Chico, meine Rechnung ist eine andere:
In den zwei Monaten vor Corona im Jan/Feb 2020 lag der Kurs knapp über 10 Euro was bei damals 600 Mio Aktien eine MK von 6 Mrd. bedeutete. Darauf sollte man noch die 1 Mrd. Nettoverschuldung rechnen und man landet bei einem rudimentären Enterprise Value von 7 Mrd. Euro.
Jetzt unterstelle ich 2,1 Mrd. Aktien inkl. der 528 Mio aus der KE und weil ich davon ausgehe, dass der Bund seine 470 Mio Euro wandelt. Bedeutet aber auch, dass die Verschuldung um die 1,1 Mrd. Euro aus der KE sinkt und zudem um die 0,5 Mrd. Euro, weil der Bund Hybrid weg ist. Ich gehe daher davon aus, dass die Nettoverschuldung bei ca. 3 Mrd. Euro liegt (leider hat IFRS 16 die Berechnung und den Vergleich mit 2019 erschwert).
Bei den aktuellen 2,70 Euro im Kurs und 2,1 Mrd. Aktien liegt die MK bei rund 5,7 Mrd. Euro - und damit unter der MK vor Corona. Deshalb fand ich Dein gestriges Posting irreführend. Rechne ich die Verschuldung noch drauf, dann lande ich bei einem EV von ca. 8,7 Mrd. Euro - und das liegt knapp 20% über dem Level von vor Corona.
ABER: daraus kann man mE keine Über- oder Unterbewertung schließen, denn das ist ja nur die eine Seite der Medaille. Die Frage ist daher, was TUI in 2022/23 und danach wieder „normalisiert“ verdienen kann. Ist das sogar mehr als vor der Krise, dann könnte man die höhere Bewertung durchaus rechtfertigen. Wir haben einige hier im Forum, die glauben an die höheren Gewinne - ich kann das persönlich leider immer noch nicht einschätzen.
Aber was wir mE in den letzten Wochen & Monaten gelernt haben:
1) Der Gedanke „die Leute wollen wieder in den Urlaub“ reicht nicht aus bzw. war keine Garantie für eine gute Kursperformance - sonst hätten wir nicht 40% Kursverlust im letzten halben Jahr gesehen. Dies habe ich mantra-artig hier geschrieben, dafür gab es die ein oder andere böse Basher-Beleidigung. „Again what learned“ würde evtl. Hr. Oettinger sagen.
2) Sich vor einer stark verwässernden Kapitalerhöhung eine sehr große Optionsschein-Position zuzulegen, kann funktionieren und evtl die besprochenen 9.500% bringen. Es ist im Prinzip aber Kamikaze in Reinkultur mit einer großen Wahrscheinlichkeit, eine Menge draufzuzahlen. Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um ist ein bekanntes Stichwort - und in diesem Falle ist es leider Realität geworden. Zumindest hätte man heute die Scheine zu einem Bruchteil kaufen können.
„Having said that“ wie der Franzos gerne sagt: ich überlege mir zum ersten mal seit fast 1,5 Jahren ob ich morgen mal mit einem Abstauberlimit mich positioniere wenn die Schlussauktion der Bezugsrechte stattfindet.
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