Lokale Gruppen die entstehen und als Anlaufstelle für Interessierte, Händler, Unternehmen, usw., Schnittstelle, Ideenfindung, Stammtischrunde, Wechselstube, uvm. dienen und technische Lösungen an die gesellschaftlichen Erfordernisse anpassen und praxistaugliche Lösungen mit einfachen Mitteln schaffen. Lokale Gruppen welche die Infrastruktur stellen und zudem aktiv eine zirkulierende Ökonomie errichten/einrichten. D.h. Shops dazu befähigen Faircoin direkt akzeptieren und damit umgehen zu können. D.h. u.a. eben die buchhalterischen, kalkulatorischen, preistechnischen, schwankungstechnischen Herausforderungen lösen versuchen. Eine Community die in erster Linie nicht nur auf ihren Coins hockt und höhere Kurse herbeisehnt sondern eine Community welche unabhängig der Kurse hochmotiviert an Lösungen arbeiten und miteinander kooperieren. Dies weckt momentan wesentlich mehr Sehnsüchte in mir als dies Bitcoin und viele andere Coins momentan tun.
Ich denke dass es nicht von ungefähr kommt, dass Faircoin nun derartig outperformt, während die Luft aus vielen Altcoins und vor allem ICOs langsam raus zu sein scheint. Am Ende zählt vermutlich nicht unbedingt die schiere Größe, sondern dass was man an Substanz im realen Leben anbieten kann. Meine Bitcoin werde ich sicherlich noch weiter behalten, so wie auch manch Altcoin, doch Faircoin hat mich in den Bann gezogen wie einst Bitcoin vor einigen Jahren. Ich denke dass das Prinzip Kooperationsdenke und Faircoin besser zusammenpasst als Konkurrenzdenke und Bitcoin, weil Systeme wie Bitcoin bedingt ihrer "Vollgeld"-Systematik wesentlich "radikaler" sind als dies mit Schuldgeld der Fall ist, Schuldgeld dessen Schwächen man immer wieder mit neuen Schulden kompensieren kann. Ein Vollgeldsystem wie Bitcoin oder auch Faircoin hingegen lässt sich nicht mehr mittels neuer Schulden einfach wieder zurechtrücken, zumindest nicht ohne eine spaltende Fork, was zugleich einer Währungsreform gleich kommen würde/könnte. Ein kooperatives System hingegen kann sofern es auch so gelebt wird, diese Schwächen durch Kooperationen ausgleichen und somit dauerhaft stabil bleiben.
Wie dem auch sei, Faircoin hat für mich das Potenzial die Probleme zu lösen die Bitcoin nicht richtig gelöst bekommt.
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