Kurnaz machte in Bremen seinen Hauptschulabschluss und begann daraufhin eine Ausbildung zum Schiffsbauer. „Der Alltag war ziemlich trist: Kurnaz hatte Probleme mit Frauen, mit Alkohol und mit Drogen. Irgendwann reifte der Gedanke in ihm, einen Schlussstrich unter dieses relativ kümmerliche Dasein zu ziehen“, schreibt die Tageszeitung „Die Welt“ über Kurnaz ohne Angaben von Quellen.[1]
Im Sommer 2001 heiratete Kurnaz in der Türkei. Die Ehe wurde während seiner Gefangenschaft geschieden, wovon er Meldungen zufolge erst auf seiner Heimreise nach Deutschland erfuhr.[2]
Im Herbst 2001 beginnt er sich intensiv für den Islam zu interessieren, lässt sich einen Bart wachsen und besucht regelmäßig die Abu-Bakr-Moschee in Bremen-Mitte. Dort bekommt er Kontakt zur Organisation „Tablighi Jamaat“. Die Bundesregierung bescheinigt der Vereinigung zwar, „nicht dem terroristischen Spektrum“ zuzugehören, hegt aber den Verdacht, dass sie bei „Radikalisierungsprozessen eine wesentliche Rolle“ spiele. Amnesty international beschreibt „Jama at al-Tabligi“ als eine „große friedlich gesonnene religiöse Gruppierung“. [3]
Kurnaz’ Flugticket von Frankfurt nach Karatschi (PIA 768) am 3. Oktober 2001 wurde mit einer EC-Karte bezahlt – sie gehörte seinem Freund Sofyen Ben Amor. Aus abgehörten Telefongesprächen wissen die Ermittler: Dieser Ben Amor hatte Kontakt zu den radikalen Taliban – und zum Vorbeter der Bremer Abu-Bakr-Moschee, Ali Miri.[4]
Verhaftung und Inhaftierung in Guantánamo-Bucht Nur wenige Wochen nach den Anschlägen vom 11. September 2001, am 3. Oktober 2001, flog Kurnaz nach Pakistan, um sich mit seinem Freund Selçuk Bilgin, der allerdings schon am Flughafen Köln festgenommen wurde, der sehr religiösen, aber angeblich nicht radikalen Gruppe „Tablighi Jamaat“ anzuschließen und die von der Organisation angebotene Pilgerreise zu unternehmen. Mehrfach wurde Kurnaz vom Abgeordneten Thomas Oppermann danach befragt, ob er nicht aus politischen und weltanschaulichen Motiven nach Pakistan gereist sei. Der Ex-Häftling verneinte dies vehement. Er habe sich der Gruppe Tablighi Jamaat angeschlossen, „um mehr über den islamischen Glauben zu erfahren“.
Er habe seine Rückkehr noch im Jahre 2002 nach einer Pilgerreise von vier Monaten geplant gehabt, da er seine türkische Ehefrau in Deutschland erwartet habe.
In Pakistan wurde er im November 2001 bei einer Routinekontrolle von pakistanischen Sicherheitskräften festgenommen und anschließend Ende November gegen Kopfgeld an die US-Streitkräfte in Afghanistan übergeben.[5] Er wurde als „feindlicher Kämpfer“ eingestuft und im Januar 2002 von einem US-Häftlingslager in Afghanistan zum Terroristengefangenenlager in die Guantánamo-Bucht auf Kuba verlegt. Der rechtliche Status der dort Inhaftierten ist umstritten und viele Menschenrechtsorganisationen sehen in dem Vorgehen der Vereinigten Staaten einen Verstoß gegen die Menschenrechte.
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