@Motleycrux ,
nur um Mißverständnissen vorzubeugen: Dieser Thread ist dem amerikanischen Real Estate Investment Trust (REIT) „Equity Investment“ gewidmet, nicht dem Kauf von Eigenimmobilien. Aber um auf Deine Frage einzugehen, womit Du beim Investieren in Immobilien anfangen sollst:
Mit ein paar ganz grundsätzlichen Gedanken über das Investieren an sich. Dafür schlage ich folgenden Einstieg vor – also im stillen Kämmerlein, nicht hier im Thread:
Wo stehe ich aktuell im Leben, was habe ich die kommende Zeit noch alles vor?
Ich denke dabei an Punkte wie Ausbildung, Studium, Familiengründung (aber auch: Trennung/Scheidung), Reisen oder Auswanderungspläne, Arbeitsplatzwechsel (die womöglich mit einem Umzug verbunden sind), Erfüllung irgendwelcher Lebensträume (Rolex, aufwändige Hochzeitsfeier, eigenes Pferd – da ist unendlich vieles denkbar und deshalb gibt es auch keinen allgemeinen Rat dafür)…
Bitte mit Kosten belegen und auflisten – diese Beträge sind ja nicht für Investitionen verfügbar.
Sollte dann noch was übrig sein, mach mit den nächsten Fragen weiter:
Warum will ich überhaupt investieren?
Nehmen wir mal an, meine Investments – in welcher Form auch immer – werden erfolgreich. Wo sehe ich mich gegebenenfalls in 5, 10, 20, 30 Jahren damit? Was konkret soll sich dank der Investments bis dahin wie geändert haben?
Schreib Dir das Ergebnis dieser Überlegungen ruhig auf – so verinnerlichst Du Deine Investitionsziele und wirst auch in ruckeligen Zeiten wissen, wofür Du durchhalten willst.
Wieviel kann ich denn überhaupt investieren?
Welche Einnahmen und Ausgaben kommen monatlich bei mir rein, welche Ersparnisse und Assets sind bereits vorhanden?
Wie sicher sind mein Job bzw. meine laufenden Einkünfte? Wie wahrscheinlich ist es, dass laufende Ausgaben (Stichwort z.B.: Energiekosten) sich in der kommenden Zeit massiv erhöhen werden? Welchen Puffer kann und sollte ich dafür vorsehen?
Du wirst nur das investieren können, was Dir am Ende dieser Rechnung übrig bleibt. Solltest Du Dich für eine Eigenimmobilie entscheiden, entfiele also die Kaltmiete auf der Ausgabenseite. Demgegenüber stehen allerdings Kosten für Makler, Notar, Gericht, Grunderwerbsteuer, Umzug und etwaige Renovierungen in der alten und neuen Behausung sowie die Hypothekenzinsen für alles, was Du nicht eigenfinanzieren kannst.
Wie kann man investieren, welche Anlageklassen gibt es?
Auch hier reden wir immer noch nicht über konkrete Wertpapiere oder Objekte, sondern stellen weiterhin erst mal ein paar grundsätzliche Überlegungen an:
- Muß es denn unbedingt eine Immobilie sein? Wenn ja, warum?
Alternativ kämen beispielsweise auch Fonds, ETFs, Unternehmensaktien, etc. in Betracht. Also mal ganz zu schweigen von alternativen Investments: Crowdfunding, Cryptos, NFTs, Kunstobjekte, Whisky, Cognac, Oldtimer, was weiß ich…
- Falls ja, muß es unbedingt eine Eigenimmoblie sein? Was ist mit dem Klumpenrisiko?
- Falls nein, wie wäre es mit Immobilienaktien und REITs? Worauf ist dabei zu achten?
So – an dieser Stelle nähern wir uns langsam wieder dem Thread hier. Denn in der Tat sind Immobilienaktien und REITs eine recht kommode Möglichkeit in Immobilien zu investieren:
Werfen sie doch (noch) recht ordentliche Dividenden ab – während man als Anteilseigner weder mit Mietern, noch mit Abrechnungen oder der Organisation von Modernisierungen etc. als unmittelbarer Kümmerer zu tun hat.
Zudem läßt sich das Klumpenrisiko hier durch Diversifikation umgehen: - diverse Regionen - diverse Währungen - diverse Titel.
Und diese Immobilientitel können zudem noch unterschiedliche Geschäftsmodelle verfolgen: Während Equity Residential ein REIT ist, der sich mit US-Wohnimmobilien beschäftigt, könntest Du daneben in andere Regionen und Titel investieren, die auf Gewerbeimmobilien focussiert sind. Wobei von Sozial-, Alten- und Behindertenwohnheimen, Kinderbetreuungsstätten, Krankenhäuser über Data Warehouses (z.B. Mapletree Investment Trust), Sendemasten (z.B. American Tower) bis hin zu privatwirtschaftlich betriebenen Gefängniseinrichtungen (z.B. Geo Group) vieles denkbar ist.
Bitte nimm die in Klammern genannten Titel nicht als Empfehlung – das sind nur Beispiele, wie sehr man das Risiko hier im Vergleich zu einer einzigen Immobilie streuen kann, die irgendwo in einer deutschen Vorstadt steht und deren Eigentümer sich in absehbarer Zeit womöglich mit energetischen Sanierungsforderungen konfrontiert sehen, deren Finanzierungskosten dem ursprünglichen Kaufpreis entspricht…
Was mich persönlich betrifft, ich bespare den Equity Residential REIT auch in 2023 mit vierteljährlichen, kleinen Raten weiter. Aber daneben eben auch noch andere Aktiensparpläne und wenn ich eins bereue, so ist es mein verfrühter Einstieg in deutsche Immobilienaktien. Denn auch wenn die Wohnungsnot da vordergründig nicht darauf hindeutet: denen steht jetzt erst mal eine längere saure-Gurkenzeit bevor und ich kann nur hoffen, dass sie zumindest weiter Dividende zahlen werden – wenn auch vermutlich gekürzt.
Von einer Eigenimmobilie würde ich persönlich zum jetzigen Zeitpunkt die Finger lassen – aus denselben Gründen, wie von Herrn Martin Hackler in diesem Interview erläutert: https://youtube.com/watch?v=PMF5DO-Doi0&si=EnSIkaIECMiOmarE
Vor allem die Kosten, die unsere rot-grüne Ampelregierung uns in Sachen CO2-Neutralität bescheren wird, sind zur Zeit noch überhaupt nicht abschätzbar. Daher halte ich Eigenimmobilien für ein enormes Investitionsrisiko – inbesondere dann, wenn man sie fremdfinanzieren muß. Und das dürfte angesichts der exorbitanten Marktpreise derzeit wohl eher die Norm, als eine Ausnahme für arme Schlucker sein.
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