Trotz des 3-D-Booms leerten sich die Säle wegen der Fußball-WM und schwacher deutscher Filme. Für 2011 erwartet die Branche aber einen Rekordumsatz Hamburg. Eigentlich sollte Harry Potter die Bilanz kurz vor Jahresende noch einmal rausreißen. Die deutschen Kinobetreiber hatten fest mit dem Zauberer aus Hogwarts kalkuliert, der in trendigem 3-D die Filmfans gleich in Scharen in die Lichtspielhäuser locken sollte. Dummerweise kam der erste Teil von "Harry Potter und die Heiligtümer des Todes" nun aber doch nicht in einer dreidimensionalen Fassung in die Kinos, weshalb sich die Begeisterung für den Streifen in Grenzen hielt. "Der Film hat unsere Erwartungen bislang nicht erfüllt", sagt der Sprecher der Hamburger Kinokette Cinemaxx, Arne Schmidt, dem Abendblatt. Deshalb sei man nun mit einer Prognose für das wichtige vierte Quartal "sehr vorsichtig". Während Cinemaxx im bundesweiten Vergleich noch relativ gut dasteht, hat die gesamte deutsche Kinobranche ein ausgesprochen schwieriges Jahr hinter sich. Die Zahl der Besucher ging bis zum 12. Dezember im Vergleich zum Boomjahr 2009 um fast 17 Prozent auf 114,3 Millionen zurück, wie der Geschäftsführer des Verbands der Filmverleiher, Johannes Klingsporn, gestern unter Berufung auf Zahlen des Marktforschungsinstituts Rentrak Germany sagte. Verantwortlich dafür war einerseits die Fußball-WM, die für weitgehend leere Kinosäle im Sommer sorgte. Daneben waren es aber auch die schwachen deutschen Filme, die nur wenige Fans begeistern konnten. Wie weit die deutschen Filme in der Besuchergunst hinter den Hollywood-Blockbustern zurückliegen, zeigt die Rangliste der erfolgreichsten Streifen. So lockte der 3-D-Film "Avatar - Aufbruch nach Pandora" in diesem Jahr 11,2 Millionen Besucher in die Kinos der Republik. Der besucherstärkste deutsche Film "Friendship!" kam mit 1,5 Millionen verkauften Tickets hingegen nur auf einen Bruchteil dieses Erfolgs. Der Trend zum dreidimensionalen Kinoerlebnis sorgte aber immerhin dafür, dass sich der Umsatzrückgang für die Kinobetreiber im Vergleich zur Besucherentwicklung in Grenzen hielt. So sanken die Erlöse insgesamt lediglich um vier Prozent auf 847 Millionen Euro. Der Hintergrund: Die Karten für 3-D-Filme sind im Schnitt drei Euro teurer als die sonst üblichen Eintrittspreise, sodass die Unternehmen mit weniger Besuchern deutlich höhere Erlöse erzielen können. Der 3-D-Trend soll der Branche helfen, zumindest im kommenden Jahr wieder an die guten Zahlen von 2009 anknüpfen zu können. Ohne den Bremser Fußball-WM hält der Verband der Filmverleiher sogar ein neues Rekordergebnis für möglich: "Ich halte es für durchaus realistisch, dass wir nächstes Jahr die Eine-Milliarde-Umsatzmarke knacken", sagte Geschäftsführer Klingsporn. Neben einem neuen Teil der Piraten-Saga "Pirates of the Caribbean" mit Johnny Depp setzt die Branche auch auf die 3-D-Verfilmung der Abenteuer von Tim und Struppi, die die Regielegenden Steven Spielberg und Peter Jackson auf die Leinwand bringen wollen. Daneben hoffen die Verleiher, dass sich die deutschen Streifen als deutlich zugkräftiger als in diesem Jahr erweisen. Als potenzielle Kassenknüller werden Mathias Schweighöfers Regiedebüt "What A Man" und Til Schweigers neue Komödien "Kokowääh" und "Keinohrhasen 3" eingestuft. Bei der Hamburger Kette Cinemaxx setzt man unter anderem auf das Remake des Science-Fiction-Klassikers "Tron", das Ende Januar in die deutschen Kinos kommen soll. ",Tron' wird der erste Spielfilm sein, der unser neues digitales Imax-Kino in Bremen voll ausnutzt", sagt Unternehmenssprecher Schmidt. Mit einem besonders brillanten Bild und zusätzlichen Szenen hofft die Kette, eingefleischte Fans aus ganz Norddeutschland sogar zu einer Stippvisite nach Bremen locken zu können. Technologisch hat Cinemaxx in diesem Jahr stark aufgerüstet. So wurde die Zahl der 3-D-fähigen Kinosäle von 60 auf 90 erhöht. Im Haupthaus am Hamburger Dammtorbahnhof nahm das Unternehmen zudem ein neues Soundsystem in Betrieb, das Basseffekte durch eine präzise Steuerung regelrecht fühlbar machen soll. In den kommenden zwei bis drei Jahren sollen 60 der bundesweit rund 300 Cinemaxx-Säle mit dem neuen System ausgestattet werden. "Wir hoffen, dass die neue Technik für einen zusätzlichen Besucherschub sorgen wird", so Schmidt. Sollte das alles nichts helfen, dann wäre da im kommenden Jahr einmal mehr der Zauberer Harry Potter, der zu seinem endgültig letzten Abenteuer "Die Heiligtümer des Todes, Teil 2" antreten wird. "Dieser Film wird dann aber wirklich in 3-D gezeigt", verspricht Schmidt.
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