Alarmierende Entwicklung: Kaum noch große Goldfunde 21.10.2009 | 11:15 Uhr | Autor: Rainer Hahn RTE Stuttgart - (www.rohstoffe-go.de) - Goldexperten machen sich Sorgen: Denn im vergangenen Jahrzehnt wurde nur eine Handvoll großer neuer Goldfunde gemacht. Vor allem, weil die aussichtsreichsten und am besten zu erreichenden Vorkommen bereits vor längerer Zeit entdeckt und ausgebeutet wurde. Eine neue Realität, die langfristig zu deutlich höheren Goldpreisen führen könnte.
Und der Mangel an neuen Goldfunden von Weltklasseniveau entwickelt bereits Auswirkungen auf die Bilanzen in der Minenbranche. Seit dem Höhepunkt 2001 ist die weltweite Goldproduktion um fast 5 Prozent pro Jahr gefallen - obwohl sich der Goldpreis seither mehr als verdreifacht hat. Noch deutlicher fällt der Abwärtstrend in Nord Amerika aus. Dort ist die Produktion in den letzten zehn Jahren von 17,06 Millionen Unzen 1998 auf 10,59 Millionen Unzen 2008 zurück gegangen.
Teil des Problems ist, dass in der Vergangenheit an Gold reiche Gegenden wie der Abitibi Greenstone Belt im Osten Kanadas und der Carlin Trend in Nevada in den letzten Jahren keine wirklich großen Goldfudne vorweisen konnten. Die Geologen der Branche können auf immer weniger unerforschtes geologisches Terrain zugreifen, das Potenzial besitzt, wirklich gigantische Vererzungen zu beherbergen. Der größte Teil der Welt wurde schon viele Male von Explorationsgeologen untersucht, erklären Experten.
Was dazu führt, dass die Goldexplorationsbranche sich nun an die letzten geologischen Grenzgebiete machen muss. Wobei es sich oft um gerade erst entstehende Demokratien handelt, die hohe geopolitische Risiken aufweisen. Wie zum Beispiel die Mongolei. Dort hat einer der wenigen Weltklassefunde der letzten Jahre lange Zeit kaum Fortschritte gemacht, da die Regierung immer wieder die Entwicklung verzögerte. Erst nach sechs langen Jahren erhielt das Rio Tinto und Ivanhoe Mines gemeinsam gehörende Gold- und Kupferprojekt Oyu Tolgoi diesen Monat grünes Licht und konnte die in die Minenentwicklungsphase eintreten.
Doch die Aussicht auf riesige Goldfunde in entlegenen Regionen der Welt hat schon immer eine große Anziehungskraft auf Anleger ausgeübt, die es lieben zu spekulieren. Entsprechend konnten die Juniors der Bergbaubranche-Explorer und Entwickler und nicht Unternehmen, die bereits Minen bauen - allein an den kanadischen Wagniskapitalmärkten zwischen 2003 und 2008 fürstliche 37 Milliarden kanadische Dollar aufnehmen, wie Daten von Analysten zeigen.
Doch trotz dieser Flut an spekulativem Kapital wurde in den letzten sechs bis sieben Jahren nach Ansicht der Experten nur eine wirklich epische Goldentdeckung gemacht. Das 2006 von dem kleinen kanadischen Explorer Aurelian Resources aufgespürte Fruta del Norte-Vorkommen verfügt mittlerweile über 13,7 Millionen Unzen hochgradigen Goldes und über 22,4 Millionen Unzen Silber. Und es könnte noch Jahre dauern, bis diese Minen in Betrieb geht, da sich die ekuadorianische Regierung immer wieder einmischt.
Vielleicht sind nicht alle wirklich großen Goldfunde bereits gemacht, doch es wird immer schwerer, sie aufzuspüren und zu entwickeln. Vor allem auch auf Grund immer strikterer Gesetze zum Umweltschutz auf dem ganzen Globus, die viele Projekte unwirtschaftlich machen.
Ein weiteres Hindernis auf dem Weg zur Steigerung der Goldreserven untertage ist die Tatsache, dass die Errichtung neuer, großer Minen sich in der Regel über Jahre hinzieht. Und natürlich, dass die Kosten dafür in den letzten Jahren deutlich gestiegen sind. Zudem verlangen viele Investoren jetzt, da die Goldpreise ein Rekordhoch nach dem anderen erreichen, von den Juniors der Branche, ihre Ressourcen im Boden so schnell wie möglich nachweisen. Weshalb sich diese Unternehmen verstärkt darauf konzentrieren, bestehende Lagerstätten zu aktualisieren und die Ressourcen in höhere Kategorien zu überführen, anstatt den längeren Weg zu gehen und Grasswurzelfunde methodisch voranzubringen.
Und viele der aussichtsreichen Goldlagerstätten, die zum Teil seit Mitte der 90er auf Grund des niedrigen Goldpreises auf Eis gelegen haben, hätten nun die Chance wieder zum Leben zu erwachen. Das Rennen um die Kommerzialisierung der besten Projekte ist eröffnet und ein kleiner Teil davon könnte eines Tages richtig viel Geld einbringen. Nicht alle Bemühungen aber waren von Erfolg gekrönt.
In den vergangenen Jahren aber gab es eine Handvoll Erfolgsgeschichten. Beispielsweise im Fall der Exeter Ressource Corporation, die das Weltklassekupfer- und Goldprojekt Caspiche entwickelt. Das Unternehmen sorgte für einiges an Aufsehen, als man im September eine aktualisierte Ressourcenschätzung von 19,8 Millionen Unzen Gold, 137 Millionen Unzen silber und 4,8 Milliarden Pfund Kupfer meldete. Nach Ansicht der Analysten von Canaccord Adams hat das Caspiche-Vorkommen alle Anzeichen einer wirklich signifikanten Entdeckung.
Gleichzeitig weisen andere Branchenbeobachter darauf hin, dass gerade die ganz großen der Goldbranche ständig darum kämpfen, ihre ausgebeuteten Reserven zu ersetzen. Insbesondere Erz mit hohen Goldgehalten, dessen Bestand oft gerade zu einem Zeitpunkt deutlich verringert wurde, als Gold deutliche weniger einbrachte als derzeit.
Man muss bedenken, dass die drei größten Goldproduzente der Welt â€" Barrick Gold, Anglogold Ashanti und Newmont Mining allein jeweils zwischen 5 und 8 Millionen Unzen Gold pro Jahr produzieren. Das bedeutet: Eigentlich müssten sie pro jahr mindestens ein neues mehrere Millionen Unzen lieferndes Vorkommen in Produktion, nur um diesen Ausstoß auszugleichen. Aber das gelingt ihnen nicht.
Und auch die anhaltend über der Marke von 1.000 US-Dollar je Unze notieren den Goldpreise sorgen nicht dafür, dass die Entwicklungszeit von Minen von 3 bis 7 Jahren wesentlich reduziert wird, da diese zu einem großen Teil auch von regulatorischen Dingen abhängt. Dieses Szenario wird zweifelsohne dafür sorgen, dass die Goldpreise in absehbarer Zukunft auf hohem Niveau verweilen und wahrscheinlich noch weiter ansteigen. Gute Nachrichten also für Mineunternehmen, die über Reserven und/oder Ressourcen verfügen, die damit immer wertvoller werden.
|