Wilex: Vorstand im Interview Bastian Galuschka
Das neue Jahr begann für die Münchener Biotech-Schmiede Wilex mit einem Paukenschlag. Die Kooperation mit UCB erweitert das Wilex-Portfolio um fünf präklinische Projekte. DER AKTIONÄR sprach mit dem Vorstandsvorsitzenden Professor Olaf G. Wilhelm über die Ziele für das Jahr 2009.
ANZEIGE
DER AKTIONÄR: Professor Wilhelm, Glückwunsch zur Partnerschaft mit UCB. Was waren die Gründe für die Kooperation? Welche Punkte würden Sie besonders hervorheben?
Professor Wilhelm: Vielen Dank. Die strategische Partnerschaft mit UCB ist ein wichtiger Schritt für die Unternehmensentwicklung. Mit der Übernahme des präklinischen Onkologie-Portfolios von UCB füllen wir unsere Pipeline auf. Die Projekte passen auch ganz hervorragend zu uns, denn wir sind spezialisiert auf Onkologie, niedermolekulare Wirkstoffe beziehungsweise Inhibitoren und natürlich Antikörper. Wir entwickeln diese Programme weiter und erhalten dadurch auch Zugang zur Antikörpertechnologie von UCB in den nächsten Jahren. Wir gewinnen mit UCB einen strategischen Investor und UCB profitiert von unserem Wissen und unserer Erfahrung in der onkologischen Forschung. UCB hat sich aber auch für uns entschieden, weil dieses Transaktionsmodell Rücknahmeoptionen der Programme für UCB beinhaltet. Es ist für beide Unternehmen eine Win-Win-Situation.
Im Vergleich zu anderen Biotech-Unternehmen verfügen Sie schon über eine weit entwickelte Pipeline. Zwei Kandidaten durchlaufen aktuell bereits die letzte Entwicklungsphase. Der Deal mit UCB kam daher für viele Marktteilnehmer überraschend. Warum gerade dieser Schritt, also die Erweiterung der Pipeline mit präklinischen Projekten?
Wir haben mit zwei Produktkandidaten in Phase III und einem Programm in Phase II bereits bewiesen, dass wir onkologische Substanzen schnell und erfolgreich klinisch entwickeln können. Vor zwei Jahren wären wir diesen Schritt sicher nicht gegangen, aber heute ist der richtige Zeitpunkt dafür, die Pipeline zu erweitern. Wir haben das Know-how und erfahrene Mitarbeiter in unserem Unternehmen.
Im Zuge der Kooperation wurde eine Tochtergesellschaft gegründet, die von UCB mit einer Barkapitaleinlage ausgestattet wurde. Wie lauten die Details?
Die GmbH wird von UCB mit einer Kapitaleinlage von 10 Millionen Euro und den fünf Onkologieprojekten mit allen Rechten und Lizenzen ausgestattet und erhält bei Erreichen der definierten Meilensteine weitere 10 Millionen Euro. Die WILEX AG erwirbt die GmbH und überträgt 1,81 Millionen Aktien aus Genehmigten Kapital an UCB.
Wo lag der Bezugskurs der Aktien?
Den Bezugspreis möchte ich nicht kommentieren.
Sind die zehn Millionen Euro, die der GmbH zur Verfügung stehen, zweckgebunden für die Entwicklung der fünf neuen Projekte?
Das Geld ist nicht zweckgebunden, wir können frei darüber verfügen.
Wie ist es nach der Kooperation um Ihre finanziellen Mittel bestellt? Wie hoch ist die Burnrate, wie lange reichen die Gelder voraussichtlich?
Ganz sicher wird diese Transaktion unsere liquiden Mittel und auch die Eigenkapitalsitation verbessern. Einen Status Quo und die Prognose für 2009 werden wir allerdings erst am 19. Februar 2009 anlässlich der Bilanzpressekonferenz bekannt geben.
Konnte mit UCB einen weiteren Kooperationspartner gewinnen: Wilex-Vorstandsvorsitzender Professor Olaf G. Wilhelm.Kommen wir auf RENCAREX® zu sprechen, einem therapeutischen Antikörper, der derzeit die klinische Phase III bei der Behandlung von Patienten mit nicht-metastasiertem Nierenkrebs durchläuft. Wie kommen Sie mit der Studie voran? Wann werden die nächsten Daten erwartet?
Die ARISER-Studie verläuft planmäßig. Die Patientenrekrutierung wurde im Juli 2008 abgeschlossen. Um den nächsten klinischen Meilenstein zu erreichen, müssen 343 Wiedererkrankungen eintreten. Wir rechnen derzeit mit dem Eintreten der 343. Wiedererkrankung frühestens im zweiten Quartal 2009. Im Anschluss werden die Daten an den 150 Zentren gesammelt und zentral durch ein unabhängiges Datenkontrollkomittee ausgewertet. Das wird sicher einige Monate in Anspruch nehmen.
Sie wollen RENCAREX® gemeinsam mit einem Partner auf den Markt bringen. Wie ist der aktuelle Stand, wann erwarten Sie einen Abschluss?
Wir haben immer gesagt, dass wir durch die Kommerzialisierung unserer Produkte Mittelzuflüsse für das Unternehmen generieren wollen. Für RENCAREX® haben wir ja bereits im April 2004 mit dem spanischen Unternehmen Laboratorios del Dr. Esteve, S.A. eine Partnerschaft für Südeuropa abgeschlossen. Für weitere Partnerschaften sind wir in Gesprächen.
Für REDECTANE®, ein Diagnostikum zur Erkennung des klarzelligen Nierenkarzinoms, haben Sie bereits einen Partner gefunden. Wie kommen Sie hier mit der Entwicklung voran? Wann erwarten Sie die Ergebnisse der Phase-III-Studie?
Im Mai 2008 haben wir die Patientenrekrutierung für REDECTANE® begonnen. Wir planen, die Patientenrekrutierung in den nächsten drei Monaten abzuschließen. Auch hier wird die Datenauswertung einige Monate in Anspruch nehmen.
Welche Produktkandidaten umfasst Ihre Pipeline noch? Welche Meilensteine erwarten Sie noch in 2009?
Neben den beiden Antikörpern findet sich in unserer Pipeline noch unser Urokinase-Inhibitor MESUPRON®. Diese oral verfügbare Substanz befindet sich derzeit in zwei Phase II-Studien: Im Juli haben wir die Patientenrekrutierung für die Phase II bei Patienten mit lokal fortgeschrittenem, inoperablem, nicht metastasiertem Bauchspeicheldrüsenkrebs abgeschlossen. Die Patienten werden derzeit mit MESUPRON® in Kombination mit Gemcetabine behandelt. Die zweite Studie in der Indikation Brustkrebs hat im August letzten Jahres begonnen. Da sind wir mitten in der Patientenrekrutierung.
Die WILEX-Aktie hielt sich bis Oktober letzten Jahres recht stabil, danach folgte ein Absturz bis auf ein Tief von gut zwei Euro. Wie erklären Sie sich diese Kursentwicklung trotz der anhaltend guten Fortschritte bei der Entwicklung Ihrer Medikamentenkandidaten?
Wie Sie richtig sagten, die Kursentwicklung ist nicht mit dem Fortschritt unserer klinischen Projekte begründbar. Aber wie jedes Jahr im letzten Quartal nehmen insbesondere institutionelle Investoren Portfoliobereinigungen vor. Ich glaube, dass dies 2008 in Anbetracht der Finanzkrise besonders rapide gemacht wurde.
WILEX größte Einzelaktionäre sind Dietmar Hopp (28,52%) und Apax (17,75%). Durch die Finanzkrise haben viele Großinvestoren arge Liquiditätsprobleme bekommen und ihre Beteiligungen zurückgefahren. Sehen Sie sich hier eventuell auch betroffen?
Nein.
Wann könnte das erste Produkt von WILEX den Markt erreichen?
Sobald wir die Daten aus unseren beiden Phase III-Zulassungsstudien haben, werden die Zulassungsanträge vorbereitet und einige Monate später eingereicht. Für die Zulassungsdauer können wir keine Prognose abgeben, da sie sich unserem Einfluss entzieht.
Professor Wilhelm, vielen Dank für das Gespräch.
Mein Kommentar : bis zum 19.2.09 (und natürlich auch danach) alles Gute !
|