Nordex: Verkauf mit Rückenwind JOURNALISTEN Die Gerüchte überschlagen sich, der Kurs explodiert. Nach REpower könnte auch der zweite große deutsche Windkraftanlagenhersteller übernommen werden. Goldman Sachs, das den TecDax-Konzern mit anderen Banken vor zwei Jahren noch aus der Schieflage gerettet hatte, spricht nun mit möglichen Käufern. Drei Bieter sollen bereits in der engeren Auswahl stehen... von Nils Jacobsen Chefredakteur von Yeald.de und Freier Wirtschaftsjournalist in Hamburg. mehr... Kontakt:
Der Wind hat gedreht – und wie. Bei 21,21 Euro notierte die Nordex-Aktie am vorvergangen Freitag nur noch zu Handelsstart – happige 39 Prozent schlechter als noch beim Anfang Juli aufgestellten Allzeithoch bei 34,63 Euro. Ganze sechs Handelstage später hat der Norderstedter Windkraftanlagenhersteller dieses Niveau jedoch schon wieder erreicht: Bei exakt 34,64 Euro schloss das Papier gestern im Xetra-Handel – bei 38,32 Euro hatte die Aktie sogar kurz nach Handelsbeginn notiert.
Das entspricht in der Spitze einer mirakulösen Kurssteigerung von 80 Prozent innerhalb von nicht einmal eineinhalb Wochen. Und auch seit Jahresbeginn macht keiner Nordex etwas vor: Mit einem furiosen Kursplus von 151 Prozent führt der TecDax-Konzern die Wertentwicklung unter allen deutschen Aktienindizes in diesem Jahr bislang klar an.
>> Rasante Geschäftsentwicklung: Gewinn 2007 bislang verdoppelt
Doch woher kommt die plötzliche Kursexplosion? Einerseits sind fundamentale Gründe für die Kursentwicklung verantwortlich. So konnte Nordex vor wenigen Tagen eine Halbjahresbilanz präsentieren, die gegenüber dem Vorjahr deutliche Verbesserungen erkennen ließ. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) in den ersten sechs Monaten konnte verdoppelt werden – ein Anstieg von 7,6 auf nunmehr 15,3 Millionen Euro.
Auf Quartalsbasis sind die Zuwächse noch beachtlicher: Nach 3,9 Millionen im Vorjahreszeitraum verdiente der TecDax-Konzern zwischen April und Juni dieses Jahres nun schon 9,7 Millionen Euro vor Steuern und Zinsen. Auch die Umsätze zogen an, obwohl Verschiebungen bei Windparkprojekten und Lieferverzögerungen noch Ende Juni zur Herabstufung der eigenen Prognosen geführt hatten. Statt der ursprünglich avisierten 190 Millionen erlöste das Norderstedter Unternehmen zwischen April und Juni nun 172 Millionen Euro, was immer noch einem Umsatzanstieg von 35 Prozent entsprach.
>> 42 Prozent der Anteile zu veräußern: Goldman Sachs und CMP Capital wollen Kasse machen
Andererseits sorgten auch die Spekulationen um einen Verkauf von Unternehmensanteilen seit vergangenem Freitag wieder für kräftigen Rückenwind. Die Meldung ist nicht ganz neu: Bereits Ende Mai hatte das Unternehmen bekannt gegeben, dass die Investmentbank Goldman Sachs und die Beteiligungsgesellschaft CMP Capital Management ihre Anteile am Unternehmen, die sich auf immerhin 17,4 und 26,7 Prozent belaufen, in absehbarer Zeit veräußern wollen.
Nach einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ) könnte die Transaktion der Großaktionäre sogar noch in diesem Jahr über die Bühne gehen. Und damit sogar die Mehrheitsverhältnisse wechseln: Zwei Banken, die jeweils über weitere 4 Prozent der Anteile verfügen – Medienberichten zufolge die HypoVereinsbank und HSH Nordbank – sind nämlich über einen sogenannten Poolvertrag an die Aktienpakete Goldmans und CMPs gebunden und würden damit gleichermaßen ihre Bestände veräußern.
>> Strategischer oder Finanzinvestor?
Börsianer reagierten angesichts der Verkaufsoption des TecDax-Highflyers euphorisch und schickten die Aktie am Freitag und gestern abermals nach oben. "Das wäre hervorragend, wenn sich ein strategischer Investor findet", kommentierte ein Analyst gegenüber den Finanzinformationsdienst dpa-AFX die jüngste Entwicklung.
Zumal es an Interessenten nicht mangeln soll: So berichtet die FAZ von drei Bietern, die aus Sicht der Investmentbank attraktive Angebote vorgelegt hätten und damit in der engeren Auswahl stünden. Als mögliche Übernahmekandidaten kämen sowohl strategische als auch Finanzinvestoren in Frage – soll heißen: Größere Energieversorger oder Private Equity-Gesellschaften. Letzteren könnten indes bereits die Kurse davonlaufen. "Ein Teil der M&A-Fantasie ist bereits eingepreist", glaubt etwa HSBC-Analyst Burkhard Weiss.
>> Profitable Rettungsaktion: Einsatz in zwei Jahren vervielfacht
Für einen klassischen Energieversorger –
§ den Nordex nach Zeitungsberichten angeblich bevorzugt – könnte der Wachstumsmarkt Windkraft indes ein interessantes Geschäft sein. Nicht überraschend taucht dann auch der Name des französischen Atomkonzerns Areva als möglicher Bieter im FAZ-Artikel auf. Die Franzosen hatten im Übernahmepoker um den deutschen Nordex-Konkurrenten REpower jüngst den Kürzeren gegen den indischen Wettbewerber Suzlon gezogen. Einer möglichen Übernahme von Nordex könnte allerdings noch die bestehenden REpower-Anteile in Höhe von 30 Prozent im Weg stehen. Auch über ein Engagement des nationalen Platzhirsches E.on waren bereits Ende Mai Spekulationen aufgekommen, als der Dax-Konzern verkündet hatte, rund drei Milliarden Euro in erneuerbare Energie – und davon hauptsächlich in die Windenergie – investieren zu wollen.
Für die Investmentbank Goldman Sachs und die Beteiligungsgesellschaft CMP Capital dürfte die Veräußerung der Nordex-Anteile indes zu einer der profitabelsten Transaktionen des laufenden Jahrzehnts werden. Tatsächlich ist es nämlich erst rund zwei Jahre her, dass die beiden Gesellschaften beim arg in Schieflage geratenen Windkraftanlagenbauer eingesprungen waren und dabei jene Unternehmensanteile erworben hatten, die sie nun wieder veräußern wollen. Kaufpreis damals im Rahmen einer Kapitalerhöhung: 1 Euro je Aktie.
Disclosure: Der Autor hält Positionen in Nordex
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