US Quartalszahlen not to bad 08:42 16.10.08
Wieder einmal ist in allen Gazetten und in den Börsensälen Land unter. Nicht zuletzt, weil die US-Notebankerin aus San Francisco Janet Yellen, von der ich z.B. noch nie gehört habe – aber sei’s drum – erklärte, dass sich die USA bereits in einer Rezession befände. Diese Aussage wird durch die Zahlen aus dem US-Einzelhandel, der im letzten Monat um -1,2 % abgenommen hat, scheinbar gestützt.
Und auch in Deutschland wird mächtig geunkt. Wirtschaftsminister Glos wird heute in seiner Projektion einer Stagnation der Wirtschaft das Wort reden. Er übernimmt damit die Zahlen aus der vor kurzem veröffentlichten Prognose der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute. Welche im best case ein Wachstum von +0,2 % und im worst case eine Schrumpfung der Wirtschaft um -0,8 % vorsieht.
Da passt nun gar nicht die Meldung des deutschen Einzelhandelsverbandes HDE in die Landschaft, dass „die leichte Belebung des Handels, die er seit dem Sommer spüre, andauere“. Wenngleich darauf hingewiesen wurde, dass das Umsatzniveau ein niedriges sei. Auch nicht die Meldung, dass die Inflation im Euroraum von 3,8 % im August auf 3,6 % im September gesunken ist. Oder dass das Rohöl mittlerweile bei 75 Dollar je Barrel angelangt ist und die 50 Dollar anvisiert. Wieder einmal erleben wir das Phänomen, dass uns die schlechten Nachrichten in großen Lettern auf den ersten Seiten von den Regalen geradezu anspringen , während die guten Nachrichten verschämt irgendwo im hinteren Bereich unter Sonstiges abgehandelt werden und ihr trauriges Dasein fristen.
Insofern möchte ich auch hier die Gelegenheit nutzen, die ganze Informationslage etwas zu relativieren. „Vom Himmel hoch kommend, zu Tode betrübt“, taugt nun mal nicht für eine nachhaltige und solide Anlagestrategie. Man muss schon bereit sein die Fakten zur Kenntnis zu nehmen und zu akzeptieren.
Und so stehen wir wieder einmal vor der nächsten Saison der Quartalberichterstattung bzw. sind schon fast mitten drin. Schauen wir in den USA einfach einmal näher hin. Da war gestern Intel mit einem Gewinnplus von +12 % bei mageren Umsatzzuwächsen von +1 % und einem murky-Ausblick. CEO Otellini will bzw. kann einfach nicht einschätzen, wie sich die Finanzkrise auswirkt.
PepsiCo musste sogar einen Gewinnrückgang um -9,2 % melden. Wobei die Umsätze um +11% gestiegen sind. Das weist auf hausgemachte Probleme hin. Denn heute meldet der Marktführer Coca Cola einen +14 %-igen Gewinnzuwachs bei um +9 % gestiegenen Umsätzen. Wobei man fairerweise dazu sagen muss, dass Coca Cola seine Gewinn zu 81 % und seine Umsätze zu 73 % im Ausland macht. Und Pepsi vergleichbar nur bei 30 % bzw. 40 % liegt. D.h. dass Coca Cola stark vom Exportmarkt profitiert. Wie viele US-Unternehmen derzeit.
Der Düngemittelhersteller Cargill dagegen kann vor Kraft kaum laufen. +62 % Gewinnzuwachs können sich sehen lassen. Nahrungsmittel werden weltweit wohl zunehmend nachgefragt.
Und während die drittgrößte US-Fluggesellschaft Delta Airlines bei einem Umsatzzuwachs von +9 % weiter Verluste einfliegt (-50 Mio. Dollar), kann American Airlines mit einem Umsatzplus von +8 % einen Gewinn von +45 Mio. Dollar auf den Sitzen festschnallen. Dass der Flugmarkt derzeit kein leichter ist, zeigt die deutsche Flughafengesellschaft Fraport, die soeben rückläufige Fluggastzahlen (-3,9 %) und Luftfrachtzahlen (-5,4 %) gemeldet hat.
Beim Pharmaunternehmen Abbott Laboratories hat sich der Gewinn um +51 % erhöht. Bei Umsätzen von +18 %. Sogar der Forecast (=Ausblick) wurde angehoben. Und der Internet-Auktionär ebay zeigt ein Umsatzplus von +12 5 % und kann nach Vorjahresverlusten von -935,6 Mio. Dollar dieses Jahr stolz einen Gewinn von 492 Mio. Dollar präsentieren. Wenngleich eine Abschwächung aufgrund der rückläufigen Konsumausgaben erwartet wird. Auch diesbezüglich muss man die Zahlen einmal gerade rücken. Der Rückgang beim Konsum ist für mich normal, da die Schecks aus dem Konjunkturprogramm in den Vormonaten für einen zusätzlichen Anstieg gesorgt haben.
Und das der Onlinebroker Charles Schwab einen Rückgang der Gewinne um -80 % vermelden muss ist angesichts der Finanzkrise nun wirklich auch keine Überraschung. Genau so wenig wie die massiven Einbrüche bei J.P Morgan Chase & Co und Wells Fargo & Co.
Dass Edeka 25.000 Stellen schaffen will, Klöckner seine Ergebnisprognosen erfüllen kann und GEA kräftig investiert sowie Boeing von American Airlines einen Milliardenauftrag, nämlich ca. 100 Dreamliner erhalten hat, sei nur am Rande erwähnt.
Und nun machen Sie mit mir bitte folgendes Experiment. Vergessen Sie die ganze Finanzkrise für einen Augenblick und lesen Sie die Kolumne noch einmal. Sie werden vermutlich zu dem Schluss kommen, dass die Quartalszahlen so schlecht auch wieder nicht sind. Jedenfalls vor einer anderen Hintergrundtapete.
Wie Sie sehen plädiere ich – auch in Finanzkrisenzeiten – für etwas mehr Sachlichkeit und weniger Emotion.
„Und wenn ich wüsste, dass Morgen die Welt unterginge, so würde ich heute noch mein Apfelbäumchen pflanzen.“
Es lohnt sich – auch als Investor - über dieses Zitat nachzudenken.
Einen schönen Tag und hohe Renditen wünscht Ihnen.
Ihr Norbert Lohrke
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