07. März 2005 Wenn man sich die Geschäftszahlen anschaut, welche die DEWB (Deutsche Effecten- und Wechsel-Beteiligungsgesellschaft AG) Anfang Februar veröffentlicht hat, dann deutet zunächst nichts darauf hin, daß die Aktie darauf mit Kursgewinnen reagieren könnte. Denn die Beteiligungsgesellschaft hat im Geschäftsjahr 2004 einen Umsatzrückgang von 30,7 Millionen Euro auf 5,0 Millionen Euro hinnehmen müssen.
Auch das Ergebnis vor Zinsen und Steuern verschlechterte sich auf minus 12,3 Millionen Euro (Vorjahr plus 0,04 Millionen Euro). Das Ergebnis je Aktie der Venture Capital-Gesellschaft, die aktuell 21 Beteiligungen betreut und ein Vermögen von 83,6 Millionen Euro verwaltet, belief sich auf minus 0,98 Euro bezogen auf die 15.230.000 ausgegebenen Inhaberstückaktien.
Doch anstatt mit weiteren Kursverlusten auf das schlechte Ergebnis zu reagieren, hat die Notiz seit Anfang Februar markant zugelegt. Der am Freitag erreichte Schlußkurs von 3,24 Euro bedeutet gegenüber dem am 4. Februar markierten Rekordtief ein massives Plus von 80 Prozent.
Ein Richterspruch sorgt für Kursphantasie
Erklären läßt sich der Kurssprung mit einem Richterspruch. Denn nachdem das Oberlandesgerichts Jena am 22. Dezember 2004 einem DEWB-Aktionär einen durch Großaktionär Jenoptik zu zahlenden Abfindungsanspruch für die DEWB-Aktien in Höhe von 26,51 Euro je Aktie zuerkannt hat, machen sich offenbar etliche Börsianer Hoffnungen auf allgemeingültige Abfindungsansprüche für alle DEWB-Aktionäre.
In der Tat könnten theoretisch jedenfalls nun alle DEWB-Aktionäre ähnliche Ansprüche geltend machen. Jenoptik aber bereits Revision angemeldet und das Urteil des OLG Jena ist somit noch nicht rechtskräftig. Und was bei der Revision herauskommt, bleibt abzuwarten. Sollten die Richter jedoch auf dem Standpunkt des OLG Jena beharren, dann würde es sogar für den TecDax-Titel Jenoptik finanziell recht eng werden und die DEWB-Aktionäre könnten einen extremen Gewinn einfahren, kommentiert dazu Matthias Rieger, Autor des Hanseatischen Börsendienstes.
Aktienkurs scheint ohne Abfindungshoffnungen inzwischen ausgereizt
Rieger selbst glaubt zwar nicht daran, daß die Spekulationen auf eine hohe Abfindung aufgehen werden. Die damit verbundene Phantasie könnte aber auch aus seiner Sicht dem Kurs weiter einheizen. Fundamental betrachtet hatte Rieger dem Titel unlängst vor Bekanntwerden der Gerüchte einen fairen Wert von gut drei Euro zugestanden.
Dieses Niveau ist inzwischen erreicht, so daß weitere Kursavancen ohne anhaltende Abfindungshoffnungen schwierig werden dürften. Die auf deutsche Nebenwerte spezialisierten Autoren der Börsen-Zeitschrift „Nebenwerte-Journal” wollen zwar nicht ausschließen, daß die angekündigten drastischen Personal- und Kostensenkungen zu operativen Verbesserungen führen werden. Für konservative Anleger scheint ihnen die Aktie als Anlage aber nicht geeignet.
|