Fazit vorab: Aus logistischer Sicht (mein beruflicher Background) ist das Marketplacegeschäft absolut förderlich, sofern GFG den operativen Prozess vom Wareneingang bis Warenausgang 100% standardisiert darstellen kann. Hierfür muss man jedoch die Lieferanten in Bezug auf Einhaltung von Standards disziplinieren - denn Durchsatz ist der in der Logistik entscheidend für ein hohe Produktivität von Personal und Assetauslastung, was gerade im Peak von Relevant ist.
Da ich die operativen Details von GFG nicht kenne, ist das Nachfolgende allgemein auf Fashion Fulfilment bezogen: Für die Logistik macht der Umstand Eigenware oder Marketplace keinen Unterschied, wenn die Prozesse sauber definiert sind (speziell möglichst einheitliche Kartongrößen, 100% Labelung im Wareneingang, möglichst sortenreine Anlieferung, etc.) und die Assets (speziell IT-Software, Lagerequipment und Sortiertechnik) speziell auch das Business abgestimmt sind. Speziell Amazon, aber auch Zalando, haben große Mannschaften zur Planung und Optimierung der Logistikprozesse in eigenen, aber auch Logistikdienstleister-Lägern.
Durch Steigerung des Durchsatzes mit Marketplace-Ware können alle Assets (vor allem die teuren wie mehrgeschössige Fachbodenregale und Automationstechnik wie Taschensorter und Warenausgangssorter) deutlich effizienter genutzt werden. Im Falle einer Automation ist aber wichtig, dass man sehr gute Kenntnis über die Verweildauer der Artikel im Lager hat, da sonst der Nutzungsgrad massiv sinkt - Klassiker beim Hochlauf von neuen operativen Abwicklungen, wenn der Sorter voll mit Langsamdreher ist. Hier kann man viel falsch machen und muss eine sehr gute IT-Software und Forecasts bzw. des Absatzes je Artikelnr. haben. Speziell Forecasting & Wave Planning ist das "A und O" in einem Fulfilment Center, um hohe Produktivitäten im Picking zu erreichen. (Wave Planning vereinfacht gesagt: Batch-Aufträge zur Steuerung von "welche Person pickt wann, was, in welcher Menge, in welcher Reihenfolge"). Tiefer ins Detail zu gehen macht keinen Sinn, da es für uns zu viele Unbekannte gibt. Ich hatte aber das Gefühl, dass die logistische Perspektive bei einem Kunden wie GFG neben der IT-Komponente sehr wichtig ist und hier bisher wenig besprochen wurde.
Rein zum Kostensplit sei zumindest für euer Gefühl in Deutschland gesagt, dass Personal rund 60% der Gesamtkosten EUR/Stk ausmacht. Wie die Kosten für Miete, Personal und Assets (speziell mehrgeschössige Fachbodenregale, Taschensorter und Sorter) außerhalb von Deutschland sind, kann ich nicht beurteilen. Auch hängt der Preis stark von Abschreibungsdauern auf die großen Brocken wie Taschensorter und mehrgeschössige Fachbodenregale bzw. der Personalkosten ab.
Ich hoffe, der Einblick hilft euch in der Gesamtbetrachtung von GFG weiter, auch wenn der Text etwas länger wurde.
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