Donnerstag, 1. Juni 2006 Rendite hat noch Luft Deutsche-Bank-HV
Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann setzt Deutschlands größtem Geldhaus nach der kräftigen Steigerung der Ertragskraft noch ehrgeizigere Renditeziele. Betrachte man die letzten drei Jahre zusammen, habe die Bank mit einer Ausschüttung von 2,50 (2004: 1,70) Euro je Aktie die Dividende fast verdoppelt, sagte Ackermann auf der Hauptversammlung in Frankfurt laut Redetext. "Wir bringen damit zugleich unsere Zuversicht zum Ausdruck, auch künftig die Profitabilität der Deutschen Bank nicht nur auf hohem Niveau halten, sondern noch steigern zu können." Ackermann hat für sein Haus eine Eigenkapitalrendite von 25 Prozent vor Steuern als Ziel ausgerufen und diese Marke im vergangenen Jahr wie geplant erreicht. In den ersten drei Monaten 2006 lag das Institut mit 40 Prozent jedoch deutlich über der eigenen Messlatte, so dass auch eine Anhebung des Renditeziels nicht mehr ausgeschlossen scheint. Zumal der mittlerweile an die Aufsichtsratsspitze gewechselte frühere Finanzchef Clemens Börsig Anfang Mai gesagt hatte, die Bank könnte in der zweiten Jahreshälfte ihre Ziele anheben. Die bisherige Ankündigung, auf Dauer eine Rendite von 25 Prozent erreichen zu wollen und zweistellige Zuwachsraten beim Ergebnis je Aktie anzuvisieren, wiederholte Ackermann nicht. "Wir sind in der Lage und setzen alles daran, auch 2006 von einem voraussichtlich wiederum freundlichen gesamtwirtschaftlichen Umfeld profitieren zu können", sagte er lediglich. International will sich die Bank nach Worten ihres Vorstandsvorsitzenden auf Wachstumsmärkte konzentrieren. "Dabei verbinden wir organische Investitionen in interessante Geschäftsfelder mit sinnvollen Akquisitionen", sagte er. Zukäufe seien jedoch kein Selbstzweck, sie müssten finanziell überzeugen. Auch in Deutschland wolle die Bank ihre Position ausbauen. "Hierzu können auch gezielte Zukäufe zum Wachstum unseres Privatkundengeschäfts beitragen", bekräftigte Ackermann. Indirekt bestätigte er, dass die Deutsche Bank nach wie vor im Bieterwettstreit um die von der Bankgesellschaft Berlin zum Verkauf gestellte Berliner Bank ist: "Dies belegt zum Beispiel unser Interesse an der Berliner Bank zum Ausbau unseres Filialgeschäfts in Deutschland." Finanzkreisen zufolge hat neben der Deutschen Bank auch noch die Mittelbrandenburgische Sparkasse (MBS) gute Chancen auf einen Zuschlag. Seit der Hauptversammlung 2005 hat die Deutsche Bank nach eigenen Angaben im Rahmen ihres Aktienrückkaufprogramms knapp 35,85 Millionen Anteilsscheine zurückgekauft. Dies entspreche etwa 6,5 Prozent des Grundkapitals zur letzten Hauptversammlung, hieß es. "Für die zurück erworbenen Aktien haben wir im Durchschnitt 87 Euro bezahlt, insgesamt also circa 3,12 Milliarden Euro." Die Deutsche Bank will ihre Aktionäre auf der Hauptversammlung erneut um die Ermächtigung zum Rückkauf eigener Anteilsscheine bitten. Ackermann räumt Fehler ein Bei der Hauptversammlung räumte Ackermann Fehler des Kreditinstituts bei der umstrittenen Mitarbeit bei Steuersparmodellen in den USA in den 1990er Jahren ein. "Es gab in der Vergangenheit Vorgänge, die im Zusammenhang mit der Internationalisierung und dem Ausbau unseres Geschäfts standen und mit Unternehmen, die wir übernommen haben", sagte der Manager. "Damals wurden Geschäftspraktiken anders beurteilt, als wir dies heute tun." Kein Geschäftsabschluss der Welt sei es aber wert, dafür die Reputation der Bank aufs Spiel zu setzen. Allerdings habe sich in den vergangenen Jahren auch das Ausmaß der Regulierung dramatisch erhöht. Im März hatte Deutschlands größtes Geldhaus wegen eines schwelenden Rechtsstreits um US-Steuersparmodelle Rückstellungen von 250 Mio. Euro angekündigt und deshalb den Gewinn des vergangenen Jahres nach unten korrigiert. Neben der Deutschen Bank sind auch andere Institute von Ermittlungen der US-Behörden betroffen - etwa die Münchener HVB. Sie hatte sich im Februar mit den Behörden auf die Zahlung von rund 30 Mio. Dollar Ordnungsgeld und Wiedergutmachung geeinigt. Finanzkreisen zufolge ist die Deutsche Bank aber in weitaus größerem Umfang involviert als die Münchener. Vorgehen bei Grundbesitz-Invest verteidigt Ackermann verteidigte das Vorgehen von Deutschlands größtem Geldhaus bei der Schließung des Immobilien-Fonds Grundbesitz-Invest. Die Entscheidung, die Rücknahme der Fondsanteile für die Dauer der Neubewertung auszusetzen, sei im Interesse der Anleger erfolgt. "Es war die einzige Möglichkeit, den korrekten Anteilspreis verlässlich zu ermitteln und eine Gleichbehandlung aller Anleger sicherzustellen." Nach der Wiedereröffnung des Fonds im März 2006 habe sich die Bank trotz aller Anfeindungen an ihre Zusagen gehalten und wie angekündigt private Investoren entschädigt. Mit der Schließung des Grundbesitz-Invest im Dezember hatte die Deutsche Bank eine Krise bei den offenen Immobilienfonds ausgelöst und ein Tabu gebrochen. Erst nach tagelanger Kritik von Anlegern, Politikern und Medien hatte sich das Institut dazu bereit erklärt, Investoren zumindest teilweise zu entschädigen. Letztlich betrug die Abwertung des Immobilien-Portfolios aber nur 2,4 Prozent. Der Grundbesitz-Invest musste wegen der Schließung einen massiven Vertrauensverlust hinnehmen: Seit der Wiedereröffnung haben die Anleger Kapital in Milliardenhöhe abgezogen.
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