Anbei noch einmal eine kurze Überlegung zur Situation des letzten halben Jahres – diese Überlegung mag überspitzt und völliger Mumpitz sein. Werde ich wahrscheinlich auch als Feedback bekommen. Hatte auch erst überlegt, ob ich damit Freunde im Forum verliere, dann ist mir aber eingefallen, dass ich hier gar keine habe.
Also meine Überlegung ist/war, was die Marktteilnehmer in 2Q bzw. im Frühsommer für Überlegungen angestellt haben und das könnte sich theoretisch wie folgt abgespielt haben:
„Smart Money“ Einschätzung: - Energiepreise explodieren, das wird a) die Urlaubsbudgets stark beeinträchtigen, b) die Kerosinpreise deutlich steigen lassen und c) erwarten die Angestellten höhere Löhne - 34% der Aktien gehören einem russ. Oligarchen auf der Sanktionsliste; Bezugsrechtsemissionen damit unmöglich und das 34% Paket könnte auf den Markt kommen; zudem reputativ gefährlich - Das Zinsniveau steigt stark an, was für ein hoch verschuldetes Unternehmen nie gut ist - Chaos an den Flughäfen führt zu Gewinneinbußen - Dass TUI in 2022 wieder ein positives underlying EBITDA erzielen wird, wurde von TUI bereits kommuniziert und sollte eingepreist sein - So gut wie alle der namhaften Sell Side Analysten sind/waren auf „Sell“ - Folge: Investoren verkaufen und Hedge Funds bauen Short Positionen auf bzw. erweitern diese aufgrund der Erwartung fallender Kurse (Citadel am 22. Juli, Gladstone am 5. Juli, Whitebox am 22. Sep, Blackrock bereits seit Jan 2021, Parkwest am 26. Aug, Millenium am 30. Sep, Marshall am 12. Aug)
Kleinanleger/Großteil des ariva Forums Einschätzung: - „Die Leute wollen in den Urlaub, die Flughäfen sind voll“ - „Aber da haben doch instit. Investoren bei 2,62 Euro die Kapitalerhöhung mitgemacht, dann muss die Aktie das wert sein“ - „Aber der baldige neue CEO hat doch auch Aktien gekauft und der weiß mehr als wir“ - „Die steigenden Energiekosten sind doch mediale Panikmache, Porsches werden doch auch gekauft“ - „Ich lasse mir doch von den Bashern nicht mein Investment kaputt reden!“ - „Bei 2,50, 2,00, 1,50 Euro ist ein Boden, die Aktie kann doch gar nicht mehr fallen“ - „Stop Losses sind ein Teufelszeug und wer das Instrument nutzt, ist selten d*ml*ch“ - „TUI wird im vierten Quartal einen dreistelligen Mio-Gewinn ausweisen und ist wieder richtig profitabel“ - „Die Analysten sind gekauft und schreiben nur für ihren Arbeitgeber“ (obwohl die Analysten richtig lagen) - „Leerverkäufer manipulieren den Kurs, gehören verboten und haben das Kurs-Disaster (größtenteils) verursacht“
Wie gesagt, das mag alles völlig aus der Luft gegriffen sein und im Nachhinein den „Monday Morning Quarterback“ zu spielen, ist immer einfach – zudem mag keiner Klugsch..... Aber vielleicht ist ja etwas dran und das würde dann auch erklären, warum Kleinanleger aufgrund fehlender Objektivität oftmals Geld an der Börse verlieren. Zumindest lasen sich viele Postings wie aus einem Lehrbuch für behavioural finance. Inkl. der Suche nach Schuldigen (Analysten/LVs) nach einer Kurshalbierung innerhalb weniger Monate.
Was ich dabei nicht berücksichtigt habe, ist der Faktor Zeit. Die LVs sind sicherlich kurzfristiger unterwegs, während das einige Foristi wahrscheinlich eher als Langfrist-Investment sehen. Soll heißen: am Ende können hier alle Recht gehabt haben.
Am Rande: ich war auch nicht „smart“, denn sonst hätte ich mit meiner skeptischen Meinung Geld verdient. Das habe ich nicht. Und bei anderen Aktien von mir habe ich auch deftig einen auf den Deckel bekommen und habe zugesehen, wie die LVs und andere wesentlich intelligenter vorgegangen sind. Das muss ich akzeptieren, fange aber nicht an, mit dem Manipulationsvorwurf um die Ecke zu kommen. Und höre mir immer gerne die Skeptiker im Forum an.
Letzter Punkt: das obige beinhaltet natürlich auch keine aktuelle Einschätzung zur Aktie. Wenn ich heute eine Position nehmen müsste, dann wäre das auf der Long-Seite.
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