Der Roman für den Winter von Pegida und "Charlie Hebdo" - Michel Houellebecqs "Unterwerfung" ist die neue Nummer eins der SPIEGEL-Bestsellerliste. Wir beantworten die entscheidende Frage: Und das soll ich lesen?
Gibich
: #75. Meine vorsichtige Empfehlung: nicht lesen!
Begründung: habe das Buch schon gelesen. (Gekauft nicht - die Originalausgabe ist mir beim Besuch einer Bahnhofsbuchhandlung in die Hände gefallen.) Mein Eindruck nach der Lektüre zu Hause: Dieser Houellebcq ist ein Macho-Heulbock und zugleich ein nur mäßig lustiger "Wurstel", dem im Grunde genommen alles wurscht ist.
Islamophobie kann man ihm wenigstens nicht bescheinigen, und es kommt sogar vor, dass er - hier jenseits des Buchs - ganz richtige Sachen sagt: "Die Franzosen verorten sich immer weiter rechts, der Präsident aber gehört einer Partei an, die sich sozialistisch nennt, ohne ändern zu können, dass seine Stammwähler immer ärmer werden." Auch die gegenaufklärerische Pose zeitigt begrüßenswerte Effekte: "Ich richte mich ja nur gegen die französische Aufklärung, Voltaire, Diderot, die konnten nicht scharf denken, viel zu viel Rhetorik, die sind eher Polemiker als Philosophen. Kant war schwer in Ordnung. Aber die Aufklärung hat den Menschen die Religion genommen. Und es geht nicht ohne."
LeserInnen könnte es mit an den Text gestellten Fragen ergehen wie es dem Interviewer mit seinen Fragen an den Autor ergangen ist. Er sah investigative Fragen im Gesicht des Autors "verschwinden wie einen Stein in einem dunklen Moorweiher."
Habe nur aus Verlegenheit geklaut und bin sonst keine Diebich. An jenem Tag, als ich das Buch erworben habe, war in der Münchner Bahnhofsbuchhandlung ein vom Personal nicht mehr zu bewältigendes tumultuöses Gedränge, sodass ich nicht zur Kasse vordringen konnte. Ursache: Die Auslieferung des neuesten Porno-Heftchens von "Charlie Hebdo" stand unmittelbar bevor. Die Warteschlange - übrigens auch einige Rentner darunter, die sich einen Sammlerprofit über Ebay erhofften - zog sich, wie ich hinterher erfahren habe, schon seit 1 Uhr früh durch die ganze Bahnhofshalle. Am Ende stand nicht einmal ein halbes Dutzend Exemplare des Objekts der Begierde zum Verkauf und die Masse der Interessenten ging leer aus. http://www.merkur-online.de/bilder/2015/01/18/...TITa6EqhVDu28Nef.jpg Alles klar ? - Bitte um Korrektur des Memos.