In einer Woche verspielte er Milliarden und brachte den Hedge Fonds Amaranth Advisors an den Rand des Ruins. Bislang galt Brian Hunter als Wunderknabe der Finanzmärkte. Seine Kritiker sagen jedoch, eine schon lange tickende Zeitbombe sei nun explodiert. Wer ist der mysteriöse Fondsmanager aus Kanada?Fünf Milliarden Dollar in einer Woche verloren Das Vertrauen der Investoren ist dahin, im Moment zumindest. Geradezu kniefällig entschuldigte sich Nick Maounis kürzlich in einer Telefonkonferenz bei seinen Investoren: "Wir fühlen uns schlecht, weil wir unser Geld verloren haben", erklärte der Gründer und CEO der Hedge-Fonds-Gesellschaft Amaranth Advisors, "wir fühlen uns noch viel schlechter, weil wir Ihr Geld verloren haben." In der vergangenen Woche schmolz der Wert des Hedge-Fonds-Portfolios wie ein Schokoladeneis in der Spätsommerhitze: Innerhalb einer Woche hatte Amaranth Advisors rund fünf Milliarden Dollar verloren.Der 32-Jährige Brian Hunter Nur 15 Minuten dauerte Maounis Erklärung. Nachfragen der Investoren ließ der Amaranth-Chef jedoch nicht zu - vermutlich wären sie sehr unangenehm ausgefallen, und hätten sich vor allem auf eine Person konzentriert: Brian Hunter. Der 32-Jährige leitete bislang die Energieabteilung von Amaranth Advisors - und gilt als Hauptverantwortlicher für den Milliardenverlust. Im vergangenen Jahr hatte er seinem Arbeitgeber mit Wetten auf steigende Erdgaspreise noch etwa eine Milliarde Dollar Einnahmen ermöglicht. Gier nach mehr Erfolg Doch welch altbekanntem Irrtum erliegen viele Zocker am Roulettetisch? Erfolg macht sie gierig - und sie glauben, ihn wiederholen und die Glückssträhne verlängern zu können. Also setzte Hunter weiter auf steigende Erdgaspreise, doch die sanken zuletzt kontinuierlich. Denn diesmal kam Hunter kein Wirbelsturm zur Hilfe, wie dies im vergangenen Jahr mit "Katrina" oder "Rita" der Fall war.Hunter verpasste den Moment, um seine Chips rechtzeitig vom Roulettetisch zu nehmen, bemerkte das Wall Street Journal zynisch. Dabei kennt der Fondsmanager die Launen der Märkte: "Jedes mal, wenn du glaubst zu verstehen, was die Märkte bewegt", sagte Hunter erst im Juli in einem Interview, "passiert etwas anderes." Denn gerade die Preise am Erdgasmarkt gelten als besonders volatil. Wie war es möglich, fragen sich einige Investoren, dass Hunter so viel Geld riskieren und schlicht verspielen konnte? Wieso saß er nicht in der Unternehmenszentrale in Greenwich, sondern durfte von seinem Heimatort Calgary in Kanada aus arbeiten? Hunter war so etwas wie der Superstar bei Amaranth Advisors, er genoss Sonderrechte.Er wuchs in der Nähe von Calgary auf - der Stadt, in der er bis heute arbeitet. Calgary ist die drittgrößte Stadt Kanadas. Doch sie befindet sich mitten in der Prärie, rund 80 Kilometer von den Rocky Mountains entfernt. Also wurde Hunter nicht gerade in einem Umfeld groß, das für seine umtriebige Finanzwelt bekannt ist. Hunter ist, so scheint es, globaler Finanzjongleur und Provinzler in einer Person.Hunter jobbte als Student auf einer Ölbohranlage Während seines Studiums an der Universität von Alberta jobbte Hunter auf einer Ölbohranlage im Norden des Landes, doch eigentlich gehörte die ganze Aufmerksamkeit seinem Studienfach, der Mathematik. Teure Hobbys wie Skifahren konnte er sich nicht leisten. Irgendwann befasste sich der emsige Student auch mit finanzieller Modellierung und Derivaten.
Beeindruckte seinen Chef schon als 24-Jähriger Nach Abschluss des Studiums arbeitete der damals 24-jährige Hunter für das Pipeline-Unternehmen TransCanada Corp. Damals beeindruckte er seinen Chef mit der Fähigkeit, Preisanomalien am Markt frühzeitig zu erkennen. Daraufhin durfte er wachsende Geldbeträge in Erdgasoptionen investieren.
Dann lockte die aufregende Börsenwelt Später verließ Hunter Kanada. Er folgte dem Lockruf der Börsenwelt sowie dem Reiz einer höheren Entlohnung und heuerte bei der Deutschen Bank in New York an. Dort war er für Gas-Termingeschäfte zuständig und verschaffte seinem Unternehmen zunächst saftige Einnahmen. Doch beide Seiten trennten sich letztlich im Streit - nach plötzlichen Verlusten bekamen Hunter und seine Mitarbeiter keinen Bonus. Hunter versucht in einem laufenden Verfahren, den Bonus einzuklagen. Wunderkind oder Zeitbombe? Trotz dieses Zwistes fand Hunter problemlos einen neuen Job. Der Mann, der laut Wall Street Journal von einigen als Wunderkind, von anderen als tickende Zeitbombe betrachtet wird, bekam ein Angebot vom Hedge-Fonds-Anbieter Amaranth Advisors. Sein Energie-Portfolio hat das Unternehmen inzwischen an die Großbank J.P. Morgan Chase und den Hedge-Fonds-Anbieter Citadel Investment Group verkauft, die Börsenaufsicht SEC hat eine Untersuchung angekündigt. Doch Hunters Job steht bis heute nicht zur Disposition - offiziell zumindest noch nicht. das jedoch dürfte überholt sein:Trader Brian Hunter, who lost Amaranth its US$6bn in the energy futures market, is said to have left the company.
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