USA Deutschstunde mit „Rummy“
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| Der amerikanische Verteidungsminister Donald Rumsfeld | |
| 21.03.06, 08:35 Uhr | Ein Vergleich zwischen dem Irak und Deutschland nach dem Weltkrieg bringt Verteidigungsminister Donald Rumsfeld in die Kritik. Die Forderungen nach einem Rücktritt wachsen.
US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld ist immer für eine Kontroverse gut. Schon vor dem Irakkrieg sorgte der Pentagonchef weltweit für Empörung, als er Amerikas atlantische Alliierte je nach ihrer Kriegswilligkeit in ein „Altes“ und ein „Neues Europa“ aufteilte. Wenig später stellte er Deutschland mit den Schurkenstaaten Libyen und Kuba auf eine Ebene: Schließlich würde keines der drei Länder den US-Einsatz im Irak unterstützen, argumentierte er damals scharfzüngig.
Durchhalten bis zum Sieg
Jetzt macht Rumsfeld erneut mit einem gewagten Vergleich von sich Reden. In seinen Augen unterscheidet sich die gegenwärtige Lage im Irak kaum von der Situation in Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg. Damals habe Amerika den Deutschen wieder auf die Beine geholfen, und heute müsse es den Irakern auf die Beine helfen, lautet seine Logik. Und das heißt: Durchhalten bis zum Sieg.
Warnung vor der Katastrophe
Ein vorzeitiger Truppenabzug aus dem Irak könnte in einer Katastrophe enden, warnt „Rummy“, wie US-Präsident George W. Bush seinen Mann im Pentagon nennt, in der Tageszeitung „Washington Post“: „Wenn wir dem Nachkriegs-Irak jetzt den Rücken kehren, dann wäre dies das moderne Gegenstück einer Rückgabe des Nachkriegs-Deutschlands an die Nazis.“
Kritik von Henry Kissinger
In den USA stößt Rumsfelds eigenwillige Geschichtsstunde bereits in beiden politischen Lagern auf teils herbe Kritik. Der Republikaner Henry Kissinger, der unter den Präsidenten Richard Nixon und Gerald Ford Außenminister war, hält den Nazi-Vergleich für völlig unhaltbar: „Unsere Gegner in Deutschland lagen (nach dem zweiten Weltkrieg) am Boden. Außerdem gab es keine nennenswerte Widerstandsbewegung.“
Noch deutlichere Töne schlägt Zbigniew Brzezinski an, der Sicherheitsberater von Demokratenpräsident Jimmy Carter war: „Dieser Vergleich ist für alle, die die historischen Fakten kennen, absolut absurd. Wenn Minister Rumsfeld so daherredet, dann kennt er entweder die Geschichte nicht, oder er ist ein Demagoge.“
Erste Rücktrittsforderungen werden laut
Auch im amerikanischen Militär wächst der Unmut über Rumsfeld. Generalmajor Paul Eaton, der in den Jahren 2003 und 2004 die Ausbildung des irakischen Militärs leitete, fordert inzwischen offen Kopf des unpopulären Verteidigungsministers: „Mr. Rumsfeld muss zurücktreten“, schreibt Eaton in der „New York Times“: „Er hat bewiesen, dass er sowohl strategisch, als auch operational und taktisch inkompetent ist. Außerdem ist er mehr als jeder andere dafür verantwortlich, was aus unserer wichtigen Mission im Irak wurde.“
Rumsfeld habe den Irakkrieg mit viel zu wenigen und vielfach zu schlecht ausgerüsteten Soldaten geführt, lautet der Hauptvorwurf der US-Streitkräfte gegen den Pentagonchef. Vor allem deshalb sei die Gewalt im Land erst so richtig eskaliert, nachdem Bush die US-Mission dort im Mai 2003 für erfüllt erklärt hatte. Den Preis dafür müssten jetzt die amerikanischen Truppen vor Ort zahlen.
Knappe Reaktionen aus dem Pentagon
Der Demokratenführer im Außenausschuss des US-Senats, Joseph Biden, ist davon überzeugt, dass ein Rumsfeld-Rücktritt auch dem internationalen Ansehen der USA helfen könnte: „Stellen Sie sich nur einmal vor, was los wäre, wenn morgen die Zeitungsschlagzeilen in Amerika und rund um den Globus verkünden würden, dass Rumsfeld gefeuert wurde. Das würde den Rest der Welt motivieren, uns zu helfen. Ja, er sollte zurücktreten.“
Die Reaktion aus dem Pentagon fällt denkbar knapp aus: „Minister Rumsfeld dient nach dem Belieben des Präsidenten“, meint Sprecher Bryan Whitman trocken. Das soll heißen: Solange Bush an „Rummy“ festhält, ist an einen Abgang nicht zu denken.
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