TECHNISCHER MORGENKOMMENTAR VOM 18.08.2006
Aktien-Indizes
Die großen Aktienindizes, die ihre mittelfristigen Widerstände noch nicht überschritten hatten, schafften diesen Schritt nun in dieser Woche. Zu diesen Nachzüglern gehörten der französische CAC 40, der italienische MIB30 aber auch der Euro Stoxx 50, der DAX und die US-Standardwerte-Indizes.
Der S&P 500 setzte sich gestern noch etwas deutlicher als der Dow Jones Industrials von seinem Widerstandsniveau bei etwa 1290 nach oben ab. Charttechnisch ist ein weit ausladender Doppelboden nun bestätigt. Der Sekundärtrend ist wieder eindeutig bullish.
Kurzfristig führten die dynamischen Aufwärtsimpulse über die letzten drei Tage zu einer leicht überkauften Situation. Die Price-Action an der Wallstreet in der zweiten Handelshälfte deutet auf Gewinnmitnahmen hin und konnte nicht ganz überzeugen. Dow und S&P sind für notorische Fehlausbrüche bekannt - zuletzt sahen wir einen „false breakout“ über das Juli-Hoch in den ersten Augusttagen. Im taktischen Trading wären wir auf der Long-Seite im Moment daher zurückhaltend. Ein Rücksetzer ist sehr wohl noch in den Karten und sollte bei weiterhin gültigem Long-Setup einen Einstiegspunkt mit weniger Risiko bieten.
Aus der langfristigen Perspektive ist die Entwicklung des CBOE Volatility Index (VIX) interessant. Der Index, der bei relativ hohen Werten Angst und das Bedürfnis nach Absicherung repräsentiert, ist von fast 25 im Frühjahr wieder auf Werte in den „low teens“ zurückgefallen.
Suchen wir im Monatschart nach einer vergleichbaren Situation (langfristiger, doch undynamischer Aufwärtstrend im S&P, langfristiger Abwärtstrend im VIX, gefolgt von mittelfristigen Einbrüchen im S&P, die von Spikes im VIX begleitet werden), so springen die Jahre 1994-96 ins Auge. Die kritische Situation löste sich damals in einer „Jahrhunderthausse“ nach oben hin auf.
Nachweisbar ist ebenfalls die ab Mitte des letzten Jahrzehnts explodierende Geldmenge M3, ein Aggregat, dessen Daten uns leider nicht mehr zur Verfügung stehen. Denken wir an den Immobilienmarkt in den USA, den Verschuldungsgrad der Haushalte und die gewachsenen Defizite, ist die Situation heute sicherlich eine andere. Die den Notenbanken zur Verfügung stehenden Instrumente ändern sich indes nicht. Offen bleibt, ob monetäre Einflussnahme im gegenwärtigen Umfeld die gewünschten Effekte bringt.
Crude Oil
Mit einem dynamischen Fall gleich unter mehrere Unterstützungsniveaus (das Verlaufstief von Ende Juni sowie die beiden steilsten Trendlinien) vollendete Light Sweet Crude Oil eine bearishe Doppelspitze. Der Sekundärtrend ist bereits seit Mittwoch bearish, kurzfristig führte der steile Abfall zu einer überverkauften Situation, wie wir sie zuletzt im Februar sahen.
Der Primärtrend bleibt auch weiterhin bullish, erst mit Kursen unterhalb von $66/bbl wäre dieser durch den dann vorliegenden Trendlinienbruch gefährdet. Für mittelfristige Long-Positionen ist es noch zu früh – wer greift schon gern ins fallende Messer. Eine Stabilisierung oberhalb der ansteigenden Trendlinie, vorzugsweise auch oberhalb der ehemaligen Untergrenze der Konsolidierungszone des Frühjahrs im Bereich um $68, würden wir abwarten wollen. Positiv reagierten die allermeisten „Öl-Aktien“ in der letzten Handelsstunde des gestrigen Tages. In nur wenigen Minuten erholten sie sich deutlich von ihren Tagestiefstständen. Die Aktien, in ihrer typischen Vorlaufmanier, könnten hier bereits schon einen ersten Hinweis auf eine bevorstehende Erholung geben.
Bund-Future
Widerstände: 117.08 / 117.26 (ü);
Unterstützungen: 115.91 (u), 114.65 (ü);
Noch gestern Vormittag stieß der Bund Future erneut in den Bereich um 117 vor, der sich erneut als äußerst hartnäckiger Widerstand erwies. So drehte der Bund auch gestern an dieser Marke die Richtung und gab im Anschlusshandel den Großteil des aufgelaufenen Tagesgewinns wieder ab.
Der kurzfristige, tertiäre Aufwärtstrend blieb mit dem gestrigen Handelstag noch intakt. Die Tageskerze, die an einen bearishen Shooting Star erinnert, deutet jedoch auf eine mögliche Impulsumkehr nach unten in diesem Zeitfenster hin. Sollte es dazu kommen, so bietet zunächst das letzte Verlaufstief bei 115.91 Unterstützung. Eine Stauzone oberhalb dieser Marke, in der sich schnelle, tertiäre Trendwechsel abspielen, wäre hier das naheliegendste Szenario. Mittel- bis langfristig dominiert noch immer das breite Konsolidierungsband zwischen 114.65 und 117.26. Allein die Tatsache, dass der Bund nun deutlich mehr Tage in dessen oberer Hälfte verbracht hat, als in der unteren, verschiebt die Wahrscheinlichkeit leicht zu Gunsten eines Ausbruchs nach oben.
DAX
Widerstände: 6162 (O);
Unterstützungen: 5557(u), 5365(u), 5243 (ü);
O=Orientierungsmarke, u = untergeordnet, ü = übergeordnet;
Mit vier weißen Kerzen in Folge schaffte der DAX den Ausbruch über den 5729-Widerstand und gestern auch über die 5788. Der Index ist nun kurz- und mittelfristig wieder bullish. Die gerade vollendete, breite Bodenformation erschließt Aufwärtspotential in Richtung des alten Jahreshochs bei 6162.
Kurzfristig erreichte der DAX nun wieder überkauftes Territorium. Ein Rücksetzer in den ehemaligen Widerstandsbereich ist möglich, ja wird auch von im Intraday-Chart nachlassendem Momentum und einem eher verhaltenen Tagesausklang des Futures angedeutet. Beim Unterschreiten des gestrigen Tagestiefs (Kasse 5803, Future 5817) lies sich ein solcher Pull-Back auch taktisch nutzen. Das Potential wäre allerdings begrenzt (TL-Unterstützung bei etwa 5765 im Future).
Wir wünschen Ihnen einen erfolgreichen Handelstag!
Andreas Otto
Andreas.otto@wagner-wertpapier.de
Gruß Moya 
|
|
Thread abonnieren
141,36 (0,88%)
