für mich sieht es so aus, als wenn sich der Kurs tatsächlich verdoppeln könnte zzgl. einer sehr aussichtsreichen Dividende. Aber wir sollen den Tag nicht vor dem Abend loben. für mich persönlich weiterhin STRONG BUY !!
16:42 14.07.11
„Wenn eine Regel an der Börse funktioniert, dann ist es ‚Sell on good news‘.“ Das sagte ein erfahrener Börsianer, als ich mich mit ihm über den markanten Kursverfall von Telegate in den letzten Wochen unterhalten habe. Am 8. Juni gaben die Richter dem Auskunftsdienstleister mit einer 52-Millionen-Klage gegen die Deutsche Telekom Recht, eine Revision wird wohl nicht zugelassen.
Da zudem zu erwarten ist, dass Telegate auch noch 11 Millionen Euro Prozesskosten einfordern und die Telekom auf weiteren Schadensersatz von 140 Millionen Euro verklagen wird, summiert sich der gesamte Anspruch auf 200 Millionen Euro, wenn alle rechtlichen Möglichkeiten ausgeschöpft würden.
Im Vergleich dazu ist Telegate auf der Basis eines Kurses von 7 Euro nur mit knapp 130 Millionen an der Börse kapitalisiert, nachdem die Notierungen von 9,87 Euro auf 6,90 Euro abgestürzt sind. Optimisten gehen nun davon aus, dass Telegate entweder ein Rückkaufprogramm startet oder eine Sonderdividende von mehr als 3 Euro ausschüttet, so dass sich eine Rendite von 43 Prozent ergeben könnte.
Doch all das juckt derzeit die Börsianer nicht, obwohl Telegate auch sonst gut aufgestellt ist: Einem Buchwert von mehr als 4 Euro je Aktie steht eine Cash-Position von 2,50 Euro (noch ohne die Zahlungen der Telekom) gegenüber. Besonders interessant: Telegate hat 44 Millionen Euro bei der Muttergesellschaft Seat Pagine Gialle angelegt, um - so wörtlich im Q1-Bericht - „bessere Zinskonditionen in Anspruch nehmen zu können“.
Die Rechnung über die Werthaltigkeit der Telegate-Aktie sieht heute wie folgt aus: Die Liquidität betrug vor Ausschüttung der Dividende knapp 2,50 Euro. Wenn 60 Millionen Euro aus dem Telekom-Prozess zufließen, dann sind dies weitere 3,14 Euro je Aktie, so dass sich der Gesamtbestand auf ca. 5,60 Euro je Aktie beläuft (ohne Berücksichtigung von Steuereffekten). Wenn Telegate den gesamten Schaden geltend macht und die restlichen 140 Millionen Euro auch noch einklagt, dann wären dies nochmals 7,30 Euro– also summa summarum 12,90 Euro je Aktie, natürlich wieder vor Steuern gerechnet. Dies ist deutlich mehr als der aktuelle Börsenkurs.
Selbst wenn die Erträge aus der digitalen Werbewelt für mittelständische Unternehmen – dem in der Zwischenzeit neu aufgebautem Geschäftsbereich von Telegate - möglicherweise nie an die Rendite der Telefonauskunftsdienstleistungen herankommen und diese Sparte bereits im März 2011einen Umsatzanteil von knapp 30 % am gesamten Geschäftsvolumen erreicht hat, dann könnte man der Telegate- Aktie unterdiesem Aspekt eine fairen Wert von ca. 4,50 Euro zusprechen.
Die andere Seite ist die, dass das klassische Auskunftsgeschäft in diesem Jahr weiter rückläufig ist und daher das Management für das laufende Jahr „nur“ noch ein EBITDA zwischen 13 Millionen und 18 Millionen Euro erwartet. Dafür sollen jedoch die Medieneinnahmen überdurchschnittlich zulegen, sodass das Gesamtergebnis in den kommenden Jahren wieder nach oben drehen sollte.
Wenn die Aktie weiterhin auf Tauchstation geht, dann sollten Sie unbedingt zugreifen, denn es werden sicher in den nächsten 1 bis 3 Jahren ganz erhebliche Ausschüttungen erfolgen – schon allein deshalb, damit Seat die bei ihr angelegten 44 Millionen Euro nicht wieder nach Martinsried zurücküberweisen muss.
Ihr
Christoph Martin
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