@circumnav, erst mal vielen Dank für Dein ausführliches Posting. Finde ich toll, dass Du Dir die Angebotsunterlage im Detail angeschaut hast und danach konsequent eine Entscheidung getroffen hast. Ich hatte mir die Unterlage größtenteils auch damals angeschaut. Dein Posting eignet sich auch hervorragend für eine Diskussion. Leider – muss ich aus meiner Sicht sagen – ist das alles sehr einseitig was Du geschrieben hast und kann man mE so nicht stehen lassen. Meine Antworten im Einzelnen:
ADVA und Adtran hatten im letzten Jahr rund 730 Mio USD COGS and ca. 430 Mio USD an OPEX. Wenn die jetzt von 52 Mio USD Kosteneinsparungen reden, dann geht es um insgesamt nur ca. 4,5% an Einsparungen. M.E. ist das sehr realistisch und dürfte auch historisch im Rahmen dessen sein, was bei anderen Mergern an Synergien erzielt wurde. Protiva hat das meiner Erinnerung nach sogar als „konservativ“ bezeichnet. Bei den Einsparungen geht es auch nicht nur um Zulieferer, sondern auch um andere Kosten. Du brauchst zB nur einen CFO, einen COO, nur eine IR, man spart sich Flugkosten weil ADVA die europ. Kunden beackert und umgekehrt, etc.
Es ist mE falsch, sich die historischen Umsatzzahlen anzuschauen, entscheidend für die Bewertung ist doch, was in den nächsten Jahren an Wachstum ansteht. Und da wird bei Adtran ein ca. doppelt so hohes (zweistelliges) Wachstum erwartet wie bei ADVA. Du hast selber geschrieben, dass ADVA in den letzten beiden Jahren gerade einmal 5% Wachstum p.a. gezeigt hat (übrigens: trotz Glasfaser), Adtran war nach 9 Monaten bei 8,6% und für 2022 wird zweistellig erwartet. Der Rückgang bei Adtran war übrigens gut erklärt in der FB Note durch einen Einmaleffekt („Access & Aggregation sales were hit particularly hard in 2018 by the termination of a multi-city broadband project resulting from merger-related spending review at a domestic tier 1 customer.“)
Bei JEDER Übernahme wird ein Gewinnabführungsvertrag angestrebt/etabliert. Sonst würde man ja gar nicht erst eine Übernahme (eines Mehrheitsanteils) anstreben. Dass Du deshalb das Ziel der Markterschließung anzweifelst und mit „Geld für Altlasten“ ankommst, geht leider ein wenig in Richtung Polemik.
Während ADVAs net cash Position bei knapp null ist, weist Adtran ca. 120 Mio USD an net cash aus. Sprich: in Sachen Liquidität sieht es bei Adtran wesentlich besser aus als bei ADVA. Wenn die das in kurzlaufenden US Staatsanleihen investieren zur Zinsoptimierung ist das alles andere als falsch.
ADVA hat mit der British Telecom seit zig Jahren auch einen Großkunden mit zweistelligem Anteil an den Gesamtumsätzen.
Warum sollte Adtran ein Klotz am Bein sein für ADVA? Aufgrund des schnelleren Wachstums und des viel größeren Marktes?
Dass Blackrock dahinterstecken könnte, geht in Richtung Strippenzieher-Theorie und muss man eigentlich nicht weiter beantworten. Der Adtran Kurs ist im halben Jahr vor der Merger News von 16 auf 25 USD gestiegen und hat durch die News einen herben Dämpfer bekommen. Wie soll Blackrock davon profitiert haben?! Und warum sollten die Protivas das Angebot annehmen/forcieren, sind die auch von Blackrock gesteuert?
Sorry für das Folgende: mit der größte Mumpitz von Dir ist die Aussage, dass es Dich misstrauisch macht und es Deines Erachtens nicht ehrlich ist, dass die Übernahmeprämie nicht neu berechnet wird. Eine Prämie wird doch IMMER auf den Tag bezogen, an dem das Übernahmeangebot bekannt gemacht wird. Wie willst Du denn sonst eine Prämie bewerten? Dazu ändert sich die Prämie alleine jede Sekunde nur aufgrund des EUR/USD Verhältnisses, soll ADVA stündlich ein Update raushauen? Bei manchen Erwartungen kann man nur mit dem Kopf schütteln…jemand, der erwachsen ist und Geld in Aktien anlegen kann, der kann sicherlich auch A x B x C ausrechnen (A = Adtran Kurs B = 0,8244 C = EUR/USD) – und muss nicht gleich von Misstrauen und Unehrlichkeit schreiben, weil das nicht ADVA für einen macht.
Und nachdem Du (verzweifelt?) versucht hast, möglichst viele negative Punkte aus den Fingern zu saugen, fällt Dir bei den PRO Argumenten nur das Produktprogramm ein? Die ausgeglichenere geographische Aufstellung und FX Insensitivität, ein 240 Mio R&D Budget vgl mit 90 Mio USD bei ADVA, die größere Marktmacht, die kritische Masse (die man bei Großkunden braucht), die 52 Mio Synergien, die möglichen 60-120 Mio an Umsatzsynergien, die Möglichkeit an den 125 Mrd. USD Förderprogrammen der US teilhaben zu können, die Wichtigkeit von Größe in dieser Industrie, die perfekte Ergänzug von „first mile“ and „second mile“, die traditionell höhere Bewertung von US Unternehmen von denen ADVA Aktionäre profitieren können, etc. zählt alles nicht?
Bei Deinem letzten Absatz bin ich ganz bei Dir….wenn der Deal scheitert, könnte es schnell einstellig werden. Daher ist Deine Entscheidung zum Verkauf mE richtig.
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