Der Übernahme-Deal zwischen Tapestry und Capri Holdings hätte die US-Luxus-Branche aufmischen sollen. Daraus wird jedoch nichts, denn ein US-Gericht hat es Tapestry, dem Eigner von Labels wie Coach und Kate Spade, am Donnerstagabend untersagt, den Konkurrenten Capri Holdings für 8,5 Milliarden US-Dollar zu erwerben.
Hinter Capri Holdings steckt der Eigentümer der für ihre Handtaschen bekannten Marke Michael Kors sowie dem weltbekannten italienischen Modelabel Versace. Das Unternehmen hatte in den vergangenen Jahren auch aufgrund der Wirtschaftsflaute in China mit sinkenden Erlösen zu kämpfen.
Gericht lässt Übernahme platzen
Eine Übernahme hätte den Markt konsolidieren und für Synergieeffekte insbesondere im Vertrieb sorgen sollen. Die US-Wettbewerbsbehörde hatte mit ihrer Klage gegen den Deal jedoch Erfolg.
Die zuständige Richterin Jennifer Rochon hat sich der Argumentation angeschlossen, dass die Übernahme zu einer Einschränkung des Wettbewerbs führen und die Konkurrenz insbesondere zwischen den Marken Coach, Kate Spade und Michael Kors eliminieren und den Zugang zu "erschwinglichem Luxus" einschränken würde.
Tapestry und Capri Holdings, das sich von Anfang an mit der Übernahme einverstanden gezeigt hatte, argumentierten vor Gericht, dass "erschwinglicher Luxus" kein relevanter Markt sei und sie bereits mit "hunderten anderer Hersteller von Handtaschen" konkurrieren würden.
Entsetzen unter den Capri-Anlegern ...
Auf die Nachricht reagierten Anleger von Capri Holdings entsetzt. Die Aktie fiel in der US-Nachbörse wie ein Stein und verbilligte sich zeitweise um die Hälfte. Zum Ende des erweiterten Handels stand nach 17,4 Millionen gehandelten Stücken ein Minus von 45,1 Prozent zu Buche. Mit einem Minus von 17,2 Prozent seit dem Jahreswechsel stand es um die Anteile schon vor dem Crash nicht gut.
Dem Urteil von Wall-Street-Analysten zufolge sind selbst Kursverluste in dieser Höhe gerechtfertigt. Bereits in der vergangenen Woche äußerte Ike Borchow, Experte bei Wells Fargo, dass der faire Wert von Capri Holdings bei 28 US-Dollar liegen würde, sollte der Deal platzen. Bei der Citi sowie dem Research-Haus Baird sieht man einen fairen Wert von etwa 24 US-Dollar, wohingegen die Schweizer von der UBS sogar nur einen "Standalone-Wert" von 15 US-Dollar sehen.
... Erleichterung dagegen bei Tapestry
Bei Tapestry hingegen zeigten sich Investoren erleichtert. Die Aktie kletterte nach dem vorerst geplatzten Deal um fast 14 Prozent. Einerseits ist das Unternehmen die Sorge um ein Gelingen der Übernahme sowie der mit vielen Herausforderungen verbundenen Integration der Marken von Capri Holdings los.
Andererseits entwickelten sich die Geschäfte von Tapestry zuletzt zwar ebenfalls nicht zur Zufriedenheit der Anleger, aber wesentlich resilienter als die der Konkurrenz. Die geplante Übernahmesumme von 8,5 Milliarden US-Dollar kann das Unternehmen nun an anderer Stelle investieren – zum Beispiel in den Schuldenabbau oder eine höhere Dividende.
Fazit: Das Ding ist noch nicht durch
Die geplante Übernahme von Capri Holdings durch Mitbewerber Tapestry ist vorerst geplatzt. Der Deal hätte für eine Konsolidierung der mit Wachstumsschwierigkeiten kämpfenden US-Luxus-Branche gesorgt, wurde nach einer Klage durch die FTC am Donnerstagabend aber von einer Richterin auf Eis gelegt.
Während Capri-Aktionäre entsetzt sind, weswegen sich die Aktie am Freitag nahezu halbieren wird, sind Investoren bei Tapestry erleichtert, dass man den in einer deutlich schwächeren Position befindlichen Konkurrenten vorerst nicht kaufen wird. Warum das Unternehmen im Luxus-Segment derzeit gut aufgestellt ist, hat vor kurzem Kollege Markus Weingran in seiner wO Börsenlounge untersucht.
Das Unternehmen kündigte jedoch noch am Donnerstagabend an, in die Berufung zu gehen (auch um den Bestimmungen der Übernahmevereinbarung gerecht zu werden) und den Schiedsspruch anzufechten. Das Luxus-Drama dürfte daher schon bald in die Verlängerung gehen.
https://www.ariva.de/news/...legt-horror-crash-45-prozent-fr-11416142 -----------
Grüne Sterne beruhen auf Gegenseitigkeit!