Der Name Zanoni ist tatsächlich weniger durch den Wiener-Eisladen, sondern durch jenes Buch oben inspiriert :-) - natürlich nicht als Identifikation, es ist nicht als Anmaßung gedacht - sondern aus einer gewissen Zuneigung und Resonanz, die das Buch bei mir gefunden hat, als ich es damals als Knabe gelesen habe.
Die Inhaltsbeschreibung oben ist übrigens nicht wirklich falsch, aber meines Erachtens wenig gelungen. Bulwer-Lytton zeigt durch die in seinen mytholgisch konzipierten Figuren zum Ausdruck kommenden Prinzipen, auf die unterschiedlichen Aspekte und Variationen, in denen sich der Mensch von seiner besten Seite zeigt, sowie auch von seiner schlechtesten.
Viola und ihr Vater verkörpern so z.B. die unterschiedlichen Pole der Musik, Glyndon steht für den Weg des Künstlers, Mejnour für die Wissenschaft und den Weg des Erleuchteten, der nichts mehr anhaftet, und in Zanoni werden diese Dinge dann in idealisierter Weise gebündelt, zum anderen verkörpern Mejnour und Zanoni aber auch die unterschiedlichen Möglichkeiten bzw. Aspekte eines transzendentalen Weges, das Nicht-Anhaften in seiner Verabsolutierung, gegenüber einer vitalen Sinnlichkeit und einem tiefen Liebesempfinden, was aber auf der anderen Seite auch zu leidhaften Verstrickungen führt und eben auch den Verlust seiner "Immortality" bedeutet, aus Zen-Sicht jenes tiefe Satori, in dem Tod sowie auch das Leben oder vielmehr das, was wir für Leben halten, als Illusion betrachtet werden.)
Nicot verkörpert hingegen die Abgründe und niederen Beweggründe politischer Utopien, einen menschenverachtenden und mörderischen Totalitarismus im Gewand schöner Werte, so erscheint er etwa als eine jakobinische Goebels-Variante,
Des Weiteren hat Bulwer Lytton zum erstenmal literarisch das Konzept des "Dweller on the Threshold - an artificial self we have created, our synthetic ego" entworfen, das interessanter Weise weitgehend mit Jungs Konzept des Drachen als innerem Schatten übereinstimmt. (Er wird stärker je mehr jemand dagegen ankämpft, und kann nur dadurch aufgelöst werden, dass er letzlich angenommen wird.)
Das alles in einer literarisch und dramaturgisch gekonnt erzählten Geschichte unter dem Hintergrund der französischen Revolution und der esoterischen Symbolik der Rosenkreuer, dem mystischen Christentum, das unsere Europäische Kultur geschichtlich durchaus ebenfalls ein bisschen mitgeprägt haben dürfte.
Ein sehr reichhaltiges, schönes und insbesondere für 1842 ausserordentlich bemerkenswertes Buch. Der Name der Hauptfigur ist dann irgendwie hängen geblieben...
p.s. Als englisches Hörbuch allerdings wohl nur für wenige zu empfehlen, da das Englisch sehr altertümlich ist, mit einer modernen deutschen Übersetzung fährt man da sicherlich besser. Ist auch frei im Netz zu finden, .. copyright ist ja mittlerweile abgelaufen
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