„Sieh‘ mal hier: Zigaretten. Klein geschnittener Tabak, in einem dünnen Papier. In einem kleinen Röllchen, das ein angenehmes Gefühl auslösen soll in unserem Kopf.“
„…?“
„Das ist mir nie zuvor aufgefallen. Zum ersten Mal im Krankenhaus. Nachdem ich weiß der Teufel wie viele Monate gelegen habe, bin ich aufgestanden, weil ich pissen musste. Ich hab die letzten Tropfen ab geschlenkert und dachte mir dann ‚Das also ist Dein Leben jetzt‘? Irgendwo in ‚nem Dreckloch hausen, und das größte Vergnügen ist es also, wenn man selbständig pissen gehen kann. Ich hab dann eine Kippe gefunden in meinen Sachen und hab sie geraucht. Was für ein Gefühl. Da denkst Du nämlich nie dran, was für eine witzige Idee so eine Zigarette ist. Ich meine, man denkt überhaupt sowieso nie an irgendetwas, was wirklich wichtig ist. In so einem kleinen Zimmer, da ist das alles, was Du hast. Das kann Dich richtig in Anspruch nehmen, da denkt man nichts anderes mehr als an solche Sachen. Wann kann ich endlich wieder alleine pissen, wie schmeckt eine Zigarette? Und dann kommst du zurück ins Leben und siehst, dass nichts passiert ist. Alles ist so wie immer. Alle haben es eilig, jeder schubst jeden durch die Gegend, sie rennen und quatschen und machen und reden und essen und schwafeln und pissen und jammern und am Ende werden sie doch alle nur in Kisten gepackt und irgendwo verscharrt. Keiner merkt, was für eine witzige Idee so eine Zigarette ist. Das habe ich mir gedacht, als ich beim Pissen war und es war irgendwie dasselbe, was ich auch gedacht habe, als ich unter den Trümmern lag. Und deshalb …“
„….?“
„….hm. Ja, und genau deshalb ist es vollkommen egal, was man macht. Verstehst du?“
Quelle: Auszug aus meinem kommenden Buch "ALLES JAFFA"
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