Thomas Bergmann Die TAG Immobilien AG hat sich eine weitere Beteiligung an einem börsengelisteten Unternehmen einverleibt. Im Gespräch mit dem AKTIONÄR erklärt Vorstandsvorsitzender Rolf Elgeti die Hintergründe. Die Immobilienbranche ist in Bewegung. Nicht nur die Aktienkurse zahlreicher Immobilienaktien sind in den letzten Wochen deutlich gestiegen. Die TAG Immobilien AG hat ihre Einkaufstour im deutschen Immobilienmarkt fortgesetzt und eine weitere Beteiligung erworben. Jüngstes "Opfer": die Colonia Real Estate (CRE). TAG-Chef Rolf Elgeti stand dem AKTIONÄR Rede und Antwort. DER AKTIONÄR: Herr Elgeti, die TAG hat 24 Prozent an CRE gekauft. 25 Prozent plus eine Aktie sollten es doch mindestens sein, oder? ROLF ELGETI: Ob 24 oder 25 Prozent, ist letztlich nicht entscheidend. Realistischerweise reicht beides für eine Sperrminorität auf einer Hauptversammlung aus. Trotzdem möchte ich nicht ausschließen, dass wir unseren Anteil auch mal auf 25 Prozent aufstocken könnten, falls sich dazu eine gute Gelegenheit ergibt. Warum ausgerechnet die CRE? Die Beteiligung an der CRE ist für uns ein Weg, Exponierung zu Immobilien zu schaffen, die gut zu uns passen. Das ist letztlich, was unsere Aktionäre von uns erwarten. Dadurch, dass die CRE darüber hinaus auch mit einem Abschlag zum NAV gehandelt wird, können wir zusätzlich positive Einmaleffekte für unseren NAV erzielen. Können Sie bereits abschätzen, wie stark diese Effekte ausfallen werden? Wie stark, hängt davon ab, wie genau wir es einbuchen werden. Aber selbst im konservativsten Fall wird unser NAV dadurch um einige Cents steigen. Es heißt, dass Sie nicht mit CRE-Chef Rind vor dem Deal gesprochen hätten. Ohne Due Diligence eine solche Transaktion durchzuführen, ist das nicht sehr riskant? Die CRE ist ein börsennotiertes Unternehmen und dementsprechend transparent. Aber natürlich haben wir eine Due Diligence durchgeführt, soweit das mit öffentlich verfügbaren Informationen machbar ist. Die Immobilien kann man sich ja anschauen und das haben wir auch sehr intensiv getan. Wichtige Verträge sind ebenfalls öffentlich zugänglich, sodass man auch hier vorab eine Reihe wichtiger Fragen beantworten kann. Für alles andere muss der Abschlag zum NAV als Sicherheitspuffer reichen. Die TAG ist auch an Estavis beteiligt. Estavis-Chef Lanz äußerte vor Kurzem, dass der NAV bei etwa dem 2,5-Fachen des aktuellen Kurses liegt. Die TAG hält knapp über 20 Prozent und ist mit dieser Beteiligung sehr zufrieden. Herr Lanz und sein Team machen einen exzellenten Job. Wir sind ebenfalls davon überzeugt, dass der innere Wert des Unternehmens mehr als das Doppelte des aktuellen Kursniveaus beträgt. Welche deutschen Immobilienkonzerne sind Ihrer Meinung nach deutlich unterbewertet? Wir. Welche Strategie steckt eigentlich hinter den verschiedenen Beteiligungen an börsennotierten Unternehmen? Wollen Sie aus der TAG Immobillien AG einen Fonds entwickeln? Die Strategie ist, unser Portfolio dort zu erweitern, wo wir schon sind, und dementsprechend Synergien zu heben. Diese können riesig sein, weil es in unserer Branche massive Skaleneffekte gibt. Die Beteiligungen sind immer nur Mittel zum Zweck, um an der wirtschaftlichen Entwicklung dieser Immobilien zu partizipieren und so für unsere Aktionäre Geld zu verdienen. Viele institutionelle Investoren und Immobilienfirmen streben nach Berlin. Sind die Preise hier trotzdem noch günstig? Welche Regionen haben Sie neben Berlin noch auf dem Wunschzettel? Wir verwalten unsere Immobilien selbst und haben entsprechende lokale Fixkosten in unseren vier Wohnungsniederlassungen in Berlin, Hamburg, Düsseldorf und Leipzig. Daher macht es für uns Sinn, an diesen vier Standorten weiter zuzukaufen. Berlin ist aus unserer Sicht ein sehr lukrativer, aber auch sehr schwieriger Markt. Trotzdem sehen wir auch hier immer spannende Deals, bei denen wir zugreifen können und wollen. Wird der Konzern für das Jahr 2010 eine Dividende an die Aktionäre ausschütten? Ich glaube nicht, dass unsere Aktionäre das nach der harten Restrukturierung im letzten Jahr und den exzellenten Wachstumsmöglichkeiten, die wir im Moment sehen, wollen. Herr Elgeti, vielen Dank für das Gespräch. Langfristinvestment Das Sentiment für Immobilienaktien hat sich in den letzten Wochen deutlich verbessert. Vor allem institutionelle Investoren haben den Markt für sich entdeckt. Die TAG ist inzwischen sehr gut aufgestellt und dürfte von der steigenden Nachfrage nach Immobilien und -aktien profitieren. Rolf Elgeti ist zuzutrauen, dass er in Zukunft das Beteiligungsportfolio weiter ausbaut, um so den Wert des Unternehmens zu steigern. Das erste mittelfristige Kursziel lautet auf sieben Euro. Auf lange Sicht sind durchaus wieder zweistellige Kurse möglich.
|