Kritik an Energieriesen Bundesnetzagentur zerpflückt Strompreisformel
Deutliche Worte vom Chef der Bundesnetzagentur: Matthias Kurth kritisiert die gängige Formel "Höhere Ökostrom-Umlage gleich höherer Strompreis". Nach Meinung des einflussreichen Behördenchefs haben die Konzerne durch den Ausbau erneuerbarer Energien sogar Spielräume für Kostensenkungen. Bonn - Die Bundesnetzagentur ist eine Behörde, die nicht unbedingt im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses steht. Dabei ist ihr Einfluss beachtlich. Umso bedeutender ist es, dass sich ihr Präsident gegen die gegenwärtig laufenden Strompreis-Erhöhungen ausgesprochen hat. Es sei "sachlich nicht gerechtfertigt", die Steigerung der Ökostrom-Umlage von 1 ,5 Cent pro Kilowattstunde auf die Verbraucher umzulegen, schrieb Matthias Kurth an seinen Beirat. Eine Sprecherin der Agentur bestätigte einen entsprechenden Bericht der "Welt". Im Gegenteil wirke sich Strom aus erneuerbaren Energien dämpfend auf die Großhandelspreise aus, " da sie sukzessive teure Kraftwerke aus dem Markt verdrängen". Es ergebe sich dadurch sogar ein Spielraum von drei Cent für Preissenkungen. Gleichzeitig warnt die Bundesnetzagentur vor weiteren Verzögerungen beim Ausbau der Leitungsnetze für Strom aus erneuerbaren Energien. Selbst die von der Bundesregierung vorrangig unterstützten Hochspannungsleitungen für den Anschluss neuer Windparks kämen nur langsam voran, schreibt die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" ("FAZ") unter Berufung auf einen internen Bericht der Behörde. Widerstand der Bevölkerung Dabei gehe es um zwei Dutzend Projekte. Mit ihnen sollen die Lücken in den Übertragungsnetzen geschlossen werden, die den Ökostrom zu den Verbrauchsorten transportieren. Die Bundesregierung hatte dafür eigens ein Gesetz auf den Weg gebracht, mit dem die Planungs- und Genehmigungsverfahren beschleunigt werden sollen. Der Erfolg halte sich bisher in Grenzen, zitiert die Zeitung aus dem Bericht. Bei vielen Projekten seien Verzögerungen in der Inbetriebnahme absehbar. Bereits heute sei zu erwarten, dass bei mindestens sieben dieser Projekte der ursprüngliche Termin für die Fertigstellung nicht eingehalten werden könne. Teilweise seien Bauverzögerungen von mehreren Jahren zu befürchten. Als Gründe nennt der Bericht unter anderem den Widerstand in der Bevölkerung sowie Lieferengpässe von Anlagenherstellern. Weniger Schwierigkeiten sieht die Netzagentur laut "FAZ" bei der Finanzierung.
böl/dapd/dpa-AFX dpa Matthias Kurth: Der Chef der Bundesnetzagentur sieht Probleme beim Netzausbau. 29.11.2010
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