News - 24.11.08 20:41 Das Kapital: Eine Aktienmarktrally mit Perspektive?
Alles weiter so wie gehabt, lautet die Devise der Regierungen Amerikas und Britanniens. Na, da hat die Aktienmarktrally ja eine tolle Basis.
War's das jetzt? Richten die Anleger ihren Blick nun auf das Anfang 2009 kommende riesige Konjunkturpaket in den USA - und sehen also plötzlich über Konjunkturdaten, Gewinnwarnungen, mögliche Insolvenzanträge von großen US-Firmen und wahrscheinliche Auflösungen von Hedge-Fonds samt entsprechender Kapitalabflüsse hinweg?
Wenn der Dax an einem Tag um 10,3 Prozent steigt, an dem beim Ifo-Index alle Dämme brechen, ist die Versuchung groß, genau dies zu konstatieren. Aber so sehr es jenen zu wünschen ist, die bereits engagiert sind: Falls der Bärenmarkt nunmehr tatsächlich unterbrochen würde, wäre es zu früh - ähnlich wie die Kursverluste in Japan seit 1990 immer zu früh geendet haben. Dort sind die Kurse ja ein ums andere Mal rasant nach oben gegangen - nicht zuletzt aufgrund von acht Fiskalpaketen in den 90er-Jahren -, nur um im nächsten Abschwung noch tiefer als zuvor zu sinken.
Im Westen scheinen die Regierungen die Deflationsgefahr beherzter zu bekämpfen. Aber zu welchem Preis? Laut Bloomberg addieren sich sämtliche Kapitalspritzen, Kreditgarantien und Liquiditätsmaßnahmen, die Fed, Finanzministerium und sonstige staatliche Stellen in den USA bisher schon aufgelegt haben, auf 7400 Mrd. $. Die angedachten Hilfen für Hypothekennehmer über 444 Mrd. $ und Kredite für Autobauer sind darin ebenso wenig enthalten wie die Konjunkturpakete.
Wie Hank Paulson ständig betont, geht es dabei nicht zuletzt darum, den Zugang zu Verbraucherkrediten und Hypotheken zu erleichtern - auf dass die Amerikaner wieder mehr ausgeben können, als sie einnehmen. Das ist es im Grunde, auf was die Anleger setzen: dass die Schulden in den USA noch zunehmen. In die gleiche Richtung gehen die Maßnahmen der britischen Regierung: Mit einer Mehrwertsteuersenkung versucht sie allen Ernstes, den Konsum zu stärken. Auf der Insel! Da, wo die finanzielle Situation der enthemmten Verbraucher noch schlimmer ist als in den USA.
Dass ausgerechnet in der britischen Finanzpresse gefordert wird, die Banken sollten lieber freiwillig wieder ausleihen, bevor der Staat sie dazu zwinge, zeigt, wie sehr die Ursachen der Krise nach wie vor verleugnet werden. An wen sollen die Banken denn freiwillig Kredit vergeben, der diesen will und bedienen kann? An angelsächsische Verbraucher? Spanische Firmen? Von Private Equity mit Schulden überladene Mittelständler? Hedge-Fonds?
Wenn (!) all dies die Weltwirtschaft nur ansatzweise an ihr "Potenzialwachstum" zurückführte, würde die Inflation schneller wieder aufflammen, als die Anleger gucken können. Aber darauf läuft es ohnehin hinaus: dass die USA vor lauter Deflationsangst Straßen, Brücken und Schulen mit frischem Zentralbankgeld bauen lassen. Da ist es nur eine Frage der Zeit, bis uns Dollar, Pfund, Staatsanleihen und Aktien gleichzeitig um die Ohren fliegen.
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