Deshalb müssen wir die zweite Möglichkeit in Betracht ziehen, weshalb die Exporte der
Krisenstaaten gestiegen sind: Eine günstige konjunkturelle Entwicklung im Ausland. Darüber
braucht man gar nicht lange zu reden: Es ist bekannt, dass sich alle wichtigen Länder seit
2009 von den Auswirkungen der Finanzkrise erholt haben und zunehmend kräftig wachsen –
nur nicht die südeuropäischen Euro-Staaten.
Aber es ist dennoch interessant, sich dies genauer anzuschauen. Wenn es die allgemeine
Weltkonjunktur ist, die die Exporte begünstigt und antreibt, dann müssten alle Staaten in der
Eurozone steigende Exporte verzeichnen. Man kann dann die Entwicklung vergleichen mit
der Exportentwicklung eines Staates, der nicht unmittelbar von der Eurokrise betroffen ist.
Nehmen wir Deutschland als Vergleichsmaßstab.
In der folgenden Graphik betrachte ich die Exporte einer großen Menge von (überwiegend
osteuropäischen) Staaten im Vergleich zu den deutschen Exporten. Diese osteuropäischen
Staaten gehören dem Euro nicht an oder haben ihn erst vor sehr kurzer Zeit eingeführt. Die
deutschen Exporte normiere ich in jedem Jahr auf einen Wert von 100 – deshalb finden Sie
die deutsche Zeitreihe (dunkelblau) konstant auf dem Niveau von 100. Die Exporte aller
anderen Staaten sind nur im Jahr 2003 ebenfalls auf 100 normiert. Die Zeitreihen zeigen dann,
wie sich die Exporte der anderen Staaten im Vergleich zu Deutschland entwickelt haben.
Werte über 100 bedeuten, dass diese Staaten ein stärkeres Wachstum ihrer Exporte
verzeichnen konnten als Deutschland. Wir stellen fest, dass die Exporte fast aller
osteuropäischen Staaten in den letzten zehn Jahren um zwischen 15 Prozent und 30 Prozent
stärker gewachsen sind als die deutschen Exporte. (Nur Bulgarien hinkt mit plus 8 Prozent
etwas hinterher).
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